Die „Breitscheider Nacht“ ist der „Tanz in den Mai“ der lokalen Laufszene. Wenn sich alljährlich am Abend des 30. April Schüler,
Hobbyathleten und Anwohner auf dem Gelände des TuS Breitscheid einfinden,
entsteht Volksfestatmosphäre. Besonders deutlich wurde mir das, als meine
kleine Tochter vor einigen Jahren auf der Veranstaltung ein Eis bekam und
anschließend forderte: „Und jetzt will ich Karussell fahren!“ Fahrgeschäfte werden nicht angeboten – noch soll man laufen –
aber neben den üblichen Kuchen- und Grillständen ist ein sogenanntes
Vollwertzelt aufgebaut, in dem sich der gesundheitsorientierte Sportler an vegetarischer
Kost laben kann.
Mit anderen Worten, die Teilnahme ist Pflicht, auch wenn der letzte Ultralauf erst vier Tage zurückliegt. Immerhin handele ich mich vom 10er,
der Teil des Ratinger Laufcups ist, auf den 5-km-Lauf herunter. Die Strecke
sollte auch mit schweren Beinen zu schaffen sein. Nehme ich jedenfalls an, denn
ich bin noch nie zuvor 5 km im Wettkampf gelaufen. Doch ein leichtes Jogging am
Vortag erweist sich als recht zäh, so dass ich mir vornehme, Frau oder Sohn im
Wettkampf zu begleiten, anstatt wirklich selbst auf Zeit zu laufen. Eine Bestzeit
wird es ja sowieso.
Aber beim Einlaufen spüre ich nichts mehr von einer
Vorbelastung und stelle mich doch ambitioniert weit vorn am Start auf. Die ersten
Reihen sind allerdings komplett von Kindern belegt, von sehr schnell wirkenden
Kindern! Ich positioniere mich dahinter. Und bleibe dahinter! Die Kleinen laufen
mir alle weg! Das ist mir ja kürzlich in den Kommentaren dieses Blogs
prognostiziert worden. Es jetzt tatsächlich zu erleben, ist noch etwas anderes.
Die neue Erfahrung ist vermutlich auch der ungewohnten Kurzstrecke zu verdanken.
Bei den längeren Wettkämpfen starten die Jünglinge eher selten, wie das meist
konkurrenzlose Antreten des Pulsmesser Juniors dort zeigt. Heute unter den
ganzen anderen schnellen jungen Hüpfern wird er sich mit einem fünften AK-Platz
begnügen müssen.
Schnelle Kinder am Start (Foto: Anja Tegatz) |
Nach zwei Kilometern habe ich nicht nur freien Blick auf betörend
duftende Rapsfelder, ich kann auch das ganze – ebenfalls nicht geruchsneutrale –
Läuferfeld vor mir bis hin zum Führungsfahrzeug sehen. Das ist noch so eine
neue Erfahrung. Wann hat unsereins schon mal den ersten Läufer in Sichtweite,
wenn schon nicht in Reichweite? Ich kann sie alle vor mir durchzählen und komme
auf Dreizehn. Darunter scheinen nur wenige Erwachsene zu sein. Ich könnte
versuchen, erster Erwachsener im Ziel zu sein! Für einen AK-Platz müsste es auf
jeden Fall reichen, wenn die Konkurrenz hauptsächlich aus Minderjährigen besteht. Und
unter die ersten Zehn sollte ich es auch noch schaffen. Also nehme ich alles
Adulte ins Visier und beginne mit der Aufholjagd.
Bis Kilometer Drei ist der Herr vor mir ein- und überholt.
Die Getränkestelle ignorierend, versuche ich zum Grüppchen weiter vorn aufzuschließen.
Dort läuft ein kleines Kerlchen mit, das nach einem Kilometer irgendwo in
Hüfthöhe an mir vorbei geflutscht war. Jetzt im Wohngebiet geht es ganz leicht
bergauf, und ich brauche die ganze Strecke durch die Häuser, um zunächst einen
jungen Triathleten einzuholen. Nachdem das geschafft ist, muss ich an das
hüfthohe Kindchen heran, denn es läuft neben einem Erwachsenen. Jetzt zahlt
sich die Erfahrung des Alters aus. Denn während der Jugend kurz vorm Ziel die
Puste ausgeht, habe ich mir noch ein paar Reserven gelassen und ziehe an dem
Duo vorbei. Jetzt bin ich so schnell, dass ich den Letzten in meiner Reichweite
schon in der Kurve zur Zielgeraden überhole. So einen langen Zweikampf wollte
ich eigentlich vermeiden und erst später vorbeigehen. Der Jugendliche wehrt
sich auch. Dennoch, ich bin vorbei. Da ich aber keine Ahnung habe, ob er
Anstalten macht, mich noch einmal anzugreifen, muss ich das hohe Tempo schmerzvoll
bis ins Ziel halten.
Dort stellt sich heraus, dass ich mit meinen Beinen zwar
noch ganz zufrieden sein kann, es mit meinen Augen aber nicht mehr zum Besten
bestellt ist. Unter den acht Läufern vor mir waren doch noch drei Erwachsene.
Aber immerhin sind das zweite und dritte der unterwegs gesteckten
Ziele erreicht. Ich bin AK-Zweiter geworden.
Da auch Frau Pulsmesser mit neuer Bestzeit Dritte ihrer AK
wird, gibt es kein Murren im Familienverband, dass wir noch bis zur
Siegerehrung warten „müssen“.
Oh, das war genau die Befürchtung, die ich bei einem 5er hegte: Dass einem da die Jugend um die Beine rennt (also nach dem Senior nun auch noch die Junior Velociraptoren...). Aber wenigstens konntest Du am Ende doch ein wenig die Erfahrung der älteren Generation nutzen... Getränke kann man da sicher getrost ignorieren, sind ja nur ein paar Minuten für den Lauf. Und - wirst Du das nochmals wiederholen?
AntwortenLöschenLiebe Grüße und schönes Wochenende!
Elke
Ja, das mach ich bestimmt nochmal - es ist so schnell vorbei!
Löschen5km hört sich extrem anstrengend und schnell an. Aber ein Spaß ist es allemal.
AntwortenLöschenAber irgendwie ist es auch klar das die Kinder uns da überlegen sind. Oder hast du schonmal ein Kind gesehen das ausser Puste war? ;)
Ich fand es nicht so anstrengend, war ja ganz schnell vorbei. ;-)
LöschenOh ja, die schnelle Jugend.
AntwortenLöschenMir fällt es besonders beim Triathlon bei der Sprintdistanz auf. Da fliegen die ganz jungen einfach nur so vorbei.
Da ist unsereins völlig chancenlos.
Aber ich sag mal, 4. bei den nicht mehr ganz so jungen ist doch auch schon was :-) und das auch noch 4 Tage nach dem Ultra. Wahnsinn.
Kannst du also sehr zufrieden sein.
Liebe Grüße
Helge
Ja, bin ich, Helge. Jetzt gönne ich mir ein paar regenerative Läufe :-)
Löschen5 km...meine Güte, kaum vorstellbar. Die Hetzerei meine ich, nicht die Strecke ;-)
AntwortenLöschenDu kannst auf deine Platzierung echt stolz sein, stramme Leistung!
Schöne Grüße,
Harald
Danke, Harald!
LöschenHetzerei? Ein Bekannter ist von 100 km auf 100 m umgestiegen!