„Der Läufer frühstückt natürlich nicht einfach. Der Läufer
lädt Nährstoffe wie Patronen in ein Magazin. Seine Funktionskleidung soll ihn
nicht vor dem Wetter schützen. Sondern das Wetter vor ihm. Sein Ruhepuls ist so
niedrig, dass er sich die einzelnen Herzschläge im Kalender eintragen muss.“
So sieht Marvin sein Herrchen. Aus der Sicht seines inneren Schweinehundes Marvin beschreibt der
Autor von "ES läuft - Sei stark Schweinehund!" seine Laufabenteuer. Trotz dieses Versteckspiels lernt man den Hundebesitzer,
und damit den Läufer und Autor, während der Lektüre näher kennen. Denn wer über
das Laufen schreibt, gibt zwangsläufig Teile seiner Gefühls- und Gedankenwelt
preis. Der Autor ist überzeugt: „Der Wille ist wie ein Muskel, man kann ihn
trainieren.“
Der Leser trifft auf einen Hamburger Manager, der die Alsternähe seines Büros nutzt, um das Gewässer während
seines Trainings mehrfach zu umrunden. Gelegentlich pendelt er nicht mit Auto
und S-Bahn von seinem Wohnsitz an
der Peripherie der Stadt zur Arbeit, sondern läuft die 20 km lange und wenig attraktive,
urbane Strecke. So weit, so normal.
Doch auf seinen Dienst- und Urlaubsreisen stellt sich der
Autor ungewöhnlichen Laufherausforderungen. Es geht ihm dabei vor allem um das
Erlebnis und die Grenzerfahrung. Möglichst naturnah und minimalistisch (manchmal
sogar nackt) begibt er sich auf die Suche nach dem Glück. „Bequemlichkeit
ist ein Schleier, den man lüften muss, um das Erlebnis zu finden.“
In Dänemark klinkt er sich für einen Tag aus dem
Familienurlaub aus, weil er herausfinden möchte, wie lange er laufen kann. Nach
4 Stunden und 15 Minuten konstatiert er bzw. sein Schweinehund: „Es knackt
nicht, wenn der Wille bricht.“
Die aus dieser Erfahrung resultierende Verletzung zwingt ihn
zu einer zweimonatigen Laufpause, in der er sich durch Nahrungsumstellung zu
heilen gedenkt. Die neue Diät erlaubt Alkohol, Tabak und Schokolade. Er wird
trotzdem gesund und stürzt sich ins nächste Abenteuer.
Der fortwährende und immer gleiche Disput zwischen
Schweinehund und Herrchen zieht sich durch das ganze Buch und kann ohne
Erkenntnisverlust überblättert werden. Seine Stärke bezieht das Buch aus den
Beschreibungen der Lauferfahrungen, wenn wir den Autor bei seiner Sinnsuche begleiten und erleben, wie er durch Reduktion zum Glück finden möchte.
Nach der Durchquerung des Grand Canyon, einer läuferischen Besteigung
des Tafelbergs und dem Durchlaufen des Olympic National Parks auf der South Coast
Beach Route an einem Tag begibt sich der Autor ohne Nahrung ins schwedische
Glaskogen. In diesem Sumpfgebiet gedenkt er, an den folgenden drei Tagen zu
laufen, zu schlafen und zu angeln. Das gelingt nicht ganz nach Plan ...
Aber nach dieser finalen Prüfung ist er „Ein Häuflein Elend. Am Ende. Und glücklich.“
Aber nach dieser finalen Prüfung ist er „Ein Häuflein Elend. Am Ende. Und glücklich.“
ES läuft - Sei stark Schweinehund!, Sportwelt-Verlag, 2010
Hinweis: Das beschriebene Buch wurde mir vom Verlag kostenlos zur Verfügung gestellt.
Das sieht man es wieder
AntwortenLöschenwie gut
dass ich meinen Schweinehund
vor Jahren verlassen habe
da hat man solche Probleme nicht ! ;)
Rechtzeitig verlassen ist besser, als ihn später vor lauter aufgestauter Energie zu killen.
LöschenDas klingt nach einem interessanten Buch.
AntwortenLöschenWobei ich bei den wahnwitzigen Vorhaben des Herrchens doch gefühlsmäßig eher auf der Seite des Schweinehunds bin. :-)
Liebe Grüße
Helge
Besonders interessant fand ich, dass er am Ende das Laufen an den Nagel hängen will, um auf's Rad zu wechseln. Aber dafür hast du vielleicht wieder mehr Verständnis.
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