Sonntag, 2. Mai 2021

Ernüchterndes Ergebnis der "Funktionell-orthopädischen Diagnostik"


 Der schwarze Vorhang schließt sich, und ich stehe im Dunklen. Dann blitzen rote Laserstrahlen in allen Ecken auf. Motoren surren und lassen Kameras und Sensoren auf und ab fahren. Ich werde von Kopf bis Fuß gescannt.

Anschließend rasieren mir junge, schöne Frauen die Beine. Allerdings nur punktuell, denn ich werde bis zur Hüfte mit Sensoren beklebt. Diese kommunizieren per Bluetooth mit dem Rechner, an dem die schönen Frauen nun Platz genommen haben, um mir am Bildschirm mein Alter Ego als 3D-Modell zu präsentieren. Zusätzlich werde ich aus verschiedenen Perspektiven gefilmt. Und dann kommt der Moment, auf den ich so lange gewartet habe. Ich darf laufen!

Auf einer lächerlich kurzen Pendelstrecke renne ich durch das IFD, das Institut für Funktionelle Diagnostik in Köln. Trotz dieses Umstands stellt sich nach kurzer Zeit jenes fast vergessene Gefühl ein, das Laufen in mir auslöst. Allein dafür hat sich die Analyse schon gelohnt.

Später muss ich noch über sensitive Platten gehen, um meinen Fußabdruck zu analysieren. Und die Maximalkraft meiner Abduktoren und Adduktoren wird ermittelt.

Eine Woche später treffen sich die jungen, schönen Frauen wieder mit mir. Es stellt sich heraus, dass sie einen Master-Abschluss in Sport Technologie haben. Ich bin erstaunt, was für vielfältige Studienmöglichkeiten es gibt. Ob die Damen bei der Studienwahl allerdings geahnt haben, dass Beinrasur zu ihrem künftigen Tätigkeitsfeld gehören wird? Auch der Arzt ist bei unserem Stelldichein mit dabei, so dass eine direkte Kommunikation möglich ist. Nach dem ganzen Orakeln über unscharfen MRT-Bildern betrachte ich das als großen Fortschritt.

Bei der gemeinsamen Auswertung erfolgt die Ernüchterung. Ich hebe den Fuß zu früh, so dass die Zehen keine Gelegenheit haben, vom Boden abzudrücken. Das rechte Knie dreht sich nach innen, was zusätzlichen Zug auf die Achillessehne gibt. Der Oberkörper pendelt nach rechts. In der Hüfte bin ich zu steif, so dass dort die Stöße nicht gedämpft werden. Die hintere Oberschenkelmuskulatur ist extrem verkürzt. Es mangelt an Rumpfstabilität und Kraft in den Adduktoren und Abduktoren. Dazu kommen noch Dysbalancen und eine schiefe Hüfte. Wie konnte ich nur jemals einen Fuß vor den anderen setzen!?

Nun baue ich mit dem Physio gezielt Stabilität auf. Von unten nach oben. Momentan sind wir bei den Füßen ... 

Trotzdem steht das Ziel, Mitte Juni am 5-km-Lauf teilzunehmen. Der Physio meinte, ich möge die ersten Laufschritte ganz sanft auf Tartan versuchen. Also habe ich heute mal geschaut, ob das Stadion überhaupt zugänglich ist. Tatsächlich konnte ich dort eine erste 400m-Runde laufen. Schmerzfrei!

Sonntag, 7. Februar 2021

Osteitis Pubis und Haglund Exostose

Stumpf rostet die Klinge des Pulsmessers vor sich hin.

Seit Juli 2020 bin ich nicht mehr gelaufen. Und seit Ende Oktober habe ich den ärztlichen Rat befolgt und keinerlei Sport mehr getrieben sowie jegliche Bewegung auf ein Minimum reduziert. Ohne Erfolg! Das MRT zeigt keinerlei Verbesserungen, weder in der Ferse noch im Schambein.

Ich brauche einen Strategiewechsel und kündige dem Fortuna-Arzt die Gefolgschaft. Denn der Fußballarzt aus Köln, der eigentlich nur die Ferse betreuen sollte, hält nicht viel von absoluter Sportpause. Er schickt mich wegen des Schambeins zur Osteopathin. Nach eingehender Untersuchung gipfelt ihre Diagnose in dem Ausruf: "Sie kann man ja nirgends anfassen, ohne dass es Ihnen weh tut!" Immerhin sind mir jetzt ein paar sanfte Übungen erlaubt. In meiner Situation freue ich mich schon über Fußgymnastik und Spaziergänge. 

Doch auch dem Kölner Mannschaftsarzt vertraue ich nicht blind. Als Spezialist für Fersenoperationen hält er auch in meinem Fall einen solchen Eingriff für unausweichlich: "Ich operiere das sehr gerne!" Nachdem ich im November einige Zeit auf Krücken verbrachte, schreckt mich die Aussicht, nach der OP mindestens vier Wochen auf diese Gehhilfen angewiesen zu sein. (Da holst du dir nicht mal mehr einen Kaffee ins Homeoffice!) Ungefähr drei Monate dauert die Rekonvaleszenz nach der OP, ein Aufenthalt in der Rehaklinik nebst Arbeitsunfähigkeit inklusive. Da versuche ich doch erstmal die konservative Therapie. Stoßwellenbehandlung verbessere die Durchblutung und könne so in etwa 60 Prozent der Fälle helfen.

Bei der ersten Anwendung bricht mir im Liegen der Schweiß aus. So sehr bin ich damit beschäftigt, den Schmerz zu veratmen. Doch schon beim nächsten Mal kann der Doktor das Gerät auf maximaler Stufe laufen lassen. Und bei der vierten Behandlung findet der Arzt lange keine Stelle, an der es überhaupt noch schmerzt. Um sein Gerät zu testen, hält er es kurz an den gesunden Fuß. Mit dem Effekt, dass ich aufjaule. Als ich mich wundere, dass der gesunde Fuß mehr weh tut als der kranke, meint der Orthopäde: "Irgendwas hat man immer!"

Nur morgens nach dem Aufstehen fühle ich noch ganz kurz einen Anlaufschmerz in der Ferse. Optimimus macht sich breit und überträgt sich auf die Aussichten für's Schambein. Ich habe mich soeben für einen 5-km-Lauf im Juni angemeldet!