Montag, 27. August 2018

Mit den Siegern nach Hamminkeln


Zum Einstieg in die Herbstsaison will mein Sohn beim Citylauf Hamminkeln seine Form beim 10-km-Lauf testen. Er begleitet seinen Trainer, der auf dem schnellen, flachen Kurs schon zweimal gewann und heute vermutlich ähnliche Absichten hegt. Als dieser mich fragt, was denn mein Tagesziel sei, gebe ich angesichts meiner aktuellen Fitness zurück: „Ich werde mich einfach in eurem Ruhm sonnen.

Schon in der Vorbereitung zur „TorTour de Ruhr“ war das Tempotraining etwas zu kurz gekommen. Danach bin ich mit leeren Beinen und ebenso leerem Kopf nur vor mich hin getrottet. Entsprechend deprimierend verliefen im Urlaub die gemeinsamen Läufe mit meinem hurtigen Sohn, der mir zu bedenken gab: „Na, wenn du kein Tempo trainierst, brauchst du dich nicht zu wundern, wenn du langsam bist!

Die Maskottchen des Laufs feiern

Also beschließe ich, die beiden Raser zum Wettkampf zu begleiten, und diesen als Tempotraining zu nutzen. Der Nachwuchs schlägt mir am Morgen eine Pace von 3:48 min/km vor. Das wäre schön. Wenigstens unter 40 min möchte ich aber bleiben.

Um es kurz zu machen. Mein schönster Moment bei diesem Rennen bleibt das Absingen des Steigerlieds vorm Start. Irgendwie geht mir das sehr nahe, während alle anderen nur genervt auf den Startschuss zu warten scheinen. Dass die Veranstaltung ohnehin schon verspätet ist, hindert die Organisatoren nicht daran, das Feld weiter in der Sonne stehen zu lassen, und auch noch „Happy Birthday“ anzustimmen.

Bevor es dann doch losgeht, wird überraschend der Straßenteil abgesperrt, in dem ich mich aufgestellt habe, da die Zeitmatte nicht bis dorthin reicht. Wir Betroffenen müssen uns nach erfolgtem Schuss seitlich einfädeln. Ich finde mich weit hinten im dichten Pulk wieder. Trotzdem bin ich auf der ersten der vier Runden noch guten Mutes. Mit 3:51 min/km sah der erste Kilometer auch gar nicht so schlecht aus. Recht bald wird aber deutlich, dass ich das Tempo nicht halten kann. Dass sich bei jedem zweiten Schritt die rechte Ferse zu Wort meldet, verbessert die Gesamtsituation auch nicht wirklich. Möglicherweise liegt es an den vielen Trailruns in steilem Terrain, die ich mir in den zurückliegenden Urlaubswochen gönnte, dass sich meine Achillessehnenbeschwerden von "morgendlicher Anlaufschmerz" zu "Schmerzen beim Laufen" gesteigert haben. 

Immerhin, ich kann eine Frau als persönliche Motivatorin ausmachen. Ich überhole sie voller Optimismus, nur um in Runde Drei festzustellen, dass sie wieder direkt neben mir ist. Mittlerweile habe ich meine Ambitionen schon auf das 40-Minuten-Minimalziel herunterschrauben müssen. Im starken Gegenwind wundere ich mich, warum die Dame nicht meinen Windschatten nutzt. Weil sie mich überholt! Mir ist klar, dass ich an ihr dranbleiben muss, um die sub 40 zu retten. Ich beiße mich fest. Dann erstickt aufkommendes Seitenstechen auch das letzte Fünkchen Hoffnung. Furchtbar, wenn man in einem Rennen nach und nach die Ziele runterschrauben muss.

Auf den letzten beiden Kilometern gebe ich mir nochmal die Sporen. Mein lautes Keuchen bewegt einige der Überrundeten dazu, sich nach mir umzuwenden. Einige applaudieren sogar. Die Frau kommt wieder näher! Noch 500 m und 2 Minuten trennen mich vom 40-Minuten-Ziel. Das ist machbar! Doch erneutes Seitenstechen bremst mich ein. Während meine heimliche Häsin nach 39:57 einläuft, bleibt die Uhr für mich erst nach 40:04 stehen. So langsam war ich seit dem Ratinger Neujahrslauf 2016 nicht mehr!

Der Junior hat diesen Lauf aus der Regeneration heraus, also quasi ohne Training, mit einer neuen Bestzeit von 36:07 beendet. Das bedeutet eine Verbesserung um 30 Sekunden! Und sein Trainer ist trotz einjähriger Verletzungspause mit 31:48 der Gesamtsieger! So endet unser Ausflug insgesamt gesehen wohl doch eher positiv.