Das Ziel am Freibad auf der Rheininsel Grafenwerth soll die Familie zu einem Ausflug ins Siebengebirge locken. Doch als die Kinder hören, wann sie aufstehen müssten, heißt es: "Drachenfels? Da waren wir doch schon!" Immerhin begleitet mich die Pulsmesserin, um während meines Laufs ihre Bahnen im Schwimmbad zu ziehen (und meine Abholung im Ziel dieses Streckenlaufs zu sichern).
Ziel-Schwimmbad mit Blick zum Drachenfels |
Nach dem Start am Rheinufer verhindern nach wenigen Hundert Metern die Bonner Verkehrsbetriebe ein zu schnelles Loslaufen. Sie gönnen uns eine Ruhepause an den geschlossenen Schranken eines Bahnübergangs. Nur das Spitzenfeld hat den Fahrplan eingehalten und diese Schikane bereits passiert.
Ungefähr nach zwei Kilometern geht es in die Hügel des Siebengebirges. Eine Treppe zwingt zu den ersten Gehschritten. Der befürchtete Stau bleibt hier aber aus. Und dann gerate ich in den Zweikampf der Damen um Platz Zwei und Drei. Gemeinsam mit der Drittplatzierten ziehe ich an der bis dahin Zweiten vorbei. Doch meine heimliche Pacemakerin schnürt so konstant die Berge hoch, dass ich sie ziehen lassen muss, wenn ich ein paar Reserven für die noch ausstehenden 1000 Höhenmeter behalten will.
Am Petersberg wird es so steil, dass ich wieder Gehen muss. Hier gibt es zwei Überraschungen. Meine "Pacemakerin" kommt wieder in Sichtweite. Sie geht nur ein paar Schritte vor mir. Und wie ich ihr gerade so auf die Pelle rücke, tönt die zweite Überraschung von hinten. "Darf ich mal kurz vorbei?", fragte die Drittplatzierte, die diesen steilen Single-Trail im Laufschritt nimmt.
Obwohl der "VauPe" auf dem Gipfel standesgemäß vor dem ehemaligen Gästehaus der Bundesrepublik aufgebaut ist und auch entsprechende Köstlichkeiten (Melone, Ananas) feilbietet, verpflege ich nur kurz und lasse damit die beiden Damen endgültig hinter mir.
Blick vom Drachenfels (Archiv) |
Frohgemut widme ich mich dem Abstieg, denn beim vorbereitenden Lesen des Höhenprofils war mir ein schwerer Fehler unterlaufen. Ich hatte mir eingeprägt, dass nach dem Drachenfels alle nennenswerten Anstiege bewältigt seien. Irgendwie kommen mir bereits Zweifel, da erst etwa die Hälfte der Strecke gelaufen ist. Ein Mitläufer demoralisiert mich mit der Botschaft, dass noch die Löwenburg ihrer Bezwingung harre. Die höchste Erhebung war mir völlig durchgegangen!
Höhenprofil RHEX |
Und so wird es doch noch schwer für mich. Weitere Gehpassagen müssen eingeschoben werden, sogar an Segmenten, die ich unter anderen Umständen als eher nicht so steil eingestuft hätte. Obwohl ich noch einige Male überhole, werde ich ab jetzt von drei oder vier Läufern, die sich ihre Kräfte weit besser eingeteilt haben (oder schlicht mehr davon besitzen), regelrecht abgehängt.
Rhine-Island-Big-Band |
Letztlich werde ich nach 3:20:51 mit Pauken und Trompeten im Ziel empfangen. Denn dort spielt die Rhine-Island-Big-Band auf. Da hat Organisator Oliver Witzke wieder ordentlich was auf die Beine gestellt. Er fungiert auch als Moderator und empfängt mich als "messerscharfen Blogger, der immer schöne Laufberichte schreibt". Na, da kann man doch zufrieden die Partystimmung am Grill genießen und mal in Ruhe die ganze Palette der kostenlos gereichten, alkoholfreien Krombacher Biersorten durchprobieren.
Zielparty auf der Rheininsel |