Der "DSD Crosslauf" am 25.1.2014 führt auf einer 7-km-Runde durch Düsseldorfs Grafenberger Wald. Die Teilnehmer am Hauptlauf über 14 km absolvieren die Runde zweimal. Ich bin ein solcher und möchte meine 2011er Bestzeit von 59:25 unterbieten. Pulsmesser Jr. startet auf der halben Distanz.
Direkt nach dem Start laufen wir eine kurze Rampe hinunter, bevor sich der Weg den ersten Anstieg hinauf windet.
Die Strecke schlängelt sich, noch auf breitem Weg, relativ flach durch den Wald.
Rechts des Weges befindet sich ein kleiner Gedenkstein, den die wenigsten Läufer wahrnehmen dürften. Er erinnert an die Selbstverbrennung des kurdischen Jugendlichen Taylan Kahraman.
Aufgrund von Bauarbeiten für einen neuen Trinkwasserspeicher verjüngt sich der Pfad plötzlich und es wird eng. Gut, dass ich mich hier schon freigelaufen habe und nicht überholen muss.
Nach dem Überqueren der Pfeifferbrücke erreicht die Wegbreite ihr Maximum. Das ist zwar wenig spektakulär, aber trotzdem gut. Denn auf Runde 2 gibt es hier Gegenverkehr. Der Anstieg ist moderat, bevor wir stetig an Höhe zu verlieren beginnen und bald wieder auf "crossigere" Pfade abbiegen. Etwa nach der Hälfte der Runde bietet sich dieser Blick zu Tal.
Auf einer Runde muss man alles, was es bergab ging, auch wieder hinauf. Der erste der drei nennenswerten Anstiege ist erreicht. Der "Rodelhang" genannte Berg ist heute jedoch aper.Hier am steilen, oberen Ende muss ein langhaariger Mitstreiter bereits gehen, obwohl er mich kurz zuvor noch an diesem Berg überholte. Nun lasse ich ihn hinter mir.
Oben erreichen wir eine Forstautobahn, die wieder ins Tal führt.
In der Wolfsschlucht befindet sich linker Hand hinter einem Zaun dieser Tümpel. Die Horizontlinie lässt den Höhenunterschied erahnen, den wir noch zu bewältigen haben.
Plötzlich gellt hinter mir ein Schrei durch die Schlucht. Es ist kein Wolf, der da heult. Es klingt eher wie "Nein!" oder "Bein!" Als ich mich umdrehe, sehe ich den Langhaarigen. Er muss wieder gehen und hat wohl seinem Ärger darüber Luft gemacht.
Nach dem Ende der Schlucht ist wieder der breite Weg erreicht, auf dem wir nun in Gegenrichtung abwärts der Pfeifferbrücke entgegenstreben. Nach der Brücke verlassen wir mit einem scharfen Rechtsknick das bekannte Terrain und folgen einem Wurzelweg steiler bergab.
Am Waldrand nähern wir uns dem Ende der ersten Runde.
Der letzte Anstieg zieht sich hinauf Richtung Ziel. Der gut ausgebaute Weg ist breit genug, um eventuelle Rivalen im Endspurt zu überholen.
Zwei 7-km-Sprinter ziehen vorbei und ich überhole einen jungen Triathleten.
Die 7-km-Läufer brauchen nur noch geradeaus die letzte Rampe zum Ziel zu erklimmen. Wer 14 km laufen möchte, nimmt den Abzweig nach links und begibt sich auf Runde Nummer Zwei. So auch ich.
Hier ruft dem Triathleten ein Coach zu, dass er Neunter sei und drei Minuten hinter dem Ersten laufe. Also bin ich Achter.
In Reichweite vor mir läuft ein markantes oranges Hemd. Ich hatte es schon einmal bergab überholt. Aber bergauf war sein Träger dann wieder schneller als ich. Ich nehme mir vor, noch Siebter zu werden.
Zunächst will aber der Triathlon-Junge abgeschüttelt werden. Das gelingt recht bald, denn ich kann das markante Rascheln seiner Startnumer nicht mehr hören.
Als es wieder talwärts geht, spiele ich meinen Vorteil aus und will mich gerade vor das orange Hemd auf Nummer Sieben platzieren, da sehe ich einen zusammengefalteten Geldschein am Waldboden. Als der Sparfuchs in mir die Oberhand gewinnt, bin ich schon ein paar Meter vorbei und muss umkehren, um mich des Geldes zu bemächtigen. Nach der Färbung zu urteilen. könnten es fünf oder zwanzig Euro sein. Lächelnd stecke ich die Kohle in meinen Handschuh. Ich sagte ja, ich werde Profi und verdiene jetzt Geld beim Sport!
Das Intermezzo dürfte mich 20 Sekunden gekostet haben. Doch schon bald bin ich dem Orangen wieder auf den Fersen. Gemeinsam überholen wir auf der Bergab-Passage in die Wolfsschlucht einen Konkurrenten, womit mein Ziel von Platz Sieben bereits erreicht ist. Doch gemeint hatte ich den Herrn in Orange!
Beim Einstieg in den Wurzelweg ist es so weit. Ich ziehe vorbei. In diesem Moment bekomme ich überraschend die zweite Luft. Eigentlich hatte ich mich auf einen Zweikampf gefasst gemacht. Doch ich fliege förmlich vorbei und Orange hat keine Chance mehr.
Nun gilt es nur noch, in Würde die letzten der 340 Höhenmeter beim Anstieg ins Ziel zu bewältigen. Es sind mir ein paar Kräfte für den Schlussspurt am Hang verblieben, und ich komme als Sechster nach 55:46 ins Ziel. Das sind 3:39 min weniger als vor drei Jahren. Ich werde immer älter und immer fitter - und heute AK-Zweiter.
Der Junior erwartet mich schon strahlend. Er kam im ersten Drittel des 7-km-Feldes ins Ziel und wurde konkurrenzlos Erster der U14.
Übrigens, im Handschuh steckten fünf Euro.