Das nenne ich Luxusläuferleben! Schon zum dritten Mal
innerhalb von zwölf Monaten kann ich mallorquinische Trails unter die Füße
nehmen.
Für meinen ersten größeren Ausflug lasse ich die Familie am
Pool und das Auto an der Straße nach Betlem. Von dort starte ich stracks
bergauf zur Ermita de Betlem. Als Erstes erreiche ich den alten Waschplatz der
Einsiedler und ziehe meine Kappe durchs Wasser. Kühlung ist dringend geboten. Die
Sonne brezelt bei etwa 28 Grad. Trotzdem merke ich mir den Abstecher nach S'Alqueria Vella, den hier ein
Wanderschild ausweist, als Option für den Rückweg vor.
Nach einem kurzen Stopp an der Ermita finde ich dank
GPS-Track den versteckten Einstieg in den überwucherten Trail, der Richtung
Gipfel des Bec de Ferrutx führt. Im urwaldartigen Unterholz ist der Pfad kaum auszumachen, und die
Bodenbeschaffenheit bleibt ein Geheimnis, bis der Fuß sie ertastet.
"Urwald" |
Nachdem Höhe gewonnen ist, wird der Blick auf Berge und Meer
frei. Neben diesen Eindrücken erfreut sich mein Gemüt an den Begegnungen mit
den vereinzelten Wanderern, die sich in der Gluthitze den Berg hoch schleppen
und es kaum fassen können, dass jemand im Laufschritt an ihnen vorbei zieht.
Am Gipfel |
Nach kurzer Gipfelrast auf 528 m Höhe kommt der schönste Teil – der Downhill.
Fröhlich springe ich gen Tal. So fröhlich, dass mir Laute des Glücks
entweichen. Als ich derart jubilierend durch den „Urwald“ presche, verschrecke
ich nicht nur das Wild, sondern auch einen Wanderer. Im dichten Bewuchs hatte
ich ihn nicht gesehen. Und mein Schrei direkt hinter ihm lässt ihn zur Seite
ins Gehölz springen. Ich bin über die Begegnung nicht minder überrascht. Und es
ist mir auch ein bisschen peinlich. Und so rufe ich ihm im Weiterfliegen eine
Entschuldigung zu.
Bec de Ferrutx, 528 m |
Erneut benetze ich Mütze und Körper am Waschplatz, bevor ich
jetzt den Abstecher in Angriff nehme. Bisher war ich auf Routen und Tracks aus
dem Rother Wanderführer unterwegs gewesen. Jetzt nehme ich Neuland unter den
Pflug und stürze mich ins Abenteuer. Kaum hinter der nächsten Wegbiegung
verändert sich das Landschaftsbild, und ich bin atemlos. Nicht nur vom bisherigen
Lauf, sondern auch von dieser Schönheit. An einem Wegweiser sind ein Rundweg
und ein Aussichtspunkt angezeigt. Ich will mal wieder beides!
Eine der Steinmauern auf dem Abstecher |
Hätte ich mich doch mit dem Aussichtspunkt begnügt! Gute zwei
Stunden bin ich schon unterwegs. Die letzte Mahlzeit war das Frühstück. Und
danach hatte ich noch an einem erstaunlich anspruchsvollen, einstündigen Wassergymastik-Programm
(als einziger Mann) teilgenommen. Das macht sich jetzt alles bemerkbar. Zu spät
schiebe ich am Aussichtspunkt die mitgenommene Banane ein. Der Hungerast lässt
sich nicht mehr vermeiden, obwohl ich kurze Zeit später noch ein Gel nachwerfe.
In den Socken habe ich Sand. Zusammen mit dem ungewohnt steinigen Untergrund
hat er meine Füße zu einer roten, rohen Masse verarbeitet. So fühlt es sich
zumindest an. Ich wähne mich auf zwei großen Blasen unterwegs. (Welche Streiche
einem der Kopf so spielt, sehe ich erst am Auto, wo die Füße lediglich das käsige Weiß - auf den käsigen Geruch möchte ich hier nicht zu sprechen kommen - gegen eine starke Rotfärbung getauscht haben.) Irgendwie ist der Riemen runter. Das Gelände hat sich so verändert,
dass es sich nur noch schwer laufen lässt. Dauernd sind irgendwelche
Steinmauern zu durchsteigen. Ich ertappe mich öfter beim Fluchen. Dabei sind
ganz interessante Dinge am Wegesrand zu sehen, wie ein ehemals tierbetriebener, über 1000 Jahre alter Ziehbrunnen aus der Zeit
der muslimischen Besiedlung.
Auf jeden Fall bin ich äußerst froh, als ich endlich am
Waschplatz noch einmal „baden“ kann, bevor ich mich an den letzten Downhill zum
Auto mache. Dort komme ich nach gut drei Stunden und 22 Kilometern ungefähr so
fertig an, als hätte ich einen ganzen Marathon hinter mir. In der Trinkblase
ist kein Tropfen Wasser mehr.
Habe ich eventuell den Mund etwas zu voll genommen, als ich für
meinen nächsten Lauf den lokalen Führer gleich für vier Stunden gebucht habe?
Auf die Hitze bin ich nicht neidisch
AntwortenLöschenallerdings gefällt mir der Blick von oben
auf das Fast-Verdursten auch nicht
auch nicht auf den Urwald
ansonsten kann ich mir nicht vorstellen
wie es ist mit 28 °
wie auch
Na dann, man darf gespannt sein auf den vier Stunden Lauf !