Samstag, 25. Oktober 2014

Trailrunning Mallorca - Von Alaro nach Cuber



Ich bin die mallorquinische Hitze nicht gewöhnt. Nachdem ich bei der letzten Tour die Trinkblase komplett geleert hatte und außerdem in einen Hungerast gelaufen war, bin ich diesmal besser präpariert. Nicht nur der Magen, auch die Trinkblase (1,5 l) und zwei Flaschen (á 500 ml) sind gut gefüllt.

Mein lokaler Guide will mich von Alaro in die Bergwelt der Sierra de Tramuntana führen. Gebucht habe ich eine vierstündige Trailtour. Natürlich geht es stets bergauf, zunächst durch terrassiertes Gelände. Dann will mir der Führer einen besonders schönen Trampelpfad zeigen, findet den Einstieg aber nicht. Wir müssen umkehren und folgen stattdessen dem Verlauf einer Wasserleitung. Zunächst hat das Rohr nur einen Durchmesser von etwa zehn Zentimetern. Je näher wir dem Stausee Cuber kommen, desto dicker wird die Röhre. Sie ist teilweise durch Bergtunnel hindurch verlegt, die wir ebenfalls durchqueren. Legt man das Ohr an das inzwischen wohl 80 Zentimeter dicke Rohr, glaubt man in die Hölle hineinhorchen zu können, so brodelt das Wasser darin zu Tal.

Durch den Tunnel der Wasserleitung
Wir lauschen nicht nur in die Hölle, sondern schauen auch zum Himmel. Dort kreisen die Milane, nach denen der Laufverein „Sa Milana“ benannt wurde, in dem mein Begleiter Mitglied ist. Obwohl er seit elf Jahren auf der Insel wohnt, erlebt er gemeinsam mit mir eine Premiere, als neben den Milanen plötzlich zwei Geier am Firmament erscheinen, deren Spannweite er mit drei Metern abschätzt. Umso trauriger stimmt uns das Netz eines Vogeljägers, das wir wenig später passieren.

Zeitweise ist es zu steil zum Laufen, und wir müssen wandern. Doch irgendwann ist es geschafft. Wir sind am Stausee angekommen, der fast genauso ausgetrocknet ist wie unsere Kehlen. Seit vier Monaten habe es hier nicht geregnet. Als nächstes soll mir ein Flugzeugwrack gezeigt werden. Hoppla, das kenne ich doch schon vom Trailcamp im Frühjahr! Spontan ändert der Guide die Route. Leider entpuppt sich dieser Teil der Tour dann nur als die andere Hälfte der mir schon bekannten Runde. Das hat aber auch sein Gutes, denn das Tempo, das der Ortskundige bergab anschlägt, ist beachtlich. In diesem spezifischen Gelände ist jeder Schritt sehr bewusst zu setzen. Mit dadurch fest auf den Boden gehefteten Augen bleibt mir kein Blick für die Landschaft. Macht nichts, die kenne ich ja schon. Heute steht der Laufspaß im Vordergrund.

In der Bergwelt der Sierra de Tramuntana
Am Refugio Tossals Verds, das seit über einem Jahr nicht mehr bewirtschaftet wird, gönnen wir uns eine kurze Rast. Der Raucher misst die Pausendauer in „Zigarettenlängen“. Analog dazu ist es für mich eine „Bananenlänge“. Heute habe ich von Beginn an Powerade, Apfelschorle und Wasser getrunken. Körperliche Beschwerden bleiben dadurch komplett aus. Ganz anders geht es meinem Führer. Beim langen Bergablauf zurück nach Alaro bleibt er mehrfach stehen, um seine Beine zu dehnen. Im Ort führt sein erster Weg zum Supermarkt, wo er eine Cola kauft, die er gierig leert. Leider sind wir schon nach dreieinhalb Stunden dort zurück. Ich hatte doch vier Stunden gebucht!

Heute hätte ich noch ewig weiterlaufen können. Zum einen ist es nicht so warm, wie bei der Tour von Betlem. Zum anderen hat der Guide mich wohl nicht so geschunden, wie ich mich selbst. Wie auch immer, nach der heutigen 25-km-Runde fühle ich mich bestens präpariert für den 63,3 Kilometer langen Röntgenlauf.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen