Werner Sonntag gehört zu der Generation, die das Ultra-Laufen
in Deutschland überhaupt erst salon- bzw. wettbewerbsfähig gemacht hat. Mit 339
Marathons, davon 147 Ultras, zählt er zu den ganz erfahrenen Ultra-Urgesteinen.
Trotz allem erklärt er - sympathisch bescheiden - sein Buch "Mehr als Marathon - Wege zum Ultralauf" nicht zum Trainingsbuch
für den Ultralauf. Er stellt sogar in Frage, ob man überhaupt
universelle Ultra-Trainingspläne aufstellen könne. Sein Buch soll sich einfach
als Handreichung von Amateur zu Amateur verstehen ("Ich bin ein 'Jedermann'").
Sonntag mag sich trotz seiner vielen Erfolge beim Laufen als Amateur sehen, aber beim
Schreiben ist er Profi. Dass hier nicht einfach ein Läufer ein Buch geschrieben
hat, sondern dass ein erfahrener Autor und Redakteur gearbeitet hat, spürt man
ab der ersten Zeile. Der Leser hält hier ein hervorragend recherchiertes
Fachbuch in den Händen, das seine Quellen (wie z.B. Ernst von
Aaken) kritisch hinterfragt.
Des Autors Mindestanspruch ist offenbar, dass Ultra-Laufen als Sport
akzeptiert und toleriert wird. An zahlreichen Beispielen aus seiner umfänglichen Erfahrung
wird deutlich, dass das – gerade auch in Sportverbandskreisen – lange nicht der
Fall war. Eine Situation, mit der Sonntag noch immer nicht versöhnt scheint. Das eigentliche Anliegen des Autors besteht darin, für
das Ultra-Laufen zu werben. Wer
mit der Ultra-Distanz (bisher) keine Berührung hatte, lese also dieses Buch! Doch auch Läufer mit Ultra-Erfahrung werden noch Nutzen aus der Lektüre ziehen.
Werner Sonntag* |
Jedem Kapitel des Buches ist ein passendes Zitat vorangestellt. Allein diese Zitate-Sammlung ist schon
lesenswert. Am Ende jedes Kapitels werden die Ausführungen in ein paar
kurzen Merksätzen
zusammengefasst. Somit könnte der eilige Rezipient das Buch auch hurtig
querlesen.
Doch damit brächte er sich um das Vergnügen, den fundierten, mit
Beispielen, Quellen
und Erlebnissen belegten Argumentationen des Autors zu folgen. Nicht
alle mögen den Leser überzeugen, was Werner Sonntag auch selbst einräumt
und als Beispiel den Aufschrei einer Ärztin angesichts seiner
Behauptung anführt, man könne ohne Risiko jeden Monat einen Marathon
laufen. Doch seine Einsichten entstammen einer so extrem langen
Erfahrung (teilweise revidiert er inzwischen eigene Ansichten aus
seinen früheren Werken), dass sie alle Theorie blass aussehen
lässt. "Dies ist das Buch eines
Praktikers für die Praxis."
Dass Sonntag einer anderen Generation angehört, wird nicht nur an seiner langen Erfahrung deutlich. Auch sein Frauenbild ist davon geprägt. So postuliert er, dass gerade Frauen für den Ultra-Lauf geeignet seien, da es in diesem Bereich weniger wettkampforientiert zugehe. („Die Frau ist ein Dauerleister.“)
Dass Sonntag einer anderen Generation angehört, wird nicht nur an seiner langen Erfahrung deutlich. Auch sein Frauenbild ist davon geprägt. So postuliert er, dass gerade Frauen für den Ultra-Lauf geeignet seien, da es in diesem Bereich weniger wettkampforientiert zugehe. („Die Frau ist ein Dauerleister.“)
Ab 50 km könne man von einem Ultra-Lauf sprechen, so schreibt
Sonntag. Doch zwischen den Zeilen liest man immer wieder, dass für ihn ein
richtiger Ultra 100 km lang sein muss. Während das Finish eines Marathons noch einigermaßen planbar sei, bleibe der Ultra ein Abenteuer. Um dieses Abenteuer erfolgreich zu bestehen, liefert sein Werk jede Menge wertvolle Praxis-Tipps, z.B. zu Training, Psyche, Ausrüstung, Krise, Strategie und Ernährung.
"Den Lauf zu beenden, nur weil das Laufen schwer fällt und es irgendwo weh tut, ist nicht zu akzeptieren. Denk' daran, wenn du in Versuchung gerätst."
"Wenn du den Ultrawettbewerb läufst, denke an mich! Denke daran, dass ich wahrscheinlich dieselben Probleme wie du gehabt habe. ... Meinen letzten 100-Kilometer-Lauf bin ich im Alter von 82 Jahren gelaufen und gegangen. Da wirst du das doch auch schaffen."Werner Sonntag, Mehr als Marathon - Wege zum Ultralauf, Sportwelt-Verlag
Leseprobe
*Foto: AlphaFoto via Sportwelt-Verlag
Des Buch habe ich am Samstag geschenkt bekommen. Werde bestimmt bald anfangen darin zu schmökern :)
AntwortenLöschenWünsche dir viel Freude bei der Lektüre.
LöschenOh, das klingt mir nach einem Buch für meinen Schatz. Er beschäftigt sich ja immer mal wieder mit dem Thema Ultra Lauf.
AntwortenLöschenDa habe ich ja mal wieder ein Geschenk :-)
Von jemandem der mit 82 Jahren noch 100 KM läuft, kann man bestimmt noch einiges lernen.
Liebe Grüße
Helge
Hoffentlich freut er sich über den dezenten Hinweis, dass er doch einen Ultra laufen möge ;-)
LöschenEine sehr schön geschriebene Rezensioin. Vielen Dank dafür! Bei Gelegenheit werde ich mir das Buch sicher auch ansehen.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Rainer
Danke dir, ich denke ich werde gelegentlich immer wieder in dem Buch blättern, denn es ist sehr motivierend.
LöschenDas Buch war mir schonmal begegnet. Sollte ich an das Abenteuer "Ultra" denken, wäre das sicher mein Einstieg. Aber wenn man mit 82 noch so etwas laufen kann, habe ich ja noch etwas Zeit :-)
AntwortenLöschenLiebe Grüße
PS: Warum zeigt mir meine Blogroll schon länger einen Beitrag über Crane Barfußschuhe in Deinem Blog, und den scheint es gar nicht zu geben...?
Ich saß im Harzer Funkloch fest und habe versucht, von dort den Gewichtswert zu korrigieren. Dabei muss wohl der Status auf Entwurf zurückgesetzt worden sein. Ohne Netz ist halt nix mehr ...
LöschenDanke für den Hinweis, jetzt sollte es wieder passen.