Sportpause beim Pausensport |
„Heute kein Pausensport“, lässt uns ein Schild an der
schulischen Umkleide des Lintorfer Citylaufs am 6.4.2014 wissen. Gut, dann treiben
wir heute mal richtigen Sport!
Die Latte liegt hoch
Das jüngste Pulsmesserchen hat schon am Vortag die Latte
recht hoch gelegt und eine Bronzemedaille in neuer persönlicher Bestzeit erschwommen.
Heute gibt sie den läuferischen Auftakt und wird Fünfte ihrer Altersklasse.
Pulsmesser Jr. lässt sich auch nicht lumpen, verbessert seine 5-km-Bestzeit und
erringt die Silbermedaille in seiner Alterswertung. Herrlich, diese kleineren
Läufe, bei denen auch die Altersklassenplatzierungen entsprechende Würdigung
finden! Werde ich heute auch eine Medaille umgehängt bekommen?
Viel vor
Ich habe mir viel vorgenommen und will meine 10-km-Bestzeit vom Februar noch einmal unterbieten. Und wenn ich vor drei Jahren bei dieser Veranstaltung
mit einer 40er Zeit einen zweiten AK-Platz erreichen konnte, müsste ich es doch
heute auch aufs Treppchen schaffen, oder?
Noch fühlt es sich gut an
Am Start wird Mitläufer und Mitblogger Burkhard
auf mein Handgelenksbändchen mit den Durchgangszeiten für die vier Runden
aufmerksam und bietet mir angesichts der aufgedruckten 3:50er Pace seinen Platz
in Reihe 2 an. Doch für einen Wechsel unserer Positionen ist es zu spät. Schon
knallt der Schuss. Wie fast immer presche ich zu schnell los. Aber es fühlt
sich gut an. „Wer nicht wagt, …“, denke ich und spurte weiter. In der zweiten Kurve
überholt mich ein großgewachsener Mitstreiter, der mich noch um zwei, drei Zentimeter
überragt. „Der ideale Windschatten und Pacemaker! Da muss ich dran bleiben!“
Und wie so oft, wenn man gemeinsam mit Läufern ähnlicher Physiognomie in
gleichem Tempo unterwegs ist, stellt sich bald Gleichschritt ein.
Ein stummes Angebot
So keuche ich meinem schnellen Vorbild hinterher. Es gleitet
geräusch- und scheinbar auch mühelos dahin, während ich hörbar hechele, um die
4:43er Pace mitgehen zu können. Plötzlich wechselt der „Pacemaker“ nach links und gibt
demonstrativ die Strecke frei. Vielleicht nervt ihn mein Gekeuche in seinem
Nacken. Es ist mental nicht einfach, derart verfolgt zu werden. Er kann ja
nicht wissen, dass ich keine ernstzunehmende Konkurrenz bin und keinesfalls
noch schneller laufen kann. So muss ich sein stummes Angebot leider genauso
stumm ausschlagen.
Im Trio
Auf dem Weg zum Start-/Zielbereich sammeln wir noch einen
Konkurrenten auf und werden als Trio von Co-Moderator und Mitorganisator Marcus
Eichler begrüßt: „Da haben sich drei gefunden!“ Der dritte im Bunde lässt aber
schon bald abreißen, während ich noch immer meinem „Auserwählten“ wie ein
Schatten folge.
Noch ein Angebot und eine Überraschung
Und exakt an derselben Stelle wie auf Runde Eins gibt dieser
wieder nach links ausweichend für mich die Spur frei, unterstreicht sein
Angebot aber diesmal mit den Worten: „Na, keine Lust?“
„Wenn ich an dir dranbleibe, bin ich schon gut.“, stoße ich
mühsam hervor.
Und füge hinzu: „Wenn es denn recht ist.“
Ist es offenbar nicht, denn der Große scheint seinen Schritt
nun noch etwas zu beschleunigen. Ich bleibe zwar dran, habe aber am Ende von
Runde Zwei einzusehen, dass ich ihn ziehen lassen muss, um ein sich ankündigendes
Seitenstechen im Zaum zu halten. Gerade will ich mich zurückfallen lassen, als
etwas völlig Unerwartetes geschieht. Der „Auserwählte“ gibt auf und beendet das
Rennen!
Der Weiße Tarahumara
Das ist ja hier wie bei den Tarahumara auf der Jagd! Jene setzten den Tieren solange nach, bis diese erschöpft zusammenbrachen und sich
dann erwürgen ließen. Auf
letztes verzichte ich natürlich, hatte ich doch schon das erste überhaupt nicht im Sinn! Habe ich mich unfair verhalten, einfach jemanden als persönlichen Pacemaker zu
missbrauchen? Wer schon einmal kilometerlang einen Verfolger hinter sich
schnaufen hörte, weiß wie zermürbend das sein kann. Doch der große Schnelle
wirkte so unangestrengt. Wie sehr ich mich mit dieser Einschätzung täusche,
sehe ich erst hinterher auf den Fotos, die Frau Pulsmesser an der Strecke aufnimmt.
Sie zeigen meinen Vordermann mit hochrotem Kopf und gequältem Gesichtsausdruck.
Ich sehe aber auch nicht viel besser aus. Wenn man uns zwei leidende Leptosomen
so anschaut, kommt einem als Bildunterschrift „Flucht aus dem Gulag“ in den
Sinn.
Einbruch
Ich bin jetzt völlig allein unterwegs. Mir sinkt der Mut.
Und die Geschwindigkeit. Als ich auf einmal eine Kilometerzeit von 4:05 stoppe,
versuche ich mich endlich zusammenzureißen. Erwartungsgemäß ist die dritte Runde
die schwerste. Nun fängt auch das Überrunden an. Ideallinie kann ich jetzt
nicht mehr laufen und bahne mir im Zick-Zack meinen Weg. Endlich hat mein
Geschnaufe mal einen Vorteil. Mancher hört mein Herannahen und weicht aus. Beim
erneuten Durchlaufen des Zielbereiches hänge ich 15 Sekunden hinter meinem Plan.
Endspurt
Mehr Zeitverlust will ich nicht akkumulieren. Wenigstens
eine neue Bestzeit soll noch auf die Urkunde, wenn schon die – einfach aus der
Luft gegriffene – Zielvorgabe von 38:20 nicht erreicht werden kann. Und was
sind schon diese lächerlichen, verbleibenden zwei Kilometer? Ein Witz! Ein
einziger Endspurt!
Schön wär’s. Zumindest auf der Zielgeraden quetsche ich
nochmal die Zitrone und laufe mit neuer persönlicher Bestzeit ins Ziel. 38:39 min. Das reicht für die
Bronzemedaille in der Altersklasse!
Die sportliche Familien-Bilanz eines Wochenendes |
Hi, Beißer
AntwortenLöschendu kannst auf die Zähne beißen
rast in einem Mordstempo durchs Ziel
YES
das hätte ich mir gerne angesehen
schade dass du die Fotos " unterschlägst "
Glückwünsch für das Familienteam
YES
das gefällt mir
sehr sogar !
Vielen Dank, ich werde die Glückwünsche ans Team weiterleiten!
LöschenRespekt, respekt Herr Pulsmesser,
AntwortenLöschennatürlich für die gesammte Familie. Aber wie soll es denn auch bei den Kindern anders sein, wenn der Vater doch wie ein Blitz rennt. :-)
Glückwunsch an euch alle. Habt ihr wirklich toll gemacht.
Ich finde übrigens, es ist absolut in Ordnung, wenn man sich an einen "Hasen" hängt und hinter ihm her läuft. Ich mag es zwar auch nicht, wenn ständig jemand direkt hinter mir ist, aber das hat nix mit unfair oder so zu tun. Und wenn der Junge dann aussteigt, dann liegt das ja nicht an dir, sondern daran, das er zu hoch gepokert hat mit der Geschwindigkeit.
So ist das halt. Mal geht die Rechnung auf, mal nicht.
Wie du schon sagst: Wer nichts wagt, ...
Liebe Grüße
Helge
Danke, Helge!
LöschenIch denke eigentlich auch, dass man im Wettkampf jemanden verfolgen darf. Dafür ist es ja ein Wettkampf. Ob er wirklich deswegen aufgegeben hat, weiß ich ja auch gar nicht.
Viele Grüße!
Herrlicher Bericht! Klar ist es doch ok, dem Mitstreiter zu folgen. Ich hatte selber mal eine ähnliche Situation (http://18071960.blogspot.de/2013/07/horrem-abendlauf.html) von der wir beide profitiert haben, die andere, weil ich ihr "Schub" von hinten gab, ich, weil es mich anspornte. So what? Schließlich hast Du ja nicht die Tarahumara-Jagd vollendet. Dass der andere zu hoch gepokert hat, kann dann auch mal vorkommen. Die Fotos hätte ich natürlich zu gern gesehen!
AntwortenLöschenAber nun jammer mal nicht herum, 7. von 220 ist eine tolle Zeit und natürlich Glückwünsche an die Junioren. Nicht dass die Dich "alten Mann" bald noch älter aussehen lassen... :-)
Liebe Grüße
Elke
Danke, Elke – auch für den Hinweis auf deinen unterhaltsamen Bericht. Ich bin ein Fan von Tom!
LöschenWenn du meine Platzierung kennst, ist der Weg zu den Fotos auch nicht mehr weit, oder?
Viele Grüße!
Nein, ist er nicht, eine köstliche Bildsequenz :-)
LöschenVon mir gabs eine solche Vom Ahrathon, wo ich einen Endspurt gegen einen ganz jungen Kerl versuchte. Er hat mich zwar besiegt, aber seine Grimassen waren herrlich...
Glückwunsch zum Durchkämpfen! Gut gewagt und nicht ganz verloren. Das ist doch 'was!
AntwortenLöschenDanke, Hannes! Schön, dass du dich auch dafür interessierst, was hinter dir noch so passiert ;-) Deine Bestzeiten-Serie ist wirklich beeindruckend.
LöschenIch bin übrigens eifriger Nutzer deines Pace-Rechners.
Respekt! Ihr seid eine wahrlich sportliche und erfolgreiche Familie. Herzlichen Glückwunsch.
AntwortenLöschenDeine Geschichte zum Lauf finde ich einfach wunderbar. Ich konnte Dich regelrecht schnaufen hören und habe den Verfolgten genau vor Augen. Danke dafür! Einfach herrlich.
Claudi, das geht ja runter wie Öl! Vielen Dank!
LöschenHast du jetzt einen der gehetzten Läufer im Ziel erwürgt oder nicht?
AntwortenLöschenGlückwunsch zur Laufzeit! :-)
Gewürgt habe ich nur an meinem Mageninhalt.
LöschenDanke dir!
Glückwunsch zu der spitzen Zeit!
AntwortenLöschenIch kann des auch garnet ab wenn sich einer an mich dranhängt. Aber ich kann auch nicht lange hinter einem herrennen. Ich laufe dann lieber nach vorne und versuche wegzuziehen. Auch wenn die andere Lösung wahrscheinlich besser wäre
Hallo Markus, danke für den Glückwunsch!
LöschenWeglaufen ist nur für Sprinter wie dich eine Option.