„Gebt mir ein R!“, ruft eine Stimme seit einiger Zeit in meinem
Hinterkopf. Am 31.3.2014 um 8:30 Uhr ist es so weit. „Auf die Plätze, fertig,
los!“ So werden Ralf und ich von Gladys auf den – offiziell 60 km langen und
mit einem „R“ markierten – Ratinger Rundweg geschickt. Mein erster Ratinger Rundlauf beginnt.
Bis zum Jahr 2010 veranstaltete der TUS Breitscheid einen sog.
"Ratinger Rundlauf" auf dieser Strecke. Da es die Veranstaltung nicht
mehr gibt, bleibt nur, den Weg auf eigene Faust abzulaufen. Immerhin kann ich
so den Startpunkt frei wählen. Ich lege ihn strategisch ans Düsseldorfer Bauenhaus,
so dass alle Höhenmeter mit relativ frischen Kräften innerhalb der ersten
30 km absolviert werden können.
Und direkt hinter der gedachten Startlinie geht es auch
schon bergauf in Richtung Knittkuhl und von dort gleich wieder hinunter ins
Schwarzbachtal. So zieht sich das Auf-und-ab über die Fluren des Ratinger
Umlands mit manchem schönen Ausblick, bis wir nach 14 km den Ratinger Ortsteil
Homberg erreichen. Dort erwartet uns Gladys mit ihrem Versorgungsmobil. Obwohl
wir mit unseren Laufrucksäcken einigermaßen autark unterwegs sind, freuen wir
uns über die Unterstützung und die gereichten Köstlichkeiten.
Und ich bin noch aus einem weiteren Grund froh über die
Versorgungsstationen. Ich habe Sorge, ob mein linker Fuß über die ganze Distanz
durchhalten wird. Notfalls könnte ich unterwegs aussteigen oder wenigstens
die gedämpfteren Schuhe anziehen, die ich im Verpflegungsmobil deponiert habe.
Und selbst wenn der Fuß mitspielt, könnte Schuhwechsel angesagt sein. Denn ich
habe hoch gepokert und bin mit den nagelneuen Trailroc-245 von Inov-8 auf die
lange Strecke gegangen, obwohl ich die Schuhe bislang erst bei zwei Läufen über
13 km trug. Doch ich habe den Lesern dieses Blogs einen ausführlichen Test
versprochen. Da scheint mir diese Tour gerade richtig.
Und kaum, dass wir uns Richtung km 20 bewegen, beginnt der
Fuß auch schon heftig zu schmerzen. Es ist zum Heulen. Immerhin ist es kein stechender
Schmerz, den ein Stein verursacht, der sich genau in die empfindliche Stelle bohrt. Der Schmerz ist eher dumpf. Der ganze Vorfußbereich tut sagenhaft weh. Der
Ausstieg an der nächsten Verpflegungsstation bei km 31 ist innerlich fast schon
beschlossene Sache. Ich schwanke eigentlich nur noch zwischen Komplett-Abbruch
und Schuhwechsel. Seltsamerweise kommt es um km 29 herum zur Spontanheilung.
Der Schmerz ist so gut wie weg! So ein Körper ist doch immer wieder für eine Überraschung
gut. Da sieht man wieder, wie gesund laufen ist!
Wenig überraschend ist hingegen, dass unser Redefluss in den hohen Zwanzigern
allmählich versiegt. Zur Motivation trägt jedoch bei, dass das Höhenprofil auf
der Uhr ab jetzt keine weiteren Steigungen mehr zeigt. Außerdem ist
die nächste Etappe bei km 31 bald erreicht. Hier laben wir uns beim zweiten und letzten Zwischenstopp
noch einmal ausführlich am Versorgungsfahrzeug, bevor wir zusammen mit Gladys
die letzten Kilometer in Angriff nehmen.
Gladys begnügt sich heute mit der „Kurzstrecke“, nachdem sie
erst vor zwei Tagen den Halbmarathon in Duisburg als erste Frau beendete. Sie sorgt
dafür, dass wir das Tempo wieder etwas forcieren und unterhält uns dabei mit
ihren Erlebnissen. Im angeregten Gespräch achten wir nicht mehr auf den Weg.
Plötzlich zeigt ein Blick auf die Uhr, dass wir die Route verlassen haben. Gut
dass ich nach all den Jahren zum ersten Mal die Funktion meines Forerunners 305
nutze, einen vorgegebenen GPS-Track abzulaufen. Auf diese Weise finden wir,
ohne umzukehren zum Rundweg zurück. Dann können wir wieder ehrfürchtig Gladys lauschen
und hören, wie es sich anfühlt, als Gewinner das Zielband mit der Brust zu
zerreißen. So etwas werden Ralf und ich wohl nie selbst erleben. Aber auch wir machen
heute eine spezielle Erfahrung. Erstmalig bringen wir außerhalb einer
offiziellen Laufveranstaltung die Marathondistanz hinter uns und laufen sogar
noch darüber hinaus.
In den 40er Kilometern werden die Beine dann doch ein wenig
schwer. Die Landschaft geizt jetzt auch etwas mit ihrem Liebreiz. Aber die Strecke
ist flach! Das hilft. Nur ganz zum Schluss wartet noch der finale Anstieg auf uns,
als wir die A44 auf einer Brücke überqueren müssen. Zur Belohnung geht es auf
der anderen Seite bergab direkt ins Ziel, wo Garmin und Polar übereinstimmend
54 km anzeigen. Die Polar kann darüber hinaus noch mit barometrisch ermittelten
650 Höhenmetern punkten.
Angesichts dieser Werte haben wir uns Urkunde und Medaille
redlich verdient.
Schöne Aktion! :-)
AntwortenLöschenDanke, wir hatten Spaß!
LöschenScheint ein richtig schöner Rundweg bei euch zu sein.
AntwortenLöschenAuch hier in Stuttgart gibt es solch einen Weg der rund um den Kessel führt. Den möchte ich gerne dieses Jahr auch noch ablaufen.
Wenn du einen Laufrucksack hast, einfach mal machen und loslaufen.
LöschenTolle Sache euer langer Lauf
AntwortenLöschenwie viele sind mit dir gelaufen ?
Die Sache mit deinem Fuß ist schon eigenartig
vielleicht waren das die Endorphine
die den Schmerz unterdrückt haben
was macht er heute ?
Wie auch immer erhole dich gut
und deinen lädierten Fuß !
Wir waren zu dritt. Für eine größere Gruppe war der Montags-Termin wohl eher ungeeignet.
LöschenDer Fuß signalisierte vor dem Lauf Besserung. Und der Lauf muss wohl der Heilung irgendwie zuträglich gewesen sein. Jedenfalls spüre ich kaum noch was und kann auch wieder schmerzfrei barfuß gehen.
Laufen ist eben gesund! :-)
Diese Strecke zu laufen wäre für mich undenkbar, und bei euch hört es sich an, wie ein Sonntagsnachmittagsläufchen :-)
AntwortenLöschenDas ist ne wirklich coole Aktion. Inklusive Spontanheilung. Zum Glück, ich hatte schon Angst beim Lesen, das du aussteigen musst.
Und mit Urkunde und Medaille ist es ja sogar auch amtlich, das ihr diesen Rundweg gelaufen seid.
Ich hoffe, deinem Fuß geht es gut.
Liebe Grüße
Helge
Nein, es war ein Montagsvormittagsläufchen :-)
LöschenDanke Helge, dem Fuß geht es besser (siehe oben).
Die Medaillen haben meine Kinder für uns gebastelt ;-)
Super Sache!
AntwortenLöschenJa, war es. Vielleicht bist du ja beim nächsten Mal dabei.
LöschenHey, Glückwunsch zu den mal eben abgerissenen km! Es liest sich wie ein rundum schönes Lauferlebnis. Das mit dem Fuß würde ich allerdings im Auge behalten. "Von nix kütt nix" - wie wir Rheinländer bekanntlich ja so sagen...
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Elke
Danke, Elke!
LöschenDer Rheinländer sagt zum Glück auch: "Et hätt noch emmer joot jejange."
Aber gut, ich behalte den Fuß im Auge, und nicht das (Hühner-)Auge im Fuß.
Ihr habt vielleicht viel Gegend bei euch. Und hübsch dazu! Nächstes Mal plane ich meine Erkältung anders, damit ich mitlaufen kann.
AntwortenLöschenSoviel Grünzeug direkt vor der Haustür kann man gar nicht genug lobpreisen.
LöschenLass mich deinen Erkältungsplan wissen, damit ich den Lauftermin entsprechend eintakten kann.
Eine richtig starke Leistung! Ich ziehe meinen Hut, mache einen Diener und sage Danke fürs Mitnehmen!
AntwortenLöschenVielen Dank, du kannst wieder aufstehen ;-)
LöschenSchön, dass ich dich wenigstens virtuell mitnehmen konnte. Für eine reale gemeinsame Tour wohnst du wahrscheinlich zu weit weg.
Viele Grüße!