Dienstag, 18. Februar 2014

Mit Gerhard Schröder bei den Bertlicher Straßenläufen

Start 10 km
Beleibte Menschen schleppen üppige, in Alufolie geschlagene Kuchenpakete davon. Das ist das Bild, dass sich dem Jr. und mir bietet, als wir uns am 16.2.2014 zum Start-/Zielbereich der Bertlicher Straßenläufe begeben. Da es sich um die 92. Wiederholung der Veranstaltung handelt, hat es sich dem Anschein nach inzwischen in der Nachbarschaft herumgesprochen, dass es in der Pausenhalle preiswerten, leckeren Kuchen gibt. Den holt man sich gern zum Sonntags-Kaffee nach Hause. Das wird der Grund für die zweite der beiden Lektionen werden, die es heute zu lernen gibt.

Nach dem Zehner und einem Halbmarathon bin ich zum dritten Mal hier und will heute die 30-km-Strecke nutzen, um mich bei einem Trainingslauf unterwegs verpflegen zu lassen. Fast gleichzeitig wird ein 10-km-Rennen gestartet, bei dem ganz offiziell für die U 13 gemeldet werden darf. Das ist eher selten, und das Pulsmesserchen möchte die Gelegenheit nutzen, einen Pokal als AK-Gewinner zu verdienen.


Beim Warmlaufen fröstelt uns noch in dem starken Wind, der hier über die Felder bläst. Doch später scheint die Sonne so herrlich, dass ich ohne die 5 Windstärken bei 9 Grad mit langer Hose und Langarmhemd deutlich zu warm angezogen wäre. Die Strecke ist geprägt von Landwirtschaft und Bergbautradition. Wir passieren Misthaufen und sehen am Horizont Abraumhalden. Und ich habe heute die Muße, unterwegs Fotos zu knipsen. Den Trainingslauf will ich etwa mit etwa 70% Puls laufen und habe mir ein Tempo von 5 min/km vorgenommen.

Landwirtschaftliche Prägung
Dreimal ist die 10-km-Runde zu drehen. Schon nach wenigen Kilometern treffe ich den Blogger-Kollegen Frank Pachura, der hier seinen 83. sogenannten "MaraUltra" abhakt und natürlich wieder seine Video-Kamera dabei hat.

Um meinem Ziel, einen ganzen Marathon in Minimalschuhen zu laufen, näher zu kommen, zieren Natural-Running-Schuhe meine Füße. Auf der durchgehend asphaltierten Strecke will kein rechtes Natur-Gefühl am Fuße aufkommen. Doch Waden und Füße stecken die gleichförmige Belastung lockerer weg als befürchtet.

Auf Runde 2 schließt sich mir ein Bochumer Läufer an, der eine ähnliche Pace anpeilt. Wir geraten ins Plaudern und sind uns einig: die Sonne scheint und wir sind draußen unterwegs. Mehr wollen wir nicht! Nur das Tempo lassen wir vor lauter Begeisterung außer Acht.

Beim dritten Kreiseln ziehe ich die Geschwindigkeit wieder leicht an, was ich mit Einsamkeit bezahle. Ich nutze die Gelegenheit, den Blick schweifen zu lassen und entdecke ein paar seltsame Motive am Wegesrand.

Bei dem Namen ...

Tomaten? Super!

historische Dampfwalze
Wie eine Dampfwalze fühle ich mich heute zum Glück nicht. Mit meinen Barfußschuhen bin ich sozusagen leichtfüßig unterwegs. Die Uhr zeigt eine 4:57er Pace. Eine Zeit unter 2:30 sollte demnach planmäßig am Ende auf der Urkunde stehen. Und obwohl ich mich heute nicht dem Wettkampf stelle, kann ich mich der Atmosphäre nicht ganz entziehen und beschleunige unwillkürlich meine Schritte Richtung Ziel. Der Puls geht auf 80%, und ich muss mich bremsen. Die Überraschung erfolgt beim Finale im Stadion. Trotz der vom GPS ermittelten 4:57er Pace, ist ein kleiner Endspurt vonnöten, damit ich noch unter 2,5 h bleibe. Und wieder einmal zeigt sich: auf GPS kann man sich im Wettkampf nicht verlassen.

Die zweite Lehre des heutigen Tages kann ich gleich nach dem Duschen ziehen. Bei einem Wettkampf sollte man immer autark sein, und sich nicht auf das Verpflegungsangebot des Veranstalters verlassen. Das Erdinger ist alle, die Erbsensuppe aus. Der Grill hingegen ist an, aber leer. Vom Kuchen ist auch nichts mehr übrig. Das letzte belegte Brot kauft man vor meiner Nase. An der langen Schlange zu den Waffeln mag ich nicht anstehen und begnüge mich mit einem Kaffee. Zum Glück habe ich einen reichen Vorrat an Getränken, Obst und Brot in der Wettkampftasche. Eigentlich war diese Mahlzeit für den wählerischen Nachwuchs gedacht, der meist an den Buffets nichts Passendes findet. Doch der Junge ist so fertig, dass er keinen Appetit hat. Immerhin kann ich ihn zu Haferschleim und Banane überreden.

Im starken Gegenwind hat er heute gelitten und ist mit seiner Zeit nicht zufrieden. Trotzdem wird er als AK-Sieger mit einem Pokal geehrt. Wegen eines Computer-Problems verschiebt sich die Siegerehrung, so dass ich der Zeremonie sogar beiwohnen und gebührend applaudieren kann.

Geehrt wird auch Gerhard Schröder. Er reist seit Jahren aus Frankfurt an, um hier mitzulaufen - inzwischen in der M80. Als ältester Teilnehmer bekommt er Gelegenheit, ein paar Worte ans Publikum zu richten. Und er erzählt, dass er eigentlich aufhören wollte zu laufen. Seit er aber in der M80 unterwegs sei, habe er sich plötzlich um ein paar Minuten verbessert und mache nun weiter. Solche Männer sind mein läuferisches Vorbild!


11 Kommentare:

  1. So ein Trainingslauf mit Vollverpflegung ist natürlich perfekt. Hätte mir am Samstag auch nicht geschadet ;)
    Tolle Pace übrigens! Wird bestimmt auch n Kracher der Marathon. Wo startest denn, bzw. was für ne Zeit planste?

    Das bei solchen netten und familiären Laufveranstaltungen die Preise im Ziel, bzw. Start im Allgemeinen nicht so hoch sind finde ich sehr gut, wollen doch die Zuschauer und Mitgereisten auch nett verpflegt werden. Ich hatte mal sogar eine Veranstaltung da gab es das Weizen-Radler im Ziel für 1€, da musste ich gleich doppelt zuschlagen :)

    Ich hoffe, auch mit 80+ noch laufen zu können und noch so viel Spaß daran zu haben.

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    1. Hallo Markus,

      Laut Tabelle müsste ich mit der Zeit vom letzten Zehner den Marathon sub 3h laufen. Davon fühle ich mich aber weit entfernt, besonders wenn ich deine Trainingsberichte lese :-) Sub 3:15 wäre schon pBZ. Ich starte beim Königsforst-Marathon (siehe auch: http://daspulsmesser.blogspot.de/2014/02/fruhjahr-2014.html)

      Viele Grüße!

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  2. Liest sich vielversprechend
    die Schuhe erfüllen ihre Aufgabe
    der Läufer ebenso
    das Pulsmesserchen sowieso
    alles im Lot
    nur dass Gerhard Schröder schon 80 ist
    und läuft
    das wusste ich nicht
    du packst das
    wenn alles stimmt
    den Ehrgeiz hast du
    die Vorbereitung stimmt auch
    ich bin Pulsmesser-Daumendrücker
    doch manchmal versagen sie
    die Pulsmesser
    wie man von meinen Berichten weiß
    aber nur die echten
    nicht die scharfen ! ;)

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    1. Das Pulsmesser fühlt sich motiviert und dankt fürs Daumendrücken.
      Und Gerhard Schröder hat graue Haare!

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    2. ...au weia: hoffentlich lesen das jetzt nicht seine Anwälte! 8-)

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    3. Marktlücke Blogger-Rechtsschutz?

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  3. Schöner Lauf und Dein Sohn wird mit seinem Eifer sicher mal ganz vorne stehen! Ist natürlich schade, wenn dann die Veranstaltungsverpflegung schon alle ist, besonders, wenn man sich vorher auf das eine oder andere schon gefreut hatte... aber Du warst ja ausgerüstet. Solche Läufer wie Herrn Schröder bewundere ich extremst! Ich wünsche mir, in DEM Alter auch noch so fit zu sein (3x Holzklopfen)!
    Liebe Grüße
    Elke

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    1. Hallo Elke,
      Geben wir uns zunächst Mühe, überhaupt erstmal so alt zu werden :-)
      Viele Grüße!

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  4. Schöner Artikel, jetzt weiss ich auch um eine Ansiedlung namens Bertlich. Wie ich sehe, bist du bei Produktion und Förderung des läuferischen Nachwucheses engagiert. Sehr lobenswert, und Glückwunsch an euch beide!

    Wenn du so weitermachst, klappt das auch mit der M80. Älter wirst du von selbst. ;-)

    Deine Einleitung hat mich an einen Blogartikel von mir erinnert: Krieg um Kuchen. http://das-lauferei.de/dnp_krieg-um-kuchen/

    Cooles Foto von der Dampfwalze!

    Viele Grüße,
    Harald

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    1. Danke, Harald!
      Das auf Produktion gerichtete Engagement hat inzwischen nachgelassen.
      Verglich scheint ein Ortsteil des gleich viel bekannteren Herzen zu sein.
      Bei deinem Kuchen-Abenteuer habe ich mich amüsiert!

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    2. Bertlich und Herten! Ich liebe diese schlauen Computer!

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