Freitag, 27. Februar 2015

Neandersteig - Hilden bis Homberg?

Ein freier Tag. Ich weiß nichts Besseres damit anzufangen, als - der Leser ahnt es schon - Laufen zu gehen. Vier Tage nach einem Ultra und einen Tag vor einem 15-km-Wettkampf ist das sicher nicht die lehrbuchmäßige Trainingsmethodik. Doch ich will heute den Neanderlandsteig von Hilden bis Homberg erkunden.

Als mich der Nahverkehr am S-Bahnhof Hilden absetzt, hört der Regen auf. Die farblich invertierte Markierung, die Zuwege von den Haltestellen zum Steig kennzeichnet, finde ich hier nicht und vertraue mich dem GPS an. Knapp zwei Kilometer muss ich die doch noch ganz schön schweren Beine an einer lauten und windigen Fernverkehrsstraße entlangschleppen. Dann beginnt die typische rote Wegmarkierung mit dem weißen N.

Unterbacher See
Obwohl sich die Wegewarte viel Mühe bei der Auswahl möglichst schmaler Pfade gegeben haben, bleibt permant ein Autobahngeräusch im Ohr. Passend dazu liegt ein "Mc Donalds" am Wegesrand, was die Selbstversorger, die die gesamten 240 Kilometer zu Pfingsten ablaufen wollen, freuen dürfte. Erst am Unterbacher See verebbt der Verkehrslärm. Und ich bekomme langsam das Gefühl, durch die Natur zu rennen.

Dieser Eindruck verstärkt sich hinterm Park Morp ins Unangenehme. Hier steht der Schlamm so hoch in den zu Rinnen ausgewaschenen Wegen, dass ich mir die wasserdichten Socken an die Füße wünsche. Das nützt jetzt aber nichts mehr. In dem knöcheltiefen Matsch ist am Hang kein Vorwärtskommen. Ich weiche ins Unterholz aus und muss eine Böschung erklimmen, um wieder zum Weg zurück zu kommen. Kurz bevor ich das geschafft habe, zieht es mir die Füße zu Tal. Aus meinem Fehler in Japan habe ich gelernt und nehme diesmal die Hände im Fallen nach vorn. Ich sehe im letzten Augenblick den Hundehaufen, auf den ich zustürze. Kann die rechte Hand noch etwas beiseite ziehen und tauche nur mit dem behandschuhten rechten Zeigefinger ein. Was für eine Scheiße!

Neanderlandsteig - naturnahe Wegführung
Übellaunig und besudelt schlittere ich weiter durch die Mocke. Endlich bin ich am höchsten Punkt. Hier ist immer noch kein vernünftiges Laufen möglich. Ich wüsste auch nicht wohin. Denn an der Kreuzung sind keine Symbole mehr angebracht. Ein Blick zum GPS offenbart, dass ich nicht mehr auf dem Track bin. Warum auch immer. Ich korrigiere die Richtung und stoße bald wieder auf die vertraute Symbolik, der ich rutschend folge. Irgendwann erreiche ich die Talsohle und dort wieder festen Boden unter den Füßen. Seltsam bekannt kommt mir die Gegend vor!

Das GPS offenbart bei geringerer Zoom-Stufe, dass es den Neanderleuten gefallen hat, hinter dem Park Morp eine Wegeschleife zu beschildern. Als ich nach meinem ungeplanten Abstecher wieder auf diese stieß, bin ich offensichtlich in die falsche Richtung auf den Steig eingebogen und somit die letzten Kilometer wieder zurückgelaufen.

Ich habe schon 20 Kilometer auf der Uhr. Die Beine waren von Anfang an schwer und nochmal durch diese Schlammhölle will ich auch nicht. Ich beschließe, durch den Aaper Wald den direkten Weg nach Hause zu nehmen, den ich ab hier mit gut zehn Kilometern abschätze.

Eine Straße trennt zwei Waldgebiete. Der Wald lichtet sich, und ich beobachte einen Tiger zwischen den Stämmen. Er grinst mich vom Dach einer Esso-Tankstelle an. Da es Punkt 12 ist, lege ich hier spontan einen Boxenstopp ein. Einen Kaffee und eine Salzbrezel später starte ich erquickt durch - quasi mit aufgefülltem Tank. Was so ein Päuschen für Kräfte gibt, sollte man sich in Erinnerung rufen, falls man mal in Versuchung gerät, einen Lauf vorzeitig zu beenden.

Öko-Siedlung Düsseldorf - Unterbach
Als ich nach 32,5 Kilometern zu Hause ankomme, resümiere ich, dass das Stück zwischen Hilden und Unterbach nicht unbedingt noch einmal gelaufen werden muss. Aber mit dem Segment zwischen Park Morp und Homberg habe ich noch eine Rechnung offen!

Doch zunächst richtet sich der bange Blick auf den Wettkampf morgen.

6 Kommentare:

  1. Und wieder mal wacker und tapfer durchgehalten. Trotz Sch.... am Finger. Bitte lauf doch demnächst mit einer Action-Cam, ich bin sicher, die Bilder wären noch plastischer als es Deine Beschreibung sowieso ist! Das mit der erfrischenden Wirkung von Pausen bei einem sehr langen Lauf werde ich im Auge behalten.
    Dir aber auf alle Fälle für Deinen Wettkampf viel Erfolg!!!
    Liebe Grüße
    Elke

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  2. Momentmal, habe ich das richtig verstanden? Du willst nicht bei den 240Km starten? Aber wieso denn nicht? :)

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    1. Mach ich, wenn ich groß bin. Habe mich für das Drittel gemeldet.

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  3. Antworten
    1. Hallo Claudi, musste nicht nur nach Atem, sondern auch nach Worten ringen. Aber jetzt ist der Rennbericht online.

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