Montag, 10. September 2018

Nach 24-Stundenlauf wird Triathlon zum Duathlon


Wenn du beim Wettkampf zu schnell bist

Am Samstag habe ich Sportverbot. Meine Kinder haben es mir auferlegt, da sie sich davon eine maximale Leistung bei unserer gemeinsamen, sonntäglichen Triathlon-Staffel erhoffen. Schließlich gelte ich als das schwächste Glied im Team.

Also verbringe ich den Tag essend auf der Couch. Vorm Zubettgehen wiege ich vier Kilo mehr als am Vorabend, den ich beim 24-Stundenlauf in Ratingen Breitscheid verbrachte. Ein traumhafter Sonnenuntergang wurde von einer sternenklaren, kalten Nacht gefolgt. Es war ein Genuss, diesen Übergang laufend zu erleben. Nach 40 Kilometern hatte ich das gebuchte Nicht-Ultra-Ticket komplett ausgereizt. Gereizt war auch die Achillessehne. Zusätzlich meldete sich ein Schmerz in der linken Leiste. Die von den Kindern auferlegte Restriktion erscheint nicht völlig unangebracht.

Vorm Triathlon-Start bin ich so aufgeregt, dass ich einen neuen persönlichen Rekord aufstelle. Der nervöse Magen verlangt mir sechs Toilettengänge ab. Vielleicht besteht auch ein gewisser Zusammenhang mit der Vier-Kilo-Fressorgie des Vortages. Nicht umsonst spricht man davon „sich zu erleichtern“. Das Wettkampfgewicht dürfte wieder passen.

Ehrfurchtsvoll schreite ich in unserer Wechselzone den Fuhrpark ab. Außer dem meinen mache ich nur noch ein weiteres Tourenrad und ein Mountainbike inmitten der hochgezüchteten Rennradflotte aus. Dabei befinde ich mich lediglich in der Staffel-Zone des „Volkstriathlons“. Da wird auch Brust geschwommen!

Beginn der 2. Runde
Meine Tochter ist inzwischen der Familienstaffel entwachsen, so dass wir diesmal die doppelte Distanz (500 m Schwimmen, 20 km Rad, 5 km Laufen) absolvieren dürfen. Sie kommt als Dritte aus dem Wasser. Ich sprinte zu meinem Rad, das auf seinem Ständer steht, weil sowohl Sattel als auch Lenker zu hoch sind, um unter die Aufhängestange zu passen. Vielleicht habe ich da auch was falsch gemacht. Jedenfalls steige ich am Ende der Wechselzone genauso unbeholfen auf wie letztes Jahr. Trainiert habe ich nämlich überhaupt nichts. Die beiden hinter mir stellen sich aber noch mehr an und krachen mit ihren Rennmaschinen ineinander.

Nach meiner Beobachtung sind zwei Radler vor mir auf die Strecke gegangen. Schon bald liege ich aber an Rang Fünf. An der Steigung kann ich mich wieder auf Platz Vier zurückkämpfen. Aber spätestens auf der zweiten 10-km-Runde, als auch die Familienstaffeln sowie Swim&Run dazu kommen, verliere ich völlig den Überblick. Ich werde oft überholt. Sehr oft! Am meisten beeindruckt mich ein kleiner Junge auf einem großen Rennrad, der an mir vorbeizieht. Zweimal kann ich ihn wieder überholen. Doch letztlich fährt er mir weg. Erst im Tumult bei der Einfahrt in die Wechselzone kann ich ihn und ein paar andere doch wieder hinter mir lassen. Drei weitere Kandidaten übersprinte ich beim Schieben in der Wechselzone. Ich hoffe, das ist erlaubt. 

Als ich drei Minuten früher als in unserer Hochrechnung an die Staffel-Übergabe-Stelle herankeuche, sehe ich meinen Sohn nicht. Ich laufe vor der wartenden Gruppe auf und ab und brülle seinen Namen. Nichts! Der Kerl ist nicht da! Kurzentschlossen laufe ich selber los. Meiner Frau kann ich noch zurufen, sie möge mir den Filius nachsenden, sollte es diesem noch belieben zu erscheinen. Möglicherweise treffe ich auch eine andere Wortwahl. 

Dann wird das eben mein erster Duathlon. Eine interessante Erfahrung. Ich muss beim Laufen erstmal wieder zu Atem kommen! Fast habe ich die erste der beiden Runden geschafft. Da sehe ich an einer Begegnungsstelle den Nachwuchs heraneilen. Er springt aber nicht herüber in meine Spur, sondern läuft die gesamte Strecke. Obwohl ich stehenbleibe, muss ich eine ganze Weile auf ihn warten. Ich fummele ihm den Chip dran, dann sprintet er von hinnen. Haben wir uns mit dieser Aktion disqualifiziert? Wir haben uns ja beileibe keinen Vorteil verschafft. Fest steht, unsere realistische Chance auf den dritten Platz ist Futsch.

Die nachträgliche, kritische Wettkampf-Analyse ergibt: „Papa, du warst einfach zu schnell auf dem Rad!

8 Kommentare:

  1. Köstlich :-)))
    Man hätte dir Samstag einfach erlauben sollen noch einen 30er zu laufen, dann wärst du vielleicht nicht zu schnell gewesen.
    Aber so ausgeruht wie du warst ... du hast ja schließlich einen ganzen tag Tapering ... kein Wunder das du so abgehtst :-)))
    Glückwunsch trotzdem :-)
    Liebe Grüße
    Helge

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hatte ja versucht, mich mit Zusatzgewicht auszubremsen. Hat nicht geklappt.

      Löschen
  2. Eure Familien-Strukturen werden ja immer lustiger, wer da wem was ge- bzw. verbietet und dann rackert sich der vermeintlich zu Langsame ab, nur um dann wiederum doch zu schnell gewesen zu sein, wacker, so knapp nach einem 24-h-Lauf und mit so ganz angesagtem Zweiradequipment! Auch wenn die Junioren megaflott sind, manchmal braucht es doch die Erfahrung des langjährig gereiften Athleten. Und unterm Strich wird dann doch ein (hoffentlich) nettes Familienereignis draus ;-)
    Liebe Grüße
    Elke

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Elke, bald werden sich die Familienstrukturen ändern, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Dann kann mir keiner mehr was verbieten! :-D

      Löschen
  3. Der exakte Wortlaut wäre wohl hier angebrachter gewesen ;-)
    Und ich verstehe wie du dich gefühlt haben musst. Dieses "auf Eiern" laufen nach einer Radeinheit ist wirklich schlimm und fühlt sich schrecklich langsam an

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich musste nach meinem Sprint in der Wechselzone erstmal wieder zu Atem kommen. Und ja, es fühlte sich sehr langsam an. War es wohl auch.

      Löschen
  4. Herrlich, einfach nur herrlich.
    Der genaue Wortlaut würde mich aber auch interessieren ;-).
    Liebe Grüße
    Karina

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ach, eigentlich habe ich ja kaum Atem zum Sprechen gehabt.
      Danke, Karina!

      Löschen