Wenn es erst nach dem Lauf so richtig weh tut
Mein Bemühen um mehr Geschwindigkeit im Training wird
flankiert von dem Bedürfnis, endlich wieder ein paar Kilometer in die Beine zu
bekommen. Ein Doppeldecker-Wochenende
mit Wettkampfteilnahme scheint demnach angemessen zu sein. Der Halbmarathon beim Düsseldorfer Kö-Lauf
bietet sich an.
Doppeldecker auf der Kö |
Einlaufen erübrigt sich, da ich die 15 Kilometer lange
Anreise mit dem Fahrrad bewerkstelligt habe. Die Beine spüre ich schon auf dem
ersten Kilometer. Am Vortag hatte ich nämlich nicht schlecht gestaunt, wie
schwer mir ein 30er gefallen war. Da hat man mal ein paar Wochen keine langen
Läufe unternommen, schon hat der Körper vergessen, dass er einst einen Ultraläufer beherbergte. Weitere 30 Kilometer absolvierte ich am Nachmittag
lieber mit dem Fahrrad.
Mir ist klar, dass heute keine Bestleistung zu erwarten ist,
aber unter 1:30 würde ich gerne finishen. Als mich jedoch eine in Ehren ergraute
Dame überholt, packt mich der Ehrgeiz. Ich versuche, an der langjährigen
Erfahrung der Frau teilzuhaben. Die ersten beiden Kilometer
vergehen dadurch in 4:07, 4:08. Dann fällt meine Motivatorin zurück, was mir
Gelegenheit gibt, ein passenderes Tempo von 4:13 min/km anzuschlagen. Die
Temporeduktion bewirkt, dass sich eine Vertreterin der W30 vor mich setzt. Wie
sich zeigt, wird sie von einer noch jüngeren Verfolgerin gehetzt.
Start-/Zielbereich vor dem Kaufhof-Gebäude |
Als Trio absolvieren wir die erste der beiden Runden des
überaus attraktiven Kurses. Von der Kö geht es am Schwanenspiegel und am
Rheinturm vorbei in den Handelshafen, wo wir direkt am Wasser entlang geführt
werden und so die Rückseite der Gehry-Bauten passieren. Zurück auf der Kö bietet diese einen
seltenen Anblick. Sie liegt als lange Gerade menschen- und autofrei vor uns. An
ihrem Ende lockt der Zielbogen. Doch eine Schleife durch den Hofgarten gehört
noch zur Strecke. Hier gibt es im Bereich einer Baustelle sogar ein paar Meter
Trail. Bestzeitentauglich ist der enge, winklige Kurs vermutlich nicht, aber es
wird hier deutlich mehr Sightseeing pro Kilometer geboten als beim lokalen
Marathon.
Feststimmung vorm Steigenberger Parkhotel |
Exakt nach einer Runde lassen die beiden Damen nach und mich
allein. Ich treffe auf eine andere Frau. An der engen Begegnungsstelle im Hafenbereich
kommt mir Sonja Oberem entgegen. Im hinteren Feld! Wer hätte gedacht, dass ich
mal vor der ehemaligen Olympionikin im Ziel sein würde! Gut erinnere ich mich
noch an den Marathon 2013 auf Mallorca.
Da begegnete sie mir ebenfalls. Nur führte sie damals die Damenwertung an,
während ich irgendwo in der Menge gegen die Hitze kämpfte.
Ich beginne vom Zeitpolster der ersten Hälfte zu
zehren. Dort wo bei anderen der innere Schweinehund sitzt, wohnt bei mir anscheinend der innere Macho. Und der klingelt ein paar Reserven heraus, als beim 17.
Kilometer die "junge Verfolgerin" wieder
auftaucht und zum Überholen ansetzt. Es reicht, um den weiblichen Nachwuchs auf Distanz zu halten.
Die Männer der eigenen Altersklasse ziehen stattdessen vorbei. Besonders
demütigend der Herr, der an jeder Getränkestation stehen bleibt und genüsslich
seinen Becher leert, um dann wieder an mir vorbei zu eilen.
Startbogen |
Der Startbogen kommt in Sicht und mein Mut sinkt. Bei einem
Lauf über zwei Runden war ich davon ausgegangen, dass man nach den beiden Umdrehungen
dann eben auch im Ziel ist. Stattdessen fehlt noch ein Kilometer. Wir müssen
die Kö nochmal halb hoch und wieder runter rennen. Der Endspurt fällt heute aus. Es reicht mit 1:29:18 trotzdem
zur „sub 1:30“.
Hatte Erdinger uns vor zwei Jahren hier noch mit Bier in festem Aggregatzustand abgespeist, gibt es diesmal wieder flüssiges
Weizen. Doch wird es nur noch in 0,33er Bechern
ausgeschenkt.
Nachdem der erste Durst gestillt ist, treffe ich die weibliche Siegerin. Sie erhebt sich
gerade von der Massage-Liege. Ich nutze die Gelegenheit und nehme ihren Platz
ein. Seit geraumer Zeit hatte ich die Zielmassagen gemieden. Zu lange Wartezeit
für ein bisschen Eincremen mit Streicheln war meine Erfahrung. Doch diese
Physiotherapeutin ist von einem anderen Schlag! Unter dem Druck ihrer Fingerspitzen auf meinen verspannten Waden kralle ich meine Nägel in das Gestell
der Massagebank und erkenne unfreiwillig, wozu die Öffnung in der Liegefläche auf
Kopfhöhe dient. Dort kann man seinen Schmerz herausschreien! Gegen die Qualen
dieser Massage war der Lauf die reinste Wellness.
Nach Hause radele ich in sehr kleinem Gang.
Ich bin mal so frech und wage die Behauptung, gäbe es reine Männerläufe, würde Dir ziemlich viel an Motivation abgehen! ;-) Aber so ... Glückwünsche zum Finish und zur Zeit, ich wäre damit mega-happy! Scheint mir ein netter Lauf zu sein, vielleicht in einem anderen Jahr, wenn ich dann nicht gerade in Urlaub bin.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Elke
Der war gut! Danke, Elke! Ja, den Lauf kann ich in Kombination mit einem Düsseldorf-Besuch empfehlen.
LöschenAlso ich laufe ja lieber direkt hinter den Damen und nicht vor diesen ;)
AntwortenLöschenHm, und wer ist jetzt der Macho?
LöschenIch nicht, ich nutze nur körperliche Vorteile aus; und meine damit ausnahmsweise nicht den Windschatten :-)
LöschenVon den Frauen über die Strecke getrieben ... :-))))
AntwortenLöschenUnd die Massage meiden weil zu viel gestreichelt wird und dann gleich laut aufschreien wollen, wenn es dann doch mal etwas fester zugeht :-)))
Deine Zeit finde ich toll, eventuell sollte ich auch mal einen Tag vor einem HM einen 30er laufen. Vielleicht bin ich dann auch schnelle ...
Liebe Grüße
Helge
Das kann ich dir nur empfehlen!
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