Freitag, 12. Januar 2018

Pokal, Medaille und Bestzeit beim Ratinger Neujahrslauf 2018

Wer fast täglich um die 5000 m schwimmt, der joggt auch ohne Lauftraining 10 km am Stück. Bei meiner Tochter ist Laufen nur ein Nebenprodukt der eigentlichen Sportart. Trotzdem entschließt sie sich, meinen Sohn und mich zum Ratinger Neujahrslauf zu begleiten.

Seit jenen Bambini-Tagen, in denen überzogener väterlicher Ehrgeiz dem Kind die Freude am Rennen nahm, ist es ihr erster Lauf-Wettkampf. Sie meldet für die 5-km-Distanz und zaubert aus dem Stand eine 23:55 aufs Ratinger Pflaster. Damit sichert sie sich den dritten Platz auf dem AK-Podest und den Stolz des Vaters. Als Finisherin der 40. Ausgabe der Veranstaltung bekommt sie wegen des Jubiläums sogar noch eine schicke Medaille.

Das edle Metall bleibt uns 10-km-Läufern seltsamerweise verwehrt. Ich reihe mich am Start direkt hinter meinem Sohn ein, der von seinem Trainer Enrico begleitet wird. Üblicherweise gewinnt Enrico Wettkämpfe wie diesen. Heute hat er sich als Pacemaker für meinen Nachwuchs zur Verfügung gestellt. Es gilt, die bereits auf der Bahn gelaufene "sub 40" auf der Straße zu bestätigen - einer Erkältung zum Trotz. Ich will heimlich auch an diesem Schrittmacher-Service teilhaben, jedenfalls so lange wie die 62 BaTalU-Kilometer vom Vortag in den Beinen es zulassen.

Der Lauf ist die reine Freude. Dass ich mir ansonsten so ein Tempo nach-ultra nicht abverlangt hätte, ist dabei nur ein positiver Nebeneffekt. Vor allem bekomme ich bestätigt, wie gut der Junge in seiner Mannschaft aufgehoben ist. Immer wieder korrigiert der Coach einfühlsam, gibt Tipps (die auch mir helfen), spendet Windschatten im eisigen Gegenwind und hat an der richtigen Stelle motivierende Worte parat. Nicht das ganze Repertoire findet meine uneingeschränkte Begeisterung. "Dem alten Sack zeigen wir es!", gehört nämlich auch dazu, als die beiden die väterliche Verfolgung bemerken.

Scheinbar hat er damit beim adoleszenten Bestzeit-Aspiranten genau den richtigen Nerv getroffen. Denn bei Kilometer Neun explodiert der Junge förmlich. Ich muss das Duo ziehen lassen. Einmal abgehängt, fehlen mir Ziel, Wille und Biss für einen anständigen Endspurt. Den legt stattdessen der Junior hin und finisht in sagenhaften 39:04, was ihm den Pokal für den AK-Sieg beschert. Was mag da auf flachem Kurs, ohne Gegenwind und Erkältung erst drin sein!?

Mit meinen 39:28 liege ich nur 6 Sekunden über meiner schnellsten Zeit auf dem Ratinger Kurs.  Den Rest des Tages bade ich in einer Suppe läuferisch-väterlichen Glücks.




8 Kommentare:

  1. Holla die Waldfee, was eine läuferisch begabte Familie. Vater sein ist cool, oder. Da ist man als "alter Sack" irgendwann langsamer als der Nachwuchs und trotzdem ist man stolz wie Bolle :-)
    Ich finde aber für einen alten Sack deine Zeit auch gar nicht mal sooo schlecht :-))))
    Herzlichen Glückwunsch euch dreien und Liebe Grüße
    Helge

    AntwortenLöschen
  2. Für 'nen alten Sack sind die sub-40 auch eine Hausnummer, würde ich sagen. Glückwunsch an die schnelle Familie! :-)

    ciao,
    Harald

    AntwortenLöschen
  3. Ja das nenne ich aber mal geballte Läuferkraft! Glückwunsch an Deine Tochter, die so eine Zeit quasi aus dem Stand raushaut, und an den Sohne, der seinen alten Herrn damit erneut abhängt. Und natürlich auch an das Familienoberhaupt, der nach dem Ultra zuvor das auch noch mal eben mitnimmt! Ja, das wäre sicher ein Anblick gewesen, wie das Pulsmesser da die Brosamen des Laufs von Sohn und Trainer versucht mitzubekommen...
    Liebe Grüße
    Elke

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Vielen Dank für die Glückwünsche, Elke.
      Ein paar der Krümel konnte ich noch erhaschen.

      Löschen
  4. Das ist ja ein großartiger Einstieg für die gesamte Familie in das neue Jahr. Unglaublich!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das finden wir auch! Wobei der Einstieg ja ein Einlauf war :-D

      Löschen