Ganz in Weiß
liegt sie vor uns, jungfräulich wie eine Braut. Eine unberührte Schneedecke bedeckt
das Habichtswälder Basaltbergland. Im Licht der aufgehenden Morgensonne
hinterlassen wir die ersten Spuren in diesem unerwarteten Wintertraum.
Wir, das sind
ausschließlich Läufer aus dem Großraum Rhein-Ruhr, die sich in Zierenberg zum
Lebensbogen-Ultra über 50 km und 2000 Hm eingefunden haben. Dass lokale Ultras
fehlen, mag daran liegen, dass der Veranstalter, Jochen alias „Der Pate“ der
Trail-Mafia und bisheriger Ausrichter des KEU in Düsseldorf, erst kürzlich in
diese exzellente Gegend umzog. Er lebt jetzt als Kommunarde in der Lebensbogen-Gemeinschaft,
die auch das Vertrauens-Café „Helfensteine“ betreibt. Dieses wohlig beheizte
Objekt dient uns als Start und Ziel sowie als VP auf den 5 Runden.
Die
namensgebenden Felsen sind das Ergebnis einer Basalt-Eruption und liegen seitdem
direkt vor der Tür. Nun ja, die Tür kam wohl später hinzu. Wir verlassen sie
mit dem Startsignal und müssen, nachdem ein paar von „Friedericke“ gefällte
Bäume durchklettert sind, steil zu den Helfensteinen aufsteigen. Es ist gar
nicht das Gefälle, dass uns den Atem raubt, sondern die großartige Aussicht von
hier oben.
Helfensteine |
Dabei sind wir
noch nicht am höchsten Punkt. Erst nach einiger Kraxelei über einen Bergrücken
erreichen wir den Gipfelgrat zum Dörnberg (578,7 m). Dass der Weg als „Alpenpfad“
bezeichnet wird, hat durchaus seine Berechtigung. Wobei von „Weg“ eigentlich
keine Rede sein kann in diesem endlosen Weiß. Die Karte auf dem GPS-Reciever hilft
daher bei der Navigation nicht weiter. Ich folge einfach den Fußspuren von
Christoph, dem führenden Läufer. Ab Runde Zwei vertiefen wir unsere Eindrücke gemeinsam,
nicht nur die der Füße!
Auf der Südseite
des Bergmassivs führen schmale Pfade durch die sonnige Wacholderheide. Der
Magerrasen liegt unterm Schnee, aber die Wacholderbüsche ragen wie Koniferen
aus der Landschaft, die dadurch ein wenig an die Toscana erinnert und von den
Einheimischen auch so genannt wird.
Der Laufgenuss
weicht wilder Kletterei in einem vom Sturm niedergemähten Waldstück. Eine Fichte
muss auf allen Vieren durchtunnelt werden. Der Pate hat ein Einsehen und
erlässt uns ab der dritten Runde den Hindernisparcour durch diesen Mikado-Wald.
Der anfängliche
Pulverschnee vollzieht während des Laufs eine Metamorphose. Den 50 Wörtern, die
die Inuit für Schnee kennen, könnten wir heute noch ein paar hinzufügen. Das
mittags sulzige Element friert später auf der Nordseite zu einem nun
ausgetretenen, festen Pfad. Im Süden bildet sich dafür tiefer Schlamm.
Am Schaffen der
Wege sind inzwischen auch dick vermummte Wanderer und Schlittenfahrer
beteiligt. Selbst ein Kite-Surfer mit Snowboard lässt sich sehen. Alle starren
mit ungläubigen Blicken auf Christoph, der mit nackten Beinen kurzbehost durch
den Winter trabt und so auf dem kristallinen Untergrund ein beliebtes
Foto-Motiv bildet.
6:17:16 dauert
für uns beide der Laufurlaub in der verschneiten Toscana. Danach folgt Aprés-Ski
für Läufer. Wir genießen das mafiöse Wellness-Programm im Vertrauens-Café und bejubeln
die anderen Finisher. Gemeinsam stoßen wir
mit unseren Finisher-Trophäen, gravierten Weizenbier-Gläsern, auf den phantastischen
Tag an.
Herrlich so ein Lauftag im Schnee. Wenn es doch nur nie der Matsch wäre :-)
AntwortenLöschenOhne Matsch ist Quatsch!
LöschenAlso die Toscana hatte ich mir bisher ganz anders vorgestellt...
AntwortenLöschenAugenscheinlich war es ein wunderbarer Winterlauf, von Sulz über Gefrorenes zu Schlamm.Und zu den sicherlich auch mindestens 50 Wörtern für "laufen" konntet ihr wahrscheinlich noch weitere hinzufügen...
Liebe Grüße
Elke
Gehen, Wandern, Kriechen zum Beispiel ;-)
LöschenSehr cool, ich hatte so was ähnliches am Sonntag mit dem Rad ... Schnee, Eis, Matsch, rumliegende Bäume ...
AntwortenLöschenAlles dabei.
Und wie es aussieht hattet auch ihr einen Mordsspaß dabei :-)
Liebe Grüße
Helge
Mit Rad sind die Bäume noch hinderlicher!
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