Dienstag, 21. Januar 2014

Ich werde jetzt Profi

30 Grad Lufttemperatur und 28 Grad im Wasser. Knackige Körper in knappem Dress. Was sich für manchen nach idealen Urlaubsbedingungen anhört, lässt meinen Sonntag zur Herausforderung werden.

Nicht nur, dass ich mir als magerer Langstreckenläufer unter den ganzen breitschultrigen Waschbrettbauchträgern ein wenig deplatziert vorkomme. Die Hitze und der Höllenlärm tragen ebenfalls wenig zu meinem Wohlbefinden bei. Dichtgedrängt inmitten schwitzender Leiber leiste ich schreiend meinen Beitrag zu all dem Krach. Mein Gebrüll gilt meiner Tochter. Leicht aus der Art geschlagen, findet ihr Bahnenziehen nicht im Stadion, sondern im Schwimmbad statt. Und meine Rufe sollen ihr beim Winterschwimmfest im Hallenbad als Anfeuerung dienen. Wie sie mir anschließend mitteilt, hört sie im Wasser nichts davon.

So ein Schwimmbecken bietet nur Platz für eine Handvoll Bahnen. Also wird jeder Wettkampf unterteilt. In Läufe! (So ganz bin ich hier wohl doch nicht fehl am Platze.) Von eben diesen Läufen gibt es jede Menge. Bei uns Läufern variiert einfach nur die Strecken-Länge. Unterschiedliche Distanzen kennt der Schwimmer zwar auch, zusätzlich aber noch verschiedene Disziplinen. Da sind Brust, Rücken, Freistil und Schmetterling - von Lagen und Staffeln ganz zu schweigen. Und aus diesen Faktoren ergibt sich eine Unzahl an Läufen für einen Wettkampftag. Dieser hier dauert von 8 bis 18 Uhr. Während dieser Zeit startet das Pulsmesser-Kind viermal und ist jeweils deutlich weniger als zwei Minuten im Wasser. 10 Stunden Schwimmhalle für 8 Minuten Wettkampf - das bedeutet vor allem eins: Warten.

Kuchentheke (Ausschnitt)
Und so finde ich mich meist in der Cafeteria wieder, wo ich tapfer dem duftenden Kuchenbüfett zu trotzen versuche. Die anderen Begleiter haben ähnliche Probleme. Erfahrene Sport-Eltern erkennt man an ihren Schwimm-Ringen. Wem das als Identifikationshilfe nicht reicht, der gewandet sich in bedruckte Shirts. "Mama Löwenherz - Dabei sein ist alles", lautet der frei interpretierte olympische Gedanke auf einem Rücken.

Draußen verstreicht ein sonniger Lauftag ungenutzt, während ich sitzend und mampfend warte. Mein Blick fällt auf den Schriftzug am Hemd einer Mitesserin. Und dort lese ich, welche sportliche Zukunft mir bevorsteht.

Ich werde Profi - "Beckenrandprofi"!

7 Kommentare:

  1. Hallo,
    ich musste echt schmunzeln. Denn wenn wir unsere Tochter zu Leichathletikwettbewerben begleiten verbringen wir auch einen Großteil des Tages mit Warten. Inzwischen haben wir uns mit Sitzkissen etc. ganz gut ausgestattet. Und wenn es im Freien stattfindet, gehe ich einfach in der Zeit Laufen. Denn du hast Recht. Die Schreierei der Eltern hören die sowieso nicht, hihi. Jaja, die Cafeteria ;-). Da hat man doch gleich noch mentales Training dabei.
    Viele Grüße
    Karina

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    1. Hallo Karina,

      es freut mich, dich zum Schmunzeln gebracht zu haben. Um des Effekts willen habe ich unterschlagen, dass es am Büfett auch Obst, Joghurt und Salat gab.

      Werde mich auch noch besser ausrüsten müssen. Andere hatten Klappstühle dabei ...

      Das mit dem Laufen ist eine gute Idee, Umkleiden und Duschen sind ja genug vorhanden.

      Viele Grüße!

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  2. Schöne Geschichte, braver, geduldiger Vater, der seine Tochter anfeuert, und sie hört es noch nicht einmal.

    Warum kommt mir das bekannt vor ?
    Weil ich früher in der Situation deiner Tochter war
    im Becken ist es schöner
    wenn auch anstrengender
    als am Rand zu stehen und zuzusehen
    aber was machen sie nicht alles für ihre Töchter
    die stolzen Väter
    Beckenrandprofi
    liest sich gut
    wie wäre es mit einem Solidaritäts-Hemd ???

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    1. Ja, an der Ausrüstung muss ich noch arbeiten. Die anderen haben alle solche Hemden und sogar Klappstühle!

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  3. Ich find's gut, dass Du für Deine Tochter den Sonntag am Beckenrand verbringst! Und soviel Idealismus kann man nicht hoch genug bewerten. Für die Lauferei bleiben Dir dann ja immer noch die restlichen 6 Wochentage ;-)
    Liebe Grüße
    Elke

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    1. Ich glaube, ich muss für mich noch die richtige Balance zwischen dem Sport der Kinder und meinem Sport finden.
      Frau Pulsmesser hat aus der Not eine Tugend gemacht und agiert als Kampfrichterin.

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    2. Dann wäre für Herrn Pulsmesser ja noch das Traineramt vakant, oder der "Persönliche Betreuer", oder Umorientierung der Karrierepläne in Rictung Schwimmsport ;-)

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