Sommerurlaubsfreuden |
Knirschend rollen die Reifen über die gekieselte Auffahrt, bevor sie vor dem Haus am See zum Stehen kommen. Endlich Urlaub! Der Junior hat als Chauffeur fungiert, so dass ich mich entspannt vom Beifahrersitz erheben kann. Doch kaum dass ich stehe, ist es sowohl mit der Entspannung als auch mit der Urlaubsfreude vorbei. Unheimliche Schmerzen zwischen den Beinen machen jeden Schritt zur Qual. Eigentlich soll das ein Wanderurlaub werden!
An Wandern ist gar nicht zu denken. Zunächst müsste ich einfach nur mal Schlafen. Doch jede Drehung im Bett verlangt nach einer ausgeklügelten Minimierung der Beinarbeit, um mein Stöhnen unter dem kritischen Pegel zu halten, der die Pulsmesserin wecken würde.
Wenigstens ein Spaziergang über die 6-km-Seerunde soll es sein! Die Familie verzweifelt an mir, weil ich so langsam bin. Mentaler Tiefpunkt: eine beleibte Rentnerin in Riemchensandalen zieht vorbei.
Aufgrund des Schlafmangels bin ich langsam ein Wrack. Ich brauche Urlaub! Eine Stadtbesichtiung wird versucht. Nach ein paar Schritten warte ich dann doch lieber auf einer Bank auf die Familie. Als wir anschließend gemeinsam etwas essen gehen wollen, kann ich urplötzlich keinen Schritt mehr tun. Eigentlich wollte ich einen Arzt erst zu Hause konsultieren, aber spätestens jetzt brauche ich Hilfe. Ich überlasse die Familie ihren Urlaubsaktivitäten und taste mich zurück ins Parkhaus. Dort steht mir der schlimmste Moment bevor: irgendwie muss ich die Beine ins Auto kriegen. Ein Schrei verhallt in den Weiten der Tiefgarage.
Die Fahrt zum Orthopäden erinnert mich an die Rückreise von meinem ersten Hunderter. Auch damals habe ich ausschließlich den Tempomat-Hebel zum Beschleunigen und Verzögern verwendet, um nur die Beine nicht bewegen zu müssen. Seltsamerweise funktionieren die unteren Extremitäten bei der Ankunft wieder erstaunlich manierlich, so dass ich offenbar keinen ausreichend hilflosen Eindruck bei der Rezeptionistin hinterlasse. Wenn der Schmerz schon seit drei Tagen vorhanden sei, läge kein Notfall vor. Außerdem sei die Patientenzahl wegen Corona auf einen Maximum limitiert, so dass man mir nicht helfen könne. Man verweist mich auf die Notaufnahme des Krankenhauses.
Dort werde ich um ein Haar in Isolation gebracht, da die Inzidenz in meinem vermeintlichen Heimatkreis bei über 25 liegt. Glücklicherweise kann ich erklären, dass ich im Nachbarort wohne. Kurze Zeit später packt ein muskulöser Russe meine Schenkel. Erneut ertönt mein Schrei und bestätigt seine Diagnose: Zerrung der Adduktoren. Doch wobei soll ich mir die gezerrt haben? Ich saß nur im Auto und hatte auch am Tag davor keinerlei Sport getrieben. Gelaufen bin ich ja ohne hin schon wochenlang nicht mehr. Immerhin erhalte ich starke Schmerzmittel.
Endlich kann ich schlafen!
Wer sagts denn. Die wahre Verletzungsgefahr rührt nicht aus sportlichem Treiben, sondern lauert beim Aussteigen aus dem Wagen!
AntwortenLöschenGute Besserung, erholsamen Schlaf und liebe Grüße
Elke
Danke, Elke. Leider liegt die Ursache wohl nicht in einem singulären Ereignis, wie ich mittlerweile weiß.
LöschenAuweia, da ist der Urlaub endlich da und dann sowas.
AntwortenLöschenIch kann nur hoffen das es schnell besser wird und das du gut schlafen kannst.
Und bewiesen ist mal wieder: kein Sport ist keine Lösung.
Gute Besserung
Helge
Ja, Helge, das hat den Urlaub getrübt. Und "kein Sport" scheint für mich jetzt eine Weile die Lösung sein zu müssen.
AntwortenLöschenAls Beifahrer ist man eben chronisch unterfordert und verletzungsanfällig, nächstes mal wieder selber fahren.
AntwortenLöschenDas ist wirklich eine äusserst nervige und langwierige Sache. Mit einer etwas milderen Form hatte ich ein halbes Jahr lang zu kämpfen, Erlösung brachte dann erstaunlicherweise ein Termin mit Nadeln:
https://immerweiterlaufen.de/2019/01/eine-durchaus-interessante-entdeckung/
Etwas Farbe im Leben hilft :-)
Gute Besserung!
Die Nadellösung hat sich tatsächlich in der alternativen Medizin etabliert, allerdings ohne Farbe. Man hat mir Akkupunktur verschrieben!
LöschenDu hast mir Mut gemacht, danke Oliver!