Donnerstag, 25. Juni 2015

Perspektivwechsel beim b2run

Das Timing ist denkbar ungünstig. Nur drei Tage nach dem 24-Stunden-Lauf steht am 23.6.2015 der Firmenlauf "b2run" im Wettkampfkalender.

Was tun? Das Fleisch unter den Füßen ist noch roh. Und im "Open Window" habe ich mir eine Erkältung eingefangen. Auf (firmeninternen) Sieg laufen kommt daher diesmal nicht in Frage. Gar nicht starten aber auch nicht. Denn der Junior wurde ebenfalls von meiner Firma zum Start eingeladen und will unbedingt die Finisher-Medaille.

Also beschließe ich, den Hasen für den Nachwuchs auf eine 4:30er Pace zu geben. Statt ganz vorne im ersten Start-Block, stehe ich nun an dessen Ende und werde aus dieser Perspektive heute einen ganz anderen b2run erleben.

Die Absperrung hinter Block 1 (vorn rechts)

Mit dem Startschuss erfolgt der Schock. Noch bevor wir überhaupt ins Laufen kommen, hat man bereits die Absperrung hinter dem ersten Block geöffnet, und die rund 4000 Starter der ersten Welle drängen von hinten nach, prallen in unsere Rücken und laufen weiter! Ich fühle mich wie mitten in einer Stampede. Wer jetzt hinfällt, ist praktisch tot. Wir werden von hinten förmlich überrannt. Ich würde gern weglaufen, aber nach vorne ist kein Platz.

Irgendwie gelingt es uns, die ersten Meter zu überstehen, und in dem Chaos zusammen zu bleiben. Ich bahne den Weg, der Junior folgt in der Schneise. So läuft er in meinem Windschatten. Das ist auf dem zugigen Rheindeich sicher ein Vorteil. Nach drei Kilometern ist die Hälfte geschafft. Jetzt will ich das Tempo etwas verschärfen. Doch wir biegen in einen schmalen Wiesenweg, wo überholen inmitten der Meute praktisch ausgeschlossen ist.

Mit dem Ampelmännchen um die Wette

Dann Kilometer Vier! Ab hier geht es über den Parkplatz zurück zur Esprit-Arena. Jetzt ist Platz! "Nur noch neun Minuten!", rufe ich dem Nachwuchs zu. "Die beiden da vorne holen wir uns noch!" Nach und nach arbeiten wir uns jetzt durchs Feld nach vorn. Wenn schon beim Marathon kein negativer Split, dann wenigstens beim 6-km-Lauf!

Eigentlich hatte ich vor meinem inneren Auge gesehen, wie wir beide Hand in Hand über die Ziellinie jubeln. Doch als ich mit dem Schlachtruf: "Gleich da vorn ist der Eingang ins Stadion, dann sind wir schon im Ziel!" aufwarte, explodiert der Nachwuchs und schnürt davon. In dem Gewimmel aus Beinen, Leibern und Säulen habe ich Mühe zu folgen. Nur mit einem extremen Endspurt kann ich im Zick-Zack wieder aufschließen. In letzter Sekunde schnappe ich mir von hinten die Hand des völlig überraschten Kindes und nehme die geplante Jubelpose ein. Na, auf das Foto bin ich gespannt!

10 Kommentare:

  1. Nach dem Bericht weiß ich einmal mehr warum ich völlig überlaufene Firmenevents bisher gemieden habe ;)

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    1. Wenn man nicht ganz vorne dabei ist, hat es fast keinen Sinn, auf Zeit zu laufen.

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  2. Nach den 160 km war das zwar kaum der Rede wert, aber in Anbetracht der Nachwehen des Sonntags dem Junior zu assistieren sicherlich lobenswert.
    Auf das Foto bin ich auch gespannt :-)
    Liebe Grüße
    Elke

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    1. Es gibt leider nur ein Foto, das uns noch hintereinander zeigt.

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  3. Ich bin ja immer noch bißchen sprachlos..."Wegen rohem Fleisch unter den Füßen und Erkältung lieber nur den 4:30-Hasen machen"...haha!
    Haha!! HAHA!
    Irre ;)

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    1. Irre? Ja, etwas Unvernunft war wohl im Spiel. Bettruhe hätte der Erkältung sicher besser entsprochen. Erstaunlich fand ich aber, dass unterwegs nichts von rohen Füßen oder wehen Beinen zu spüren war.

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  4. Ach was - Hauptsache, ett "hätt joot jejange", wie der Rheinländer sagt ;)

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  5. Ich schließe mich an: Irre!
    4:30 nur 3 Tage nach dem 24 Stunden Lauf und mit wunden Füßen.
    Du bist ja keiner von den Harten. Sondern einer von den Steinharten.
    Liebe Grüße und gute Genesung
    Helge

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