Sonntag, 1. März 2015

Winterlaufserie Duisburg 2015 - 15 km

Relativ unmotiviert stehe ich am 28.2.2015 am Start zum zweiten Lauf der Duisburger Winterlaufserie. Mehr als ein Tempolauf wird nach der Vorbelastung nicht drin sein. Immerhin ist das Wetter mit acht Grad und etwas Sonne optimal, wenn man vom kräftigen Wind absieht. Da es nach meinem Debüt auf dieser Distanz vor sechs Jahren erst mein zweiter Start über 15 Kilometer ist, dürfte trotz allem eine Bestzeit drin sein. Damals hatte ich eine gute Stunde gebraucht. Heute würde ich ganz gern unter dieser Zeit, idealerweise sogar unter einer Stunde bleiben.

Die Sportarena neben dem Start
Noch nie war ich so perfekt platziert. Ohne großartige Überholmanöver bewege ich mich ab dem Schuß mit dem Feld voran. Vor mir läuft ein Triathlet, der beim Neujahrslauf deutlich schneller als ich im Ziel war. Ich ernenne ihn heimlich zum Tempomacher und keuche schon auf dem ersten Kilometer. Dabei laufen wir gerade mal eine Pace von 3:53 min/km. Das kann ja was werden!

Die meisten Mitstreiter folgen dem Herdentrieb und laufen der Masse hinterher. Ich versuche, die Ideallinie zu finden und schneide die Kurven. Dabei laufe ich wohl jemanden vor die Füße, der mit einem "Hallo!" auf sich aufmerksam macht. Nichts passiert. Alles gut. Denke ich. Er überholt mich, läuft eine Weile vor mir her, dreht sich dann um und fängt an, mich zu belehren, wie ich zu laufen hätte. Mein Tempomacher findet: "Bis zum Ziel ist es ja noch ein Stück. Bis dahin haben wir uns bestimmt wieder alle beruhigt!"

Jetzt, wo er mir gerade so sympathisch geworden ist, fängt er an zu schwächeln. Er kann das Tempo nicht mehr halten, während ich langsam in den Lauf finde. Da muss ich wohl selber führen. Leider ist das Feld inzwischen weggelaufen, so dass ich mich allein um mein Tempo kümmern muss. Es kommt, wie es kommen muss. So um die Hälfte herum zeigt die Uhr Zwischenzeiten über vier Minuten. Anstatt am Verpflegungspunkt etwas aufzunehmen, werfe ich dort Ballast ab - in Form der Handschuhe, mit denen ich meine kurz-kurze Bekleidung komplettiert hatte.

So richtig hilft das nicht, denn nun wartet die Strecke sogar mit ein paar ganz leichten Höhenmetern auf. Bei Kilometer Zehn erinnere ich mich, dass ich dort bei meinem ersten 15-km-Lauf eine 40er Zwischenzeit stoppte. Offenbar war ich damals gut drauf. Denn es sollte danach noch sehr lange dauern, bis ich mir so eine Zeit auch mal auf eine 10-km-Urkunde drucken lassen konnte.

Heute bin ich ganz knapp unter 40 Minuten und werde von einem Duo überholt. Eins ist klar. Ich muss jetzt an den beiden dran bleiben, wenn ich unter einer Stunde bleiben will! Ich hechele bis Kilometer Zwölf hinterher. Dann kommt die Motivation zurück. Nur noch drei Kilometer, Mann! Ich lasse die beiden hinter mir.

Dann wird ein vertrautes, orange-rotes Hemd mit markantem Aufdruck sichtbar. Sein Träger hatte mich in der Endphase des Neujahrslaufs abgehängt. Die Scharte hatte ich dann beim ersten Wettkampf der Winterlaufserie auswetzen können. Auch da kam er in der Endphase vorbei. Doch im Schluss-Spurt hatte ich das korrigieren können. Heute hatte er mich schon sehr zeitig überholt. Ich hatte es als Zeichen meiner schlechten Tagesform genommen. Doch, heh, jetzt bin ich wieder dran!

Ich werde von einem Zwei-Meter-Mann überholt und hänge mich in seinen Windschatten. Gemeinsam ziehen wir an Orange-Rot vorbei. Ich fädele vor ihm wieder ein. Und spüre eine schiebende Hand im Rücken. Ja, bin ich denn heute wirklich so ein rücksichtsloses Trampeltier? Tut mir leid, Leute!

Am Eingang ins Stadion
Ich gebe jedenfalls mein Bestes, um Platz zu schaffen, kann aber an dem Großen nicht dran bleiben. Überhaupt ist es wohl etwas früh für einen Endspurt gewesen. Denn kurz nach Kilometer 14 taucht Orange-Rot im Augenwinkel auf. Es hilft nichts, da muss ich mich wohl noch ein bisschen quälen.


Eine halbe Stadionrunde bis ins Ziel

Orange-Rot ist Geschichte. Es geht ins Stadion. Hier mache ich bis zur Kurve noch zwei Plätze gut. Dann kommt die Zielgerade, wo ich das Tempo ein wenig anziehe. Damit handele ich mir ein "Sack!" ein, als ich erneut überhole. Wenn ich das Tempo hielte, könnte ich sogar auf den allerletzten Metern noch einen Platz in der Rangliste aufrücken. Ja, wenn. Ich muss runter vom Gas. Heute ist nichts mit "Rockstar". "Alternder Rockstar" vielleicht. Immerhin bleibt mir eine halbe Minute Vorsprung auf meine persönliche Maximal-Zielvorgabe. Da muss man auch mal zufrieden sein.

Zieleinlauf


8 Kommentare:

  1. Dein Pensum ist wirklich enorm. Ich glaube nicht, dass ich nach der Vorbelastung zu so einem Tempolauf in der Lage gewesen wäre

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    1. Man muss die Feste feiern, wie sie fallen ;-)
      Jens Vieler, der Organisator der Tortour de Ruhr, sagte einmal: "Mehr laufen, weniger trainieren." Der Spruch gefällt mir.

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  2. Ich denke auch, mit der Vorbelastung betrachtet war es ein sehr guter Lauf. Man muss auch mal den anderen die Siegmöglichkeit überlassen, und so einen 15er ist da ja zu verschmerzen, die wahren Herausforderungen liegen bei anderen Strecken ;-)
    Gute Regeneration und liebe Grüße
    Elke

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    1. Danke, Elke, ich werde jetzt wirklich mal regenerieren, denn am 15. steht der nächste Ultra an.

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  3. Du bist irgendwie einer der ganz verrückten :-)))
    Es macht unglaublich Spaß von deinen Läufen zu lesen. Ich bewundere deinen Kampfgeist.
    Ich bin sooo froh, das du weit weit außerhalb meiner Leistungsklasse läufst, ich möchte mich mit dir nicht messen wollen :-)
    Glückwunsch zur neuen Bestzeit.
    LIebe Grüße
    Helge

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    1. Vielen Dank, Helge! Vielleicht entsteht da beim Laufen ein falscher Eindruck. Da sind nämlich immer ganz viele viel Schnellere vor mir!
      Mit dir kann ich mich überhaupt nicht messen, da du viel besser Radfahren und Schwimmen kannst!

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  4. Ich war am Wochenende auch bei der Winterlaufserie (in Bremen) unterwegs: 4 x 5km Rundkurs. Du erinnerst mich an die Läufer, die mich gegen Ende meiner zweiten Runde schon überholt haben, weil sie 5km weiter waren, als ich.

    Aber dafür hab ich niemanden auf die Füße getreten, sondern immer fein Platz gemacht ;-)

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    1. Auf die Füße habe ich auch keinem getreten, hoffentlich auch nicht im übertragenen Sinn!

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