Montag, 27. April 2015

Düsseldorf Marathon 2015



Der Düsseldorf Marathon am 26.4.2015 war mein aufregendster Marathon bisher. Ich musste mehr als zehn Kilometer gehen! Wie konnte das geschehen?

Ich laufe nicht selbst, sondern unterstütze die Pulsmesserin bei ihrem Marathondebüt vom Streckenrand aus. Das bedeutet neben Warten, Bangen, Hoffen und Anfeuern auch Wandern. Viel Wandern!

Nach dem Wetterbericht sah ich die Kinder und mich stundenlang im Regen bibbernd an der Strecke stehen. Doch am Wettkampftag bilden maximale Temperaturen von 14 Grad, wenig Wind und ein bedeckter Himmel, aus dem kein Regen fällt, Idealbedingungen für ein Langstreckenrennen. Und für Streckenposten!

Mit Hilfe von ein paar MP3’s auf dem Handy im Bluetooth-Verbund mit einer „Bose Mini Soundlink“-Box generieren wir drei einen mobilen, privaten Stimmungs-Hotspot, womit wir so manchem Läufer ein Lächeln ins Gesicht zaubern. So auch unserer familiären Favoritin!
 
Die Teletubbies auf der Kö
Ich habe ja geahnt, dass es schlimm wird. Aber dass es so furchtbar ist, das hätte ich nicht gedacht!“, bekommen wir bei Kilometer 35 zu hören. Doch ihr Körper spricht eine ganz andere Sprache. Während andere schon dehnend am Rand stehen, bleibt sie von Krämpfen verschont. Die schmerzverzerrten Leidensmienen im Läuferfeld stehen im Gegensatz zum froh lächelnden Antlitz unserer Debütantin, mit dem sie weiterzieht.
 
Kilometer 35: "Schwach wie Flasche leer"?
Wir verabreichen ihr nämlich ein Placebo. Das „Wettkampfgetränk für den Außenminister“ hat mir auch schon geholfen, obwohl ich die Wirkung inzwischen für eine moralische halte. Wenn es in den 30er Kilometern schwer wird, hilft einem der Gedanke an das Zwischenziel bei der 35-km-Marke. Man freut sich auf den dort bereitgehaltenen Zaubertrank. Ist der Punkt erstmal erreicht, ist es bis zum Ziel nicht mehr weit. Diese Art der Streckenzerlegung wende ich auch beim Ultra an, und stelle mir unterwegs Belohnungen - beispielsweise in Form von Gels - an gewissen Wegmarken in Aussicht.

Das Placebo wirkt auch bei Frau Pulsmesser. Denn Kilometer 40 und 41 passiert sie in sauberem Laufstil, ohne Anzeichen körperlicher Gebrechen. Aber vor allem strahlt sie die ganze Zeit die Zuversicht aus, das Ziel zu erreichen. Und nichts anderes steht heute auf dem Plan!
 
ohne Worte
Kurz vor dem Lauf hat meine Frau nämlich etwas Heldenhaftes getan. Soviel Größe kann man jedem Marathon-Erstling nur wünschen. Sie hat die Entscheidung getroffen, ohne Uhr zu laufen! Und damit hat sie die Weichen für ein rundherum positives Marathon-Erleben gestellt.
 
Beginn des Zieleinlaufs
Während mancher Mitläufer beim Zielbier wegen ein paar eingebüßter Minuten mit sich hadert, ist unsere Pulsmesserin das personalisierte Glück. Ich genieße es, die Gefühle, die einen nach so einem Lauf durchströmen, jetzt aus einer besonders nahestehenden Person quasi herausfließen zu sehen.

Das Glück überträgt sich. Und ich bin so stolz, als wäre ich selbst gelaufen!

Sonntag, 12. April 2015

Beinahe ein Fehlstart beim Lintorfer Citylauf

In der Übergangszeit trage ich gern weiße Handschuhe im Wettkampf. Diese billigen Teile aus der Fotoabteilung des Baumarkts kann man einfach wegwerfen, sollte es unterwegs zu warm werden. Beim Lintorfer Citylauf am 12.4.2015 stehe ich jedoch nicht mit weißen, sondern rabenschwarzen Händen an der Startlinie. Immerhin habe ich es noch rechtzeitig bis hierhin geschafft!

Gemeinsam mit dem Junior radele ich bei bestem Wetter durch den Wald nach Lintorf. Durch die Bewegung werden die Muskeln schon mal warm, und das Einlaufen kann kürzer ausfallen. Doch als ich mich mitten im Walde zum Nachwuchs umdrehe, blicke ich nur in die gähnende Leere eines einsamen Waldweges. Der kurz aufflackernde Unmut ob solchen Getrödels weicht gleich darauf der väterlichen Sorge. Diese treibt mich eilig auf dem eben gekommenen Weg zurück. Da steht der arme Tropf neben seinem Rad, das sich keinen Millimeter mehr dreht, so fest klemmt die heruntergesprungene Kette zwischen Zahnkranz und Speichen. Das Rad steht, aber die Zeit läuft! Je mehr ich mit den ölverschmierten Händen an der Kette zerre, umso fester scheint sie nur zu klemmen. Am Ende lassen wir das havarierte Velo allein im Wald zurück. Und der Junior wird kurzerhand auf der Stange des väterlichen Rades Richtung Start transportiert.

Der Sohn - genauso schlecht gepolstert wie sein Erzeuger - klagt über Schmerzen, die das harte Metall der Stange an seinem Gesäß bei jeder Bodenwelle auslöst. Mir brennen ob der erhöhten Last die Schenkel. Zu sehr stecken mir noch die 30 Kilometer des Vortages in den Beinen. Frau Pulsmesser hatte sich Begleitung auf ihrem letzten langen Lauf vor ihrem ersten Marathon gewünscht. Dem bin ich sehr gerne nachgekommen, auch wenn das nicht die optimale Vorbereitung auf den heutigen Zehner darstellte.

Apropos Vorbereitung, wegen der drei bis jetzt in diesem Jahr gelaufenen Ultras wurde das Tempotraining zugunsten langer Läufe deutlich reduziert. Eigentlich hat es gar nicht stattgefunden, wenn man vom DSD-Crosslauf einmal absieht. Und so muss auch der heutige Wettkampf eher als Trainingslauf für die Grundschnelligkeit gesehen werden, die sich demnächst hoffentlich einstellen möge.

Trotz eines Chips in der Startnummer wird nur die Bruttozeit gemessen. Da will jeder ganz vorne stehen, und nach dem Start herrscht entsprechend wildes Gerangel. Doch schon nach einem Kilometer ist alles sortiert. Das Feld vorne läuft mir weg, und von hinten höre ich nichts. Trotz der Rekordteilnahme von 333 Startern wird es für mich ein einsames Rennen gegen die Uhr, die schon von Anfang an höhere Werte anzeigt, als ich mir vorgenommen hatte. Immerhin kann ich auf der zweiten der vier Runden den Ratinger Triathleten überholen, der auch bei der Winterlaufserie zu schnell gestartet war. Das war es dann aber auch schon an spannenden Abenteuern unterwegs.

Der Junior erlebt weitaus dramatischere Szenen. Als ihn das Führungstrio überundet, wird er Zeuge, wie der Zweitplatzierte dem Führenden in die Hacken läuft. Nummer Zwei selbst strauchelt, kommt aber nicht zu Fall. Doch Vorjahressieger Sebastian Hadamus rutscht bei der Aktion aus dem Schuh und muss kurz anhalten, um ihn wieder anzuziehen. Inzwischen ziehen die beiden anderen vorbei, und er muss sich am Ende mit Platz Drei begnügen. Für so viel Pech trägt er später bei der Siegerehrung ein bewundernswertes Lächeln zur Schau.

Ja, die Siegehrung. Da sind die beiden Pulsmesser auch mit dabei! Obwohl wir beide weit weg von irgendwelchen Bestzeiten unterwegs waren - ich musste kämpfen, um überhaupt unter 40 Minuten zu bleiben - reicht es jeweils zum dritten Platz in der Altersklasse.

AK-Bronze