Samstag, 25. Januar 2014

36. DSD Crosslauf Düsseldorf 2014


Der "DSD Crosslauf" am 25.1.2014 führt auf einer 7-km-Runde durch Düsseldorfs Grafenberger Wald. Die Teilnehmer am Hauptlauf über 14 km absolvieren die Runde zweimal. Ich bin ein solcher und möchte meine 2011er Bestzeit von 59:25 unterbieten. Pulsmesser Jr. startet auf der halben Distanz.

Direkt nach dem Start laufen wir eine kurze Rampe hinunter, bevor sich der Weg den ersten Anstieg hinauf windet.
Die Strecke schlängelt sich, noch auf breitem Weg, relativ flach durch den Wald.
Rechts des Weges befindet sich ein kleiner Gedenkstein, den die wenigsten Läufer wahrnehmen dürften. Er erinnert an die Selbstverbrennung des kurdischen Jugendlichen Tay­lan Kahra­man.
Aufgrund von Bauarbeiten für einen neuen Trinkwasserspeicher verjüngt sich der Pfad plötzlich und es wird eng. Gut, dass ich mich hier schon freigelaufen habe und nicht überholen muss.
Nach dem Überqueren der Pfeifferbrücke erreicht die Wegbreite ihr Maximum. Das ist zwar wenig spektakulär, aber trotzdem gut. Denn auf Runde 2 gibt es hier Gegenverkehr. Der Anstieg ist moderat, bevor wir stetig an Höhe zu verlieren beginnen und bald wieder auf "crossigere" Pfade abbiegen. Etwa nach der Hälfte der Runde bietet sich dieser Blick zu Tal.
Auf einer Runde muss man alles, was es bergab ging, auch wieder hinauf. Der erste der drei nennenswerten Anstiege ist erreicht. Der "Rodelhang" genannte Berg ist heute jedoch aper.

Hier am steilen, oberen Ende muss ein langhaariger Mitstreiter bereits gehen, obwohl er mich kurz zuvor noch an diesem Berg überholte. Nun lasse ich ihn hinter mir.
Oben erreichen wir eine Forstautobahn, die wieder ins Tal führt.

Die dortige Spitzkehre leitet in die Wolfsschlucht. Diese Schlucht entstand als Ausspülung durch starke Regenfälle im 40 Millionen Jahre alten Sand, den ein Vorläufer der Nordsee hier hinterließ.


In der Wolfsschlucht befindet sich linker Hand hinter einem Zaun dieser Tümpel. Die Horizontlinie lässt den Höhenunterschied erahnen, den wir noch zu bewältigen haben.
Plötzlich gellt hinter mir ein Schrei durch die Schlucht. Es ist kein Wolf, der da heult. Es klingt eher wie "Nein!" oder "Bein!" Als ich mich umdrehe, sehe ich den Langhaarigen. Er muss wieder gehen und hat wohl seinem Ärger darüber Luft gemacht.




Nach dem Ende der Schlucht ist wieder der breite Weg erreicht, auf dem wir nun in Gegenrichtung abwärts der Pfeifferbrücke entgegenstreben. Nach der Brücke verlassen wir mit einem scharfen Rechtsknick das bekannte Terrain und folgen einem Wurzelweg steiler bergab.


Am Waldrand nähern wir uns dem Ende der ersten Runde.

Der letzte Anstieg zieht sich hinauf Richtung Ziel. Der gut ausgebaute Weg ist breit genug, um eventuelle Rivalen im Endspurt zu überholen.
Zwei 7-km-Sprinter ziehen vorbei und ich überhole einen jungen Triathleten.

Die 7-km-Läufer brauchen nur noch geradeaus die letzte Rampe zum Ziel zu erklimmen. Wer 14 km laufen möchte, nimmt den Abzweig nach links und begibt sich auf Runde Nummer Zwei. So auch ich.
Hier ruft dem Triathleten ein Coach zu, dass er Neunter sei und drei Minuten hinter dem Ersten laufe. Also bin ich Achter.

In Reichweite vor mir läuft ein markantes oranges Hemd. Ich hatte es schon einmal bergab überholt. Aber bergauf war sein Träger dann wieder schneller als ich. Ich nehme mir vor, noch Siebter zu werden.

Zunächst will aber der Triathlon-Junge abgeschüttelt werden. Das gelingt recht bald, denn ich kann das markante Rascheln seiner Startnumer nicht mehr hören.

Als es wieder talwärts geht, spiele ich meinen Vorteil aus und will mich gerade vor das orange Hemd auf Nummer Sieben platzieren, da sehe ich einen zusammengefalteten Geldschein am Waldboden. Als der Sparfuchs in mir die Oberhand gewinnt, bin ich schon ein paar Meter vorbei und muss umkehren, um mich des Geldes zu bemächtigen. Nach der Färbung zu urteilen. könnten es fünf oder zwanzig Euro sein. Lächelnd stecke ich die Kohle in meinen Handschuh. Ich sagte ja, ich werde Profi und verdiene jetzt Geld beim Sport!

Das Intermezzo dürfte mich 20 Sekunden gekostet haben. Doch schon bald bin ich dem Orangen wieder auf den Fersen. Gemeinsam überholen wir auf der Bergab-Passage in die Wolfsschlucht einen Konkurrenten, womit mein Ziel von Platz Sieben bereits erreicht ist. Doch gemeint hatte ich den Herrn in Orange!

Beim Einstieg in den Wurzelweg ist es so weit. Ich ziehe vorbei. In diesem Moment bekomme ich überraschend die zweite Luft. Eigentlich hatte ich mich auf einen Zweikampf gefasst gemacht. Doch ich fliege förmlich vorbei und Orange hat keine Chance mehr.

Nun gilt es nur noch, in Würde die letzten der 340 Höhenmeter beim Anstieg ins Ziel zu bewältigen. Es sind mir ein paar Kräfte für den Schlussspurt am Hang verblieben, und ich komme als Sechster nach 55:46 ins Ziel. Das sind 3:39 min weniger als vor drei Jahren. Ich werde immer älter und immer fitter - und heute AK-Zweiter.

Der Junior erwartet mich schon strahlend. Er kam im ersten Drittel des 7-km-Feldes ins Ziel und wurde konkurrenzlos Erster der U14.

Übrigens, im Handschuh steckten fünf Euro.


 Höhenprofil der 7-km-Runde

1,5 km Fußweg vom Wettkampfbüro zum Start/Ziel


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Dienstag, 21. Januar 2014

Ich werde jetzt Profi

30 Grad Lufttemperatur und 28 Grad im Wasser. Knackige Körper in knappem Dress. Was sich für manchen nach idealen Urlaubsbedingungen anhört, lässt meinen Sonntag zur Herausforderung werden.

Nicht nur, dass ich mir als magerer Langstreckenläufer unter den ganzen breitschultrigen Waschbrettbauchträgern ein wenig deplatziert vorkomme. Die Hitze und der Höllenlärm tragen ebenfalls wenig zu meinem Wohlbefinden bei. Dichtgedrängt inmitten schwitzender Leiber leiste ich schreiend meinen Beitrag zu all dem Krach. Mein Gebrüll gilt meiner Tochter. Leicht aus der Art geschlagen, findet ihr Bahnenziehen nicht im Stadion, sondern im Schwimmbad statt. Und meine Rufe sollen ihr beim Winterschwimmfest im Hallenbad als Anfeuerung dienen. Wie sie mir anschließend mitteilt, hört sie im Wasser nichts davon.

So ein Schwimmbecken bietet nur Platz für eine Handvoll Bahnen. Also wird jeder Wettkampf unterteilt. In Läufe! (So ganz bin ich hier wohl doch nicht fehl am Platze.) Von eben diesen Läufen gibt es jede Menge. Bei uns Läufern variiert einfach nur die Strecken-Länge. Unterschiedliche Distanzen kennt der Schwimmer zwar auch, zusätzlich aber noch verschiedene Disziplinen. Da sind Brust, Rücken, Freistil und Schmetterling - von Lagen und Staffeln ganz zu schweigen. Und aus diesen Faktoren ergibt sich eine Unzahl an Läufen für einen Wettkampftag. Dieser hier dauert von 8 bis 18 Uhr. Während dieser Zeit startet das Pulsmesser-Kind viermal und ist jeweils deutlich weniger als zwei Minuten im Wasser. 10 Stunden Schwimmhalle für 8 Minuten Wettkampf - das bedeutet vor allem eins: Warten.

Kuchentheke (Ausschnitt)
Und so finde ich mich meist in der Cafeteria wieder, wo ich tapfer dem duftenden Kuchenbüfett zu trotzen versuche. Die anderen Begleiter haben ähnliche Probleme. Erfahrene Sport-Eltern erkennt man an ihren Schwimm-Ringen. Wem das als Identifikationshilfe nicht reicht, der gewandet sich in bedruckte Shirts. "Mama Löwenherz - Dabei sein ist alles", lautet der frei interpretierte olympische Gedanke auf einem Rücken.

Draußen verstreicht ein sonniger Lauftag ungenutzt, während ich sitzend und mampfend warte. Mein Blick fällt auf den Schriftzug am Hemd einer Mitesserin. Und dort lese ich, welche sportliche Zukunft mir bevorsteht.

Ich werde Profi - "Beckenrandprofi"!

Montag, 6. Januar 2014

Ratinger Neujahrslauf 2014

Laufstrecke durch die historische Altstadt Ratingens
Erleuchtet von der Erkenntnis des wahren Genusslaufens ging ich beim letzten Marathon ohne Uhr an den Start. Beim Ratinger Neujahrslauf am 5.1.2014 stoppe ich ebenfalls keine Zeit - jedoch völlig unfreiwillig!

Gerade erst von meiner Reise mit Stationen am Mittelpunkt Deutschlands, beim Werdauer Silvesterlauf und in der Sächsischen Schweiz zurück, habe ich mir sofort wieder die Laufschuhe angezogen und die Garmin ans Handgelenk geschnallt. Pünktlich um 13 Uhr stehe ich an der Startlinie zum Hauptlauf über 10 km. Der Satellit ist gefunden, der Startschuss knallt und die Uhr fiept willig beim Druck auf ihren Startknopf.

Drei nicht flache Runden durch die Ratinger Innenstadt sind zu laufen. Und schon nach einem Kilometer gerät die ansehnliche Rückpartie einer Triathletin in mein Blickfeld. "Die will ich haben!", setze ich mir zum Ziel - natürlich im läuferischen Sinne. Am ersten Anstieg verliert sie an Tempo und ich ziehe gleichauf und langsam vorbei. Ein Blick zur Uhr lässt mich ahnen, dass die Dame eine Zeit unter 40 min anpeilt. Das wäre heute auch mein Idealziel. Nach festtäglicher Völlerei halte ich es nicht für sehr realistisch, aber trotzdem daran fest. Die Dame auch, denn von nun an klebt sie mir an den Fersen. Nach dem polyfonen Gekeuche in meinem Rücken zu urteilen, haben sich da noch ein paar andere Ambitionierte in meinen Windschatten gehängt. Vor mir klafft eine für mich unüberwindliche Lücke im Feld, so dass ich hier scheinbar ein kleines Fähnlein Unverzagter Richtung Ziel führe.

Bei km 4 will ich prüfen, ob auch der Kurs "sub 40" noch stimmt und blicke auf die Uhr. Das hohle Auge des leeren Displays glotzt blöde zurück. Da gucke ich nun auch dumm aus meiner Sportwäsche - der kurzen übrigens angesichts fast zweistelliger Temperaturen. Nach dem gestrigen Kofferauspacken hatte ich vergessen, die Laufuhr per Ladekabel mit dem guten Strom aus norwegischer Wasserkraft, der meine heimischen Steckdosen speist, zu verbinden! Da habe ich ja mal ordentlich Energie gespart!

Warten auf die Läufer am Marktplatz
Doch wieviel Energie muss ich jetzt einsetzen, um mein Zeitziel zu erreichen? Schwer zu sagen, doch ich habe ja nicht nur eine Uhr am Handgelenk, sondern noch eine an den Fersen in Form der Triathletin. Jetzt, wieder am Anstieg, versucht sie mit ihrem Trupp einen Ausbruch nach dem anderen. Ich wehre alle ab. Und es wiederholt sich die Geschichte des Silvesterlaufs, denn am oberen Ende der Straße bekomme ich wieder Seitenstechen. Seltsam, das passiert mir sonst nie und jetzt gleich in zwei aufeinanderfolgenden Wettkämpfen! Es hilft nichts. Ich muss das Tempo reduzieren und sehe meine "sub 40" in Gestalt der Triathletin davonziehen. Mit ihr enteilt ein Herr im Leibchen eines Kölner Vereins.

Es folgen ein paar mental harte Minuten, in denen ich versuche, wieder die Oberhand in meinem Körper zu gewinnen und dabei die beiden Flüchter nicht allzu weit entkommen zu lassen. Als es mir wieder besser geht, sind beide noch in einem Abstand, den ich auf dem letzten Kilometer zu schließen gedenke. Es führt die Frau, dann folgen der Kölner und ich.

Bei der dritten und letzten Passage des Anstiegs ziehe ich mit dem Kölner Jung gleichauf. Es folgt eine Gerangel, bei dem mal er, mal ich obsiegt. Letztlich zieht er wieder davon und greift nun auch noch die Triathletin an. War sie bereits in Reichweite gekommen, wehrt sie sich jetzt vehement und gibt Gas. Sie zieht uneinholbar von hinnen und lässt auch den Abgesandten der Domstadt hinter sich. Ich muss einsehen, dass mir als realistisches Ziel nur noch das Einholen des Mannes aus Köln bleibt. Doch auch der ist ein gutes Stück vor mir. Japsend überrunde ich nun die Läufer, die es heute gelassener angehen und biege in die Fußgängerzone und damit auf die Zielgeraden.

Jetzt ist Winterschlussverkauf - alles muss raus! Etwa 20 Meter vorm Ziel erreiche ich den Kölner, der sich - völlig überrumpelt - auf den wenigen verbleibenden Metern nicht mehr wehren kann. "Du Sack!", schnauft er mir zu, als wir uns im Ziel abklatschen. Die magische 40-Minutenmarke haben wir beide knapp gerissen. Mein finaler Kraftakt hat sich dennoch gelohnt. Der kölsche Konkurrent lief ebenfalls in der M40, und ich habe mir noch den zweiten Platz der Altersklasse erkämpft.

Schade, dass ich das Lauferlebnis immer nur aus meiner Perspektive schildern kann. Denn Pulsmesser Jr. war wesentlich erfolgreicher und könnte beschreiben, wie es sich anfühlt als Dritter im Gesamteinlauf des Schülerwettkampfes durchs Ziel zu gehen und dabei Zweiter der AK zu werden. Und auch die weiblichen Familienmitglieder hätten Positives zu berichten. Das jüngste Pulsmesserchen errang AK-Platz 6 und meine Frau wurde Vierte ihrer AK. Die Platzierung meiner Lieben macht mich stolz, ist mir aber eigentlich nicht so wichtig. Ich bin einfach glücklich, dass sie mit dabei sind und wir gemeinsam die Freude an diesem Sport teilen.

Mittwoch, 1. Januar 2014

Werdauer Silvesterlauf

Wo liegt das Stadion des SV-Rot-Weiß-Werdau?* Keine Ahnung! Näher bezeichnet ist aber in der Ausschreibung der Startort des Werdauer Silvesterlaufes nicht, an dem mein Sohn und ich zum Jahresausklang teilnehmen wollen. Und so ergibt sich ein nettes Telefonat mit dem Organisator des Laufes Peter Schmidt.

Er erzählt, dass die eingeschworene, kleine Startergilde von rund 60 Mann keine Anfahrtsbeschreibung benötigt, und dass sein Orga-Team bei schönem Wetter überlastet ist, wenn spontan mehr als 100 Läufer an den Start kommen.


Heizgebläse im Zelt

Von Organisationsproblemen ist aber am 31.12.2013 nichts zu spüren, obwohl Sonnenschein und blauer Himmel zu einem Teilnehmerrekord von 189 Startern führen. Bei eisigen Temperaturen wärmen wir uns im geheizten Zelt vor dem Start, bevor uns der Bürgermeister mit einem Schuss auf die Strecke schickt, um kurz darauf selbst mitzurennen.

Die ersten Kilometer geht es bergauf und ich muss mich bereits hier von meiner 4er-Ziel-Pace verabschieden und etliche Konkurrenten vorbei lassen. Obwohl nur moderater Frost von ca. -1 Grad herrscht, bin ich diese Temperaturen in dieser Saison noch nicht gewohnt. Ohren, Mund, Nase und Rachen schmerzen vor Kälte. Ich fühle mich die ganze Zeit am Rande von Seitenstechen.

Bald geht es wieder abwärts und in den Wald. Dann ist schon der Wendepunkt der 7,3-km-Walkingstrecke erreicht. Wir 12-km-Läufer müssen noch weiter. Stellenweise ist der Boden mit Reif überzogen und entsprechend glatt. Dann erreichen wir die mit einer Nikolausmütze markierte Wende.

Der mentale Durchbruch ist erreicht, der Kälte-Schmerz verflogen. Nun sammle ich die Überholer nach und nach wieder ein. Doch hartnäckig bleibt ein Keucher hinter mir in Hörweite. Am finalen Anstieg versucht er immer wieder einen Angriff, den ich jedesmal abwehren kann. Damit treibt er mich am Gipfel doch noch ins Seitenstechen und zieht bergab davon.

Zeitnehmer am Zieleinlauf
"Platz 19!" ruft man mir vom Streckenrand aus zu. Den will ich halten, obwohl das nächste Gekeuche von hinten lauter wird. Ich schaffe es aber und verpasse damit eine Flasche Sekt, die jedem 5. Finisher vom Sponsor zuteil wird. Direkt an der Ziellinie erhalte ich überrascht bereits meine Urkunde.
Mitläufer und Sponsor (links) verteilt Sekt
Zur Siegerehrung bleiben wir trotzdem. Denn der Lauf ist offiziell ab 12 Jahren zugelassen und mein Sohn wird so ganz legal Zweiter in seiner AK.

Möge das neue Jahr so erfolgreich weitergehen, wie das alte endete!

*Das Stadion und der Start befinden sich übrigens hier (grüner Pfeil).