Der Ratinger
Neujahrslauf über zehn Kilometer steht traditionell für mäßige Leistungen –
jedenfalls bei mir. Liegt es am speziellen Profil der Strecke mit dem circa
einen Kilometer langen „Anstieg“, der auf jeder der drei Runden zu erklimmen
ist? Oder befindet sich der Körper noch im Festtagsmodus? Für den 37. Ratinger
Neujahrslauf am 4.1.2015 habe ich mir vorgenommen, wenigstens einen
persönlichen Streckenrekord aufzustellen, wenn schon mit keiner 10-km-Spitzenzeit
zu rechnen ist.
Der Lauf ist der
erste Wettkampf im neuen Jahr und der erste Start in der neuen Altersklasse.
Und es sollte der erste Lauf nach einer Laufpause sein. Ich wollte nach dem
Siebengebirgsmarathon die Beine hochlegen und dem Körper eine
vollständige Regeneration bis zum Neujahrslauf gönnen. Was für eine Schnapps-Idee!
- Ich hatte Urlaub, ich hatte Zeit, ich durfte nicht laufen!
- Im Hotel lag eine Skizze für eine empfohlene Laufrunde bereit. Ich durfte nicht laufen!
- Morgens lockte eine frisch verschneite Landschaft in die Natur. Ich durfte nicht laufen!
- Strahlender Sonnenschein, blauer Himmel. Ich durfte nicht laufen!
Um es kurz zu
machen, der Junkie war auf Entzug. Nach 15 Tagen der Übellaunigkeit wurde ich
rückfällig. Mit inzwischen akkumulierten zwei Kilogramm Zusatzgewicht.
Es stecken also doch
ein paar gezielte Vorbereitungsläufe in den Beinen, als ich mich unter die
anderen Starter der neuen, noch leistungsstärkeren Altersklasse mische. Die Midlife-Crisis-Gebeutelten
wollen es sich nochmal beweisen, heißt es. Für mich bedeutet das heute, daß ich
auf dem Ratinger Kurs erstmals unter 40 Minuten bleiben will.
Auf der ersten
Runde spüre ich den Anstieg nicht, wie ich ebenso begeistert wie erstaunt bemerke.
Doch schon auf Runde Zwei endet der läuferische Höhenflug mit einer unsanften
Landung in der Realität. Es kündigt sich das von den letztjährigen Winterläufen bekannte Seitenstechen an. Muss wohl an der kalten Luft liegen. Ich reduziere
das Tempo, um das Problem im Zaum zu halten. Das gelingt, führt jedoch dazu,
dass ich derer ansichtig werde, die bisher nur durch ihren Schattenwurf hinter
mir zu erahnen waren. In der dritten Runde erwacht der Kampfgeist noch einmal
als klar wird, dass ich die sub 40 bei Weitem nicht so sicher im Sack habe, wie
ich die ganze Zeit glaubte. Mit Schnappatmung bahne ich mir eine Schneise durch
die Überrundeten, kann noch ein paar Plätze gut machen und sichere mir knapp
die sub 40. So schnell war ich hier noch nie.
Und ich belege
heute den ersten Platz! Ich bin zwar nicht als Erster im Ziel, aber der Erste unter
der Dusche.
Erster Platz unter der Dusche setzt auch einen entsprechenden Sprint voraus ;-) Glückwunsch -wie immer- zur prima Zeit! Irgendwie erinnert mich Deine Schilderung ein wenig an einen launigenLauftext, den ich gestern auf der Heimfahrt nochmals schmunzelnd las... Vielleicht hätte Dich ein Senior Velociraptor noch ein wenig schneller gemacht...!:-)
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Elke
Danke, Elke. Wie ich heute hörte, scheint der Autor des Senior Velociraptor einen Nachfolger zu planen.
LöschenKlasse Zeit und wie immer schön zu lesen :-) Wünsche dir ein erfolgreiches Jahr 2015!
AntwortenLöschenDanke für das Doppellob, Tom. Du wirst ja zu meiner läuferischen Bespaßung 2015 beitragen ;-)
LöschenDa hat die Laufpause dir wohl auch frische Beine beschert. Da sieht man mal das sowas auch mal positiv sein kann ;)
AntwortenLöschenVielleicht war es so. Aber so eine radikale Pause ganz ohne Laufen mach ich nie wieder! Ein bisschen Jogging muss erlaubt sein ;-)
LöschenDas liest sich doch ganz locker . Einfach mal so unter 40 Minuten bleiben. Nach Laufpause :-)
AntwortenLöschenAber solche Pausen tun ja oft wirklich sehr gut.
Und erster ist erster. Egal ob unter der Dusche oder im Ziel :-)
Es kommt ja immer auf die Perspektive an.
Ich gratuliere zu einem tollen Start ins Jahr 2015.
Liebe Grüße
Helge
Vielleicht war ich sogar Erster im Ziel - der Erste mit Schuhgröße 47.
LöschenDanke für die Gratulation, Helge!
Echt scharf, Pulsmesser
AntwortenLöschensage einer
Pausen seien nicht gut
♥-lichen Glückwunsch !
Schön wieder von dir hier zu lesen, danke!
LöschenEine "wirkliche" Bestzeit Anfang Januar, das wäre schon recht außergewöhnlich. Von daher: Glückwunsch zur Streckenbestzeit!
AntwortenLöschenVielen Dank, Hannes. Hast recht, man muss auch mal zufrieden sein ;-)
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