Freitag, 7. Juni 2013

Natural-Running - Der New Balance Minimus im Test

Beim Köln-Marathon wurde ich von einem Barfußläufer im Pumuckel-Gewand überholt. Beim Dresden-Marathon passierte ich einen Läufer, der seine drückenden Schuhe mit den Worten: "Besser so, als gar nicht ins Ziel!" weggeworfen hatte und auf Socken weiterlief. Ein Kollege lief den Marathon beim Iron-Man in "FiveFingers", wobei sich unterwegs die ganze Sohle seiner Füße ablöste, so dass er im Ziel keinen Schritt mehr tun konnte. (Er ließ sich dann auf seinem Fahrrad ins Hotel schieben.) Und am Rennsteig sah ich mehrere Teilnehmer, die die 72,7 km in "Nike Free"-Schuhen abrissen.
"Natural Running" ist also ein Trend. Vielleicht treibt die Industrie hier nur eine neue Sau durchs Dorf. Vor ein paar Jahren sind ja ganze Läuferscharen in bunten Kompressionsstrümpfen durch die Gegend gesprungen. Das sieht man inzwischen nicht mehr so oft. Ich habe den Trend (u.a. aus optischen Gesichtspunkten) gleich übersprungen. Doch dieses minimalistische Konzept, das Zurück-zur-Natur und Zurück-zum-Barfußlaufen des Natural-Running spricht mich an. Und so habe ich es getan. Ich habe mir ein paar Natural-Running-Schuhe gekauft.


Der Minimus von New Balance hat mir gleich gefallen. Entsprechend meiner neuen Vorlieben habe ich die Trail-Variante ausgesucht. Die offizielle Bezeichnung lautet MT10. Der Schuh sieht einfach rattenscharf aus. Und er sitzt am Fuß wie ein Handschuh, ohne viel schwerer als ein solcher zu sein. Den Schuh aus der Packung zu nehmen und das Gewicht zu spüren oder eben gerade nicht zu spüren, das war ein Erlebnis!
Aber wie läuft es sich in dem Schuh? Auf die Packung sind Warnhinweise aufgedruckt, man möge anfangs nur kurze Strecken und diese nur in der richtigen Technik laufen. Als Fersenläufer muss ich hier erst noch lernen. Deshalb habe ich die Schuhe zunächst nur im Alltag getragen. Dabei fiel auf, dass man beim Gehen nicht automatisch auf Vor-oder Mittelfußtechnik umstellt wie beim Barfußgehen. Man muss also seine Schritte ganz bewusst setzen.
Heute habe ich es gewagt und bin mit den Schuhen gelaufen. Als Untergrund wählte ich Tartan, was neben Wiese und Sand für den Anfang empfohlen wird. Interessanterweise fällt es beim Laufen viel leichter, die Mittelfußtechnik (oder was ich dafür halte) zu benutzen. Das geht fast von selbst. Aber ich bin mit den Schuhen langsamer und ermüde sehr schnell. Zwei 1000-m-Intervalle schaffte ich geradeso in 4 min. Das dritte Intervall war dann über 4:30 min. Die heutigen Temperaturen von 27 Grad im Schatten (ich lief im Stadion in der prallen Sonne) mögen auch zum Leistungseinbruch beigetragen haben. Aber mir taten auch ganz schön die Waden weh, so dass ich nach 5 km auf Tartan froh war, die Schuhe für den Rückweg zu wechseln. Ich habe noch nie so sehr die Dämpfung meiner New Balance MR880 gespürt und genossen!
Es wird sich zeigen, wie lange ich die Disziplin aufbringe und den Minimus im Training benutze. Angeblich stärkt sich dadurch die Muskulatur, was letztlich zu mehr Schnelligkeit führen soll. Dann wäre irgendwann der Minimus aufgrund seines geringen Gewichts der ideale Wettkampfschuh. Notfalls werde ich ihn als schicken Hausschuh auftragen. Immerhin habe ich eine Steintreppe im Haus, auf der die Trail-Sohle ihre Griffigkeit beweisen kann.


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