Am 17.6.2014 verzeichnen die Organisatoren des b2run mit
9000 Startern einen neuen Teilnehmerrekord und kündigen an, im nächsten Jahr
die 10000 knacken zu wollen. Ob das eine gute Idee ist, wird sich zeigen.
Schon diesmal
ist deutlich mehr Gedränge in den Startblöcken zu spüren als in den Vorjahren.
Was heißt überhaupt Startblöcke? Es gibt ganz vorn einen Bereich für 250
sogenannte „Durchstarter“. Alle anderen stellen sich dahinter an. Entsprechend
groß ist die Enge im hinteren Feld auf dem schmalen Kurs. Es kommt zu Wartezeiten und
Stau. Überholen ist nahezu unmöglich, insbesondere, wenn man ab Kilometer Eins
schon Geher vor sich hat. Jedenfalls wird mir das nach dem Lauf so berichtet. Denn ich bekomme davon wenig mit, genieße ich doch das Privileg des Zugangs zum
Durchstarter-Bereich.
Aber auch bei den Durchstartern herrscht großer Andrang. Man
kommt kaum in den Block hinein, da sich einige Uneinsichtige ohne entsprechende
Startnummern-Markierung nicht von den Ordnern abweisen lassen wollen. Es gelingt mir, mich ins vordere
Drittel vorzukämpfen. Schon will ich mich mit meiner Position zufrieden
geben, da sehe ich meinen firmeninternen Konkurrenten etwa in Reihe Fünf.
Völlig überraschend hatte er mich im letzten Jahr angegriffen und auf den zweiten Platz der Firmenwertung verwiesen. Das gilt es heute zu korrigieren,
und so drängle ich mich zu ihm durch, um von Anfang an Chancengleichheit
herzustellen.
Kurz vorm Start klettern noch zwei Frauen vor uns über die
Absperrung. Die eine ist die ehemalige Deutsche Berglaufmeisterin Steffi Buss.
Von ihr droht keine Gefahr, konnte ich sie doch auch in den beiden Vorjahren
hinter mir lassen. Die andere Dame ist mir unbekannt. Doch ich werde sie in den folgenden Minuten
noch besser kennenlernen.
Und schon werden wir auf die enge, eckige Strecke geschickt.
Sie wurde im Vorfeld von 6,3 km auf 6,0 km verkürzt. Man hat auch die erste Hälfte vom Rheindeich
hinunter auf den Messeparkplatz verlegt und damit den einzigen attraktiven Anteil eliminiert. Durch die Sturmschäden, die das Pfingst-Unwetter anrichtete, war
kurzfristig eine weitere Verkürzung auf 5,1 km nötig geworden. Gut, dass ich
mich erst kürzlich im 5-km-Lauf ertüchtigt habe!
Nach der ersten 90-Grad-Kurve auf unserer Parkplatzrunde tönt ein Ruf aus dem Publikum:
„Super, erste Frau!“ „Da läuft noch eine Frau vor mir!“, wird mir klar. Es
dauert eine ganze Weile, bis ich sie in der Läuferschar ausmache. Dann hefte
ich mich an ihre Fersen. Es ist die „späte Seiteneinsteigerin“.
Während ich nun versuche, mit der führenden Frau Schritt zu
halten, nehme ich in meinem Nacken ein markantes Keuchen war. Das dürfte mein
Firmen-Konkurrent sein. Bis zur Streckenhälfte gelingt es der Dame, einen
kleinen Vorsprung auszubauen, während das Keuchen von hinten nach wie vor klar vernehmbar ist. Ich muss mich jetzt entscheiden. Will ich es auf
Teufel-komm-raus mit der Unbekannten aufnehmen oder spare ich mir ein paar
Körner für einen eventuellen Zweikampf auf der Zielgeraden mit dem hauseigenen Konkurrenten?
Ich entscheide mich für Option Zwei und nehme ein wenig Tempo heraus. Sofort geht
mein Hintermann vorbei. Ich lasse ihn gewähren mit dem Plan, mich hinter ihm
auszuruhen, um dann am Schluss vorbeizuziehen. Soweit der Plan. Als ich mich
das letzte Mal ausgeruht habe, fühlte sich das irgendwie anders an. Und dann
überholen wir gemeinsam einen Läufer. Der Hauseigene zieht rechts vorbei und
ich links. Dabei beschleunige ich wohl etwas zu sehr und finde mich plötzlich
vor meiner Konkurrenz wieder. Mit dem bekannten Gekeuche von hinten geht es also
weiter. Der schnellen Dame scheinen jetzt die Kräfte zu schwinden. Jedenfalls
verringert sich unser Abstand und bei Kilometer Vier bin ich vorbei. Damit
dürfte Ziel Zwei für heute im Sack sein: keine Frau vor mir im Ziel! Was bin
ich heute wieder für ein Chauvi!
Nun ist noch das eigentliche Tages-Ziel umzusetzen: das Gekeuche
muss hinten bleiben! Wir biegen auf die letzte lange Geraden vorm Stadion. Vor
mir läuft ein junger Mensch mit riesigen Kopfhörern. Den will ich mir noch holen
und gebe mir die Sporen für einen Endspurt. Das Gekeuche wird immer leiser! Was für
eine Wohltat in meinen Ohren! Doch als der Kopfhörermann mich bemerkt (mein Keuchen dürfte er
wohl eher nicht gehört haben), mobilisiert er seine Reserven. Dem kann ich nicht lange
standhalten, will ich doch auch nicht mein ganzes Pulver verschießen. Vielleicht werde ich es noch benötigen, um potentiell lauter werdendes Gekeuche herunterzuregeln.
Ich lasse abreißen. Nach etwa 100 Metern habe ich mich wieder an den Musikfan (oder
lauscht er in aller Ruhe einem Hörbuch, absolviert gar die nächste Lektion eines Sprachkurses?) herangearbeitet. Gerade will ich
wieder angreifen, als von hinten jemand herangeschossen kommt. Gottlob ist es
nicht der hauseigene Keucher! Der Kopfhörer-Hörer fühlt sich herausgefordert
und zieht mit dem Heranschiesser von hinnen. Egal! Denn als nächster laufe ich
ins Ziel, wo ich ein erhabenes Weilchen warten darf, bevor wir Konkurrenz-Keucher uns
abklatschen können.
Ja ja, schon klar, ne, Hauptsache keine Frau vor Dir, dann im Zweifel schon noch der Keucher... Ich würde Dir ja schon gönnen, dass Dich mal ein weibliches Wesen so richtig abhängt.
AntwortenLöschen(Ok war das jetzt so etwa, was Du provozieren wolltest - Ich meine, das war doch wohl nicht Dein E R N S T?!)
Liebe Grüße
Elke
Nein, den Keucher abzuhängen hatte Priorität.
LöschenLies mal den Bericht vom letzten Jahr. Da hatte ich keine Chance gegen die schnellste Frau.
Seit ich einmal versehentlich als dritte Frau bei der Siegerehrung (unter großem Gelächter) aufs Treppchen gerufen wurde, fiel mir auf, dass ich bei vielen Veranstaltungen immer mit der Drittplatzierten lief. Inzwischen kann ich mich sogar manchmal mit der ersten Frau messen. Ist doch schön!
Oh Gott, als Frau aufs Treppchen gerufen zu werden - das MUSS ja ein Trauma geben :-)
LöschenDafür hältst Du Dich aber ganz wacker.
Ich konnte den Moderator, es war übrigens Manfred Steffny, dann doch von meinem wahren Geschlecht überzeugen. Da war wohl bei der Ummeldung etwas schief gegangen ...
LöschenHatte die Frau den kein schönes Hinterteil weil du unbedingt vorbei musstest? :-)
AntwortenLöschenEhrlich gesagt, sieht sie von beiden Seiten gut aus. Das kann ich beurteilen, weil sie sich während des Laufens mehrfach umgedreht hat. Es wirkte, als suche sie im hinteren Feld nach einem Mitläufer. Vielleicht wollte sie den eigentlich ziehen. Wer weiß ...
LöschenDeinem Resümee stimme ich völlig zu. Ich staune auch jedes Mal, wer sich da alles motivieren lässt.
AntwortenLöschenDas Durchstarterticket kostet übrigens sogar 25 Euro.
Hallo,
AntwortenLöschensehr, sehr unterhaltsamer Bericht.
Ich war sehr froh, als Helge mit dem Triathlon begonnen hat. So waren wir dann zu Zweit, die gekeucht haben.
Aber da ich meist weiter hinten laufe, stört es die Anderen meist nicht ;-) .
Und ja, wir kennen tatsächlich "Leute", die es gar nicht verkraften, von einer Frau überholt zu werden.
Bei dir interpretiere ich das aber er als Spass, oder?
Viele Grüße
Karina
Im Wettkampf habe ich generell ein Problem damit, überholt zu werden :-D
LöschenIrgendwie habe ich das Gefühl mitgelaufen zu sein :-D
AntwortenLöschenWobei so weit vorne ich natürlich höchstens über 100 m mithalten könnte. Also von mir würde dir keine Gefahr drohen ;-)
Ich hoffe die keuchende interne Konkurrenz hat es verkraftet.
Ich hoffe auch, die junge Dame ist trotzdem Siegerin geworden bei den Damen :-)
Liebe Grüße
Helge
Helge, ich nehme dich auch künftig immer gerne mit zu meinen Läufen.
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