Dienstag, 17. Juni 2014

Eifelmarathon durch Zwei mal Zwei



Seit dem Pfingst-Unwetter sind die heimischen Wälder verwüstet und gesperrt. In der Eifel stehen die Bäume noch. Also weichen der Junior und ich dahin aus und starten am 15.6.2014 gemeinsam beim Eifelmarathon auf der Halbdistanz.

Der Halbmarathon ist ohne Altersbeschränkung ausgeschrieben, so dass hier ein knapp Dreizehnjähriger ganz offiziell starten darf. Zusätzlich lockt den Junior die Aussicht auf eine Prämie in der Altersklassenwertung. Eine gemeinsame Übernachtung im Zelt auf dem Sportplatz soll der Auftakt zu dieser Vater-Sohn-Unternehmung werden.

Start und Ziel am frühen Morgen
Um 22 Uhr am Vorabend erreichen wir das gut ausgeschilderte Wettkampfbüro. Der kleine Ort liegt dunkel und verlassen. Wo ist hier der Sportplatz? Oder wo ist die Turnhalle? Beide sollen laut Internet die Möglichkeit einer kostenlosen Übernachtung bieten. Da tritt ein Herr mit nahezu geleerter Likör-Flasche in der Hand vor die Tür seines Hauses. Er bietet an, uns zu den gesuchten Lokalitäten zu geleiten, wenn wir ihn später wieder hier absetzen. Trotz des offenbar hohen Alkoholpegels bringt er uns zielsicher zum Sportplatz. Dieser ist komplett abgesperrt, und neu eingesäter Rasen sprießt frisch. Da soll man wohl eher kein Zelt aufschlagen. An der Schule steigen wir angesichts dunkler Fenster und leerer Parkplätze gar nicht erst aus dem Auto.  Ob der inzwischen vorgerückten Stunde bauen wir im allerletzten Tageslicht das Zelt kurzerhand hinter dem Wettkampfbüro auf. Das Auto stellen wir auf dem Parkplatz vor dem Gebäude ab.

Als wir uns am nächsten Morgen aus den Microfasern quälen, herrscht schon Aufregung, denn unser Auto steht dort, wo der Bitburger-Stand errichtet werden soll. Den Ausschank des kostenlosen, alkoholfreien Bieres wollen wir natürlich nicht verhindern und lassen uns von der Organisatorin des Laufes ein anderes Plätzchen zuweisen.

Diesmal kein Kuchen vorm Start
Unser Frühstück nehmen wir nicht bei der Startunterlagenausgabe, sondern beim benachbarten Bäcker zu uns. Das hat zwei Vorteile. Wir können auf der Terrasse in der Morgensonne essen, und wir haben die Bäckertoilette schlangenfrei ganz für uns allein.

Marathon-Start
Nach dem Start der Ultras und Marathonis sowie der 10-km-Läufer und Walker starten auch wir – mit dem Bus zum Schloss Hamm, dem Wendepunkt der Marathonstrecke und Beginn des Halben. Ich glaube, von so einem schönen Platz bin ich bisher bei noch keinem Wettkampf losgelaufen. Uns empfangen Dudelsackklänge, als wir den blumenbestandenen Schlosshof betreten, der von imposantem Gemäuer begrenzt wird. Es besteht bereits jetzt die Gelegenheit, von den Rosinen, Äpfeln oder Getränken zu naschen, die der Verpflegungspunkt bereithält. Dann erfolgt eine unverständliche Ansage, bevor zum Start heruntergezählt wird. Das lockere Feld setzt sich ebenso locker in Bewegung. Eine Startlinie gibt es nicht.

HM-Start im Hof von Schloss Hamm
Zunächst umrunden wir auf flachem Kurs eine Talsperre, bevor es nach sechs Kilometern wieder hinauf zum Verpflegungspunkt im Schlosshof geht. Auf dem schmalen Pfad zur Burg begegnen uns die führenden Marathonläufer in beeindruckendem Tempo. Wir selbst gehen es gemütlich an, soll der Nachwuchs doch nicht überfordert werden. Es ist zwar schon sein dritter Halbmarathon, aber die bisherigen verliefen auf ebener Strecke. So gab ich die Parole heraus, dass wir alle Berge gehen werden. Diese Vorgabe revidiere ich unterwegs, da die Anstiege nur kurz und gut laufbar sind. Auf der Internetseite des Laufes waren zwei unterschiedliche Höhenangaben genannt worden, 900 Hm und 596 Hm. Der kleinere Wert scheint der richtige zu sein.

Schloss Hamm
Der Junior kann sich unterwegs locker mit mir unterhalten. Wiederholt preisen wir die Schönheit der Landschaft, das ideale Laufwetter und den kühlen Wind. Zum Running-Gag entwickeln sich die Begegnungen mit dem Flüsschen Prüm, dessen Verlauf wir hier offenbar folgen. Jedes Mal versuchen wir, dem anderen zuvorzukommen mit der belehrend hervorgebrachten Anmerkung: „Das ist übrigens die Prüm!“ Durst müssen wir auch nicht leiden, denn aller drei Kilometer erwartet uns eine Verpflegungsstelle. Man braucht nicht wirklich so viel Flüssigkeit, aber zur Vorgabe des nächsten Etappenziels ist diese Strukturierung sehr willkommen.

Talsperre
Ab Kilometer 15 muss der Nachwuchs dann doch etwas kämpfen. In dieser Region gibt es auch noch einen richtigen Berg. Diesen langen, knackigen Anstieg gehen wir dann tatsächlich. Und obwohl es jetzt recht wellig wird, schaltet der Junior ab Kilometer 18 in den Wettkampfmodus. Er zieht das Tempo beachtlich an. Ich nehme diese Reserven beruhigt zur Kenntnis, zeigen sie doch, dass ich meinem Sohn nicht zu viel zugemutet habe. Meine Zielzeithochrechnungen hatte ich unterwegs immer wieder nach unten korrigieren dürfen. Anfänglich schien eine sub 2:30 realistisch, dann rechnete ich eine Ankunft nach 2:18 aus. Inzwischen scheinen unter 2:15 drin zu sein. Von hoch oben ist das Ziel nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen. Diese Eindrücke und das Gefälle hinunter nach Waxweiler beschleunigen noch einmal den Schritt. Bei der Streckenvermessung pflegt der Veranstalter eine entspannte Heransgehensweise. Das 42-km-Schild und das für 21 km stehen nebeneinander. Die verbleibende Strecke ins Ziel ist identisch. Uns soll es recht sein. Strahlend laufen wir nach gut 2:10 durch den finalen Bogen und werden als Vater-Sohn-Gespann erkannt und gewürdigt.
Der steilste Anstieg
Gewürdigt wird der Junior dann noch einmal bei der Siegerehrung, wo ihm eine Tasche voller Sachpreise ausgehändigt wird. Derart bepackt und medaillenbehangen ziehen wir uns in unsere zerstörten Wälder zurück.

8 Kommentare:

  1. Einen schönen Männerausflug habt ihr gemacht.
    Und was hat Junior gefrühstückt? Ich sehe nur ein Tellerchen und ein Tässchen...
    Liebe Grüße
    Elke

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    1. Wir haben die vorhandenen Ressourcen sequentiell genutzt. ;-)
      Für ihn gab es dann auch ein Käsebrötchen und Wasser.

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  2. Ein entspannter Lauf mit dem Junior. Wunderschön und mehr davon :)

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  3. Klingt nach einem schönen Vater-Sohn Wochenende. Ich denke, die Kids wissen schon ziemlich genau, was sie sich zumuten können. Bei meiner Tochter laufen dann aber Helge oder ich als Bremser mit, da sie da noch ein bisschen Erfahrung sammeln muss. Aber auf den letzten 1000m lassen wir sie ziehen, wenn sie noch kann.
    Ich höre auch immer wieder, dass der Eifelmarathon einer der landschaftlich Schönsten ist.
    Liebe Grüße
    Karina

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    1. Ja, Karina, das war ein tolles gemeinsames Erlebnis. Und die Landschaft ist wirklich schön.

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  4. Toll geschrieben! Herzlichen Glückwunsch zum Vater-Sohn-Finish. Super!

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