Samstag, 9. März 2019

Hart durch Hardt - Karnevalslauf und nächtliche Maskerade

Mit blauer Nase und roten Wangen stehe ich an der Startlinie beim Karnevalslauf in Mönchengladbach-Hardt. Einige der anderen Läufer sind verkleidet und geschminkt. Meine bunten Gesichtsfarben haben andere Ursachen.

Atemtherapie
Die blaue Nase hat nichts mit etwaiger Trunksucht zu tun. Stattdessen ist die Atemtherapie mittlerweile angelaufen. Wer "Pulp Fiction" gesehen hat und sich erinnert, wie Marsellus Wallace im Folterkeller des Waffennarren mit einem Ledergeschirr eine rote Kugel in den Mund geknebelt bekam, hat eine ungefähre Vorstellung von meiner nächtlichen Ausstattung. Die Atemmaske hinterlässt morgens nicht nur deutlich sichtbare Striemen in den Wangen, sondern auch eine blaue Druckstelle auf der Nase.

Die geröteten Wangen haben eine wesentlich erfreulichere Ursache. Am Vortag kam ich aus dem Skiurlaub zurück. Dort brezelte von morgens bis abends die Sonne auf die üppig beschneiten Hänge. Einen leichten Sonnenbrand habe ich gern in Kauf genommen, um mal ordentlich Vitamin D zu tanken.

Aber ob die Doppelbelastung aus ganztägigem Skifahren und abendlichen Laufeinheiten im steilen Gelände die beste Wettkampfvorbereitung darstellte, muss sich gleich erweisen. Von der Skiwoche abgesehen, habe ich das harte Trainingsprogramm des Juniors mit durchgezogen. Die Umfänge wurden zugunsten eines deutlich gesteigerten Tempos reduziert. (Kurzfassung: lange Läufe von max. 35 km im 5er Schnitt, kürzere im 4er Schnitt, dazu knackige Intervalle) Das müsste sich doch heute nun eigentlich in einer gegenüber dem Vorjahr verbesserten Wettkampfleistung niederschlagen. Damals lief ich aus dem reinen Ultratraining heraus eine 10-km-Zeit von 38:06. Somit erwarte ich heute von mir eine sub38.

Langkofel und Plattkofel

Auf dem ersten Kilometer fürchte ich, es wieder zu schnell angegangen zu sein. Zumindest fühlt es sich so an. Dann die Ernüchterung: die Uhr zeigt eher ein paar Sekunden zu viel! Der Kopf schaltet bereits in den Trübsal-Modus. Aber der Körper klingelt auf Kilometer Zwei die passende Pace heraus. Nur kostet das wahnsinnig viel Kraft! Der dritte Kilometer passt zeitlich auch noch einigermaßen. Anschließend bin ich schon froh, die Pace wenigstens unter 4 min/km zu halten. Kopf, Magen und Beine haben sich in ein anderes Körperteil zurückgezogen. Alles im Arsch!

Der Junior will eine pB aufstellen. Dazu ist eine sub36 vonnöten. Wegen einer nicht ganz auskurierten Erkältung fühlt er sich am Start nicht in Bestform. Das hält ihn nicht davon ab, mit einer sub35 zu finishen (34:54), was den klaren AK-Sieg und Gesamtplatz 6 bedeutet. Allerdings wird er mit zwei Tagen Fieber dafür büßen müssen.

Als beim Zieldurchlauf zur letzten Runde direkt hinter mir die führende Frau anmoderiert wird, kann ich mich noch einmal aufraffen. Schließlich hatte ich vorm Start ihr gegenüber noch mit meinem großartigen Zielzeitvorhaben geprahlt und eine Wiederholung unseres gemeinsamen Kopf-an-Kopf-Rennens von 2017 ausgeschlossen. Ich arbeite mich an einen vorherigen Überholer in Rot heran und ziehe wieder vorbei. Ein weiterer Rivale im schwarzen Dress wird ins Visier genommen. Während ich diesem immer näher komme, setzt der Rote zum Endspurt an. Zu zeitig für mich. Er zieht davon. Erst auf der Zielgeraden richtet mich ein Blick zur Uhr wieder auf. Hatte ich mich bisher mit einem "wenigstens sub40" getröstet, indiziert der Zeitmesser, dass eine sub39 noch im Bereich des Möglichen liegt. Wenn ich mich jetzt endlich mal in den Hintern trete!

Ich schalte doch noch in den (Wett-)Kampfmodus und gebe Gas. Der Schwarze ist völlig überrumpelt, als ich kurz vor ihm in die Zielgasse einfädele. Wir beenden das Rennen zwar zeitgleich mit 38:58, doch mein finales Überholmanöver verweist ihn auf dem AK-Podest auf Platz Drei, während es mir Silber beschert. Scheinbar lässt sich auch diesem verkorksten Rennen noch etwas Positives abgewinnen.

6 Kommentare:

  1. Striemen und Druckstellen klingt ja nicht so sehr nach erholsamen Schlaf, hoffentlich bringt es was. Ich bin immer wieder erstaunt über deine Zielzeiten, Glückwunsch zum Podest. Und auch dem Junior, hab das Gefühl der startet jetzt erst richtig durch :-)

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    1. Ja, der Junge hat noch eine Läuferkarriere vor sich!
      Danke Dir!

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  2. Ich hoffe ja nicht, dass Du diese nachnächtlichen Zeichen noch im Büro sichtbar sind...? Und bringt es was?
    Ich gratuliere zu Euren Zeiten! Beim Junior läuft es ja im Turbotempo! Was wäre er wohl gelaufen ohne vorhergehende Erkältung.. ? Ok, das wird er sicher dann auch demonstrieren!
    Und bei Dir eine 38'er-Zeit, auch gut!
    Dann auf zu weiteren Taten!
    Liebe Grüße
    Elke

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    1. Danke für die Glückwünsche!
      Ich wurde schon auf die Marker angesprochen. Von einem Leidensgenossen, der mich so als solchen erkannte.

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  3. Oh, die blaue Nase hört sich nicht gut an, die roten Wangen allerdings schon.
    Da würde mich ja auch interessieren, ob die Atemmaske was bringt. Ich meine wenn schon blaue Nase, dann soll es ja wenigstens helfen :-)
    Eure 10er Zeiten sind beeindruckend. Der Junior ist ja echt der Hammer. Auch wenn es ihn jetzt erstmal darnieder gestreckt hat, der Schmerz vergeht, der Stolz bleibt. Gute Besserung auf jeden Fall. Und herzlichen Glückwunsch. Euch beiden, versteht sich, der alte Herr hält sich ja trotz blauer Nase, roter Wangen und doppel belasteten Beinen noch ganz hervorragend :-)
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Danke Helge. Bisher spüre ich keine wirkliche Verbesserung.

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