Nach einigen herrlichen Bergtouren beantragt die Familie einen Ruhetag. Er sei ihr gewährt! Denn das Ansinnen korreliert zeitlich mit dem Rote-Nasen-Lauf in Ferlach am 11.7.2015.
Rote Nasen Lauf |
Wenn man die schönsten Berge vor der Haustür hat, gehört schon eine gewisse Portion Gestörtheit dazu, um auf einer schattenlosen, flachen 1-km-Asphaltrunde zwischen 13 und 17 Uhr zu kreiseln. Doch was tut man nicht alles für den guten Zweck? Rote Nasen holen wir Läufer uns im Winter. Dann laufen die Nasen auch mal. Doch hier in Österreich bedeuten "Rote-Nasen-Läufe", dass Spenden für kranke Kinder gesammelt werden. Die sogenannten Clown-Doctors bringen Kindern in Krankenhäusern Freude und finanzieren sich über diese Läufe.
Anmeldung zum Rote Nasen Lauf mit Bergblick |
Das Rundendrehen habe ich erst kürzlich ausgiebig geübt. Und wenn ich mir mit der Lauferei schon keine goldene Nase verdienen kann, dann wenigstens eine rote. Ein solches Exemplar aus Schaumgummi erhält jeder Starter bei der Anmeldung. Außerdem erblicke ich in den Händen eines Offiziellen einen Pokal. Na, den würde ich natürlich auch gern noch haben!
Wie beim 24-Stundenlauf in Breitscheid sind neben dem Laufen auch beliebige andere Fortbewegungsarten erlaubt. Und so sind unter den geschätzt 60 Startern auch Wanderer, Radfahrer und Nordic-Walker. Auch ein Herr auf Skikes dreht seine Runden. Die jüngste Läuferin dürfte noch nicht in die Schule gehen, zieht aber völlig autark ihre Bahnen. Die älteste Teilnehmerin scheint direkt vom Bauernhof hierher geradelt zu sein. Mit Kopftuch und karierter Trachtenbluse fährt sie mit ihrem klapprigen Körbchenrad Runde um Runde. Diese werden auf einem Startkärtchen, das jeder Starter mit sich führt, von den Verantwortlichen bei einem kurzen Stopp vermerkt. Die Karte bietet 20 Kreuzchen Platz. Ob ich zwei Karten füllen kann?
Bäuerin mit Startnummer am Rücken |
Ein äußerst fit wirkender Athlet hat scheinbar Großes vor. Er ist flott unterwegs und überrundet mich mehrfach. Wenn der das bis um Fünf durchhält, kann ich den Pokal vergessen. Meine Motivation sinkt noch tiefer, als ich sehe, wie einem Einheimischem vor mir nach einer Runde gleich drei Kreuzchen auf die Startkarte gemalt werden. Naja, mach ich hier eben einen langen Trainingslauf.
Gegen Ende von Karte Eins wird es langsam mühselig. Waren wir bei 26 Grad gestartet, ist es mittlerweile so heiß, das der Asphalt kocht und Blasen schlägt. Leider habe ich nur Trailschuhe dabei. Deren ganzes Profil verklebt von dem flüssigen Teer. 38 Grad wird das Auto bei der Abreise anzeigen.
Der Asphalt kocht |
Angetreten bin ich spontan und ohne Verpflegung. An der Strecke gibt es nur Wasser. Mehr als 30 km schaffe ich so auch nicht. Um 12 Uhr hatte ich eine Banane. Langsam brauche ich Kalorien. Doch die sind nicht in Sicht. Ein Pärchen betreibt aber eine private Dusche per Gartenschlauch für die Läufer. Dankend lehne ich den Service auf jeder Runde ab. Stattdessen erbettele ich mir hier zwei trockene Scheiben Toastbrot. Meine Rettung!
Eine Läuferin fragt nach meinen gelaufenen Kilometern. "Dreißig", lautet meine Antwort. "Dann mach mor finf voll, i hoab a drai!" Was trennt die Deutschen und Österreicher am meisten? Die gemeinsame Sprache. Wie mag da erst die Kommunikation mit den Griechen beim Euro-Beitritt abgelaufen sein? Offenbar wurde da auch die eine oder andere Zehnerpotenz unterschlagen.
Auch die Rundenzählung scheint bei der Hitze nicht so einfach zu sein. Als meine zweite Startkarte gefüllt ist, habe ich im Wortsinne ein paar Umdrehungen weniger "auf der Uhr". Ob ich verpasst habe, das Rundenknöpfchen zu drücken, oder auch mir mehrere Kreuze pro Runde zuteil wurden, ist unerheblich. Zum einen, weil die Sponsoren pro gelaufene Runde zahlen. Zum anderen, weil ich so oder so die meisten Kilometer erlaufen habe. Und dafür bekomme ich tatsächlich den Pokal als "Bester Läufer"!
Pokal "Bester Läufer" |
In der nahen Sporthalle möchte ich zum Abschlus duschen. Als ich gerade die Umkleide entern will, treten zwei junge Damen heraus. Erschrocken erkundige ich mich nach der Dusche für Jungs. Lachend erklärt man mir, das sei hier gemischt. Da erinnere ich mich, dass auch letztes Jahr nach dem Villacher Citylauf Frauen und Männer gemeinsam duschten. Der Pokal mag heute nach Deutschland gegangen sein. Beim entspannten Umgang mit dem anderen Geschlecht hat ganz klar Österreich die (rote) Nase vorn.
Glückwunsch zu dem entspannten Pokal für den guten Zweck! De hast dir eindeutig verdient!
AntwortenLöschenEs war eine Überraschung, dass dort ein Pokal vergeben wurde. So kommt unser einer auch mal zu solchem Glitzerzeug.
LöschenGEMISCHTE DUSCHE??!! Nicht dass es da zu den roten Nasen noch ebensolche Köpfte gibt ;-)
AntwortenLöschenFür den guten Zweck wäre ich da auch mitgelaufen, auch wenn Dich vielleicht die hohen Berge mehr reizen würden. Und prima Leistung, bei der Hitze und ohne eigene Verpflegung! Der Pokal war's sicher wert!
Liebe Grüße
Elke
Leider war ich allein unter der Dusche. Aber letztes Jahr geriet mein Sohn ganz aus dem Häuschen, als die WU14 in die Umkleide kam.
LöschenNa die gemischte Dusche gab es letztes Jahr in Köln beim Triathlon auch :-). Vielleicht hatte sich das einer von den Österreichern abgeguckt?
AntwortenLöschenGlückwunsch zum Pokal und das gleich noch für ne gute Sache. Da haben sich die vielen Runden gelohnt :-)
Liebe Grüße
Helge
Wenn das keine Motivation ist, Triathlet zu werden!
LöschenMüsste der Rote-Nasen-Lauf nicht im Winter sein? Und du einen Schlitten hinter dir herziehen?
AntwortenLöschenUnd Rentier schreiben wir dann mit Doppel-N!
LöschenWahnsinn - Hitze, Rundenkreiseln und dann noch nicht mal was Gescheites zu essen...also der Pokal scheint wirklich mehr als verdient ;)
AntwortenLöschenAllerherzlichste Glückwünsche von der Pappnase an die Rotnase ;))
Danke Dir! Lieber Rotnase als Rotznase! In Wahrheit waren es anstelle der Nase aber die Schultern, die sich unter der Nachmittagssonne röteten.
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