Mittwoch, 23. Juli 2014

Auf dem "Alpe Adria Trail"



Der Urlaub sollte auch ein Urlaub vom Laufen werden und der vollständigen Regeneration vom 100-km-Lauf dienen, bevor das Training für die Herbstsaison beginnt. Doch dann sehe ich dieses Schild: Der Berg als Trainingspartner.

Ich kann nicht länger an mich halten und begebe mich auf die Via Alpina. Ein Segment des „Alpe Adria Trails“ führt von Steindorf am Ossiacher See (550Hm) auf den Gipfel des Gerlitzen (1911 Hm). Die Dauer der Wanderung ist mit 4,5 h beschildert. Wie lange werde ich laufend dafür benötigen? Da ich erst um 14 Uhr nach dem Familienurlaubsprogramm starte, bin ich ein wenig unter Zeitdruck. Denn die letzte Talfahrt der Bergbahn steht für 16:45 Uhr im Fahrplan.

Schon nach 10 Minuten des steilen Anstiegs bin ich schweißnass. An einem kleinen Wasserfall hat jemand zwei Trinkbecher deponiert. Ich widerstehe dem Drang, meinen Durst mit dem Bergwasser zu löschen und befeuchte nur meinen Kopf zur Abkühlung. Wie weise diese Entscheidung ist, sehe ich ein paar Minuten später, als ich weiter oben eine Alm erreiche. Zunächst glaube ich, dass dort Schnee liegt. Dann erkenne ich, dass das Weiße Schaum ist. Er entsteht, da die Bäuerin gerade sprudelnd den Inhalt der Klärgrube in die Wiese entleert. Schnell weiter, raus aus diesem Gestank!

Blick von der Gülle-Alm
Mal geht es moderat ansteigend auf einem Fahrweg voran, mal extrem steil auf schmalem Pfad bergauf. Erstaunlich, wie weit hinauf die Besiedelung reicht. Ein altes Mütterchen auf einer weiteren Alm weist mir den Weg. Bis zum Gipfel wird dies die einzige menschliche Begegnung bleiben. Ansonsten treffe ich nur ein Eichhörnchen, ein Reh und Kühe.

In den höheren Lagen muss ein furchtbarer Sturm gewütet haben. Die Bäume sind umgestürzt und liegen kreuz und quer über dem Pfad. Beim Darüberklettern bleibe ich mit dem Knie an einem vorstehenden Ast hängen. Die Wunde sieht lächerlich aus. Leider steht der erste Schmerz in keinem Verhältnis dazu. Einen Schrei und einen Fluch später kann ich jedoch weiter. Durch die Kletterei komme ich nur noch langsam vorwärts. Im Geiste bereite ich mich schon darauf vor, auch den Talweg zu Fuß antreten zu müssen. Von Ferne grollt jetzt auch noch Donner, und leichter Regen setzt ein.

Dann ist der Lift schon zu sehen, es kann nicht mehr weit sein. Doch er steht! Als ich ihn erreiche, stehe ich vor einem Berghotel, in dessen beheiztem Pool eine lärmende Meute planscht. Der Lift verbindet das Hotel im Winter mit der Skipiste und hat zum Glück nichts mit meiner Seilbahn zu tun. Bald kann ich den Gipfel sehen und bin mir nun sicher, ihn innerhalb des Zeitlimits zu erreichen. Zeit, ein paar Fotos aufzunehmen.

Karawanken-Blick

Ossiacher See

Blick zu Gipfel
Um 16:03 Uhr stehe ich an der Seilbahn. Elf Kilometer und 1361 Hm liegen hinter mir. Gerademal für eine Pace von 11 min/km hat es in diesem steilen Gelände gereicht. Obwohl ich das nasse Hemd gegen ein trockenes tausche und die Regenjacke überziehe, wird mir ziemlich kalt, als ich mich in die Gondel zu einer asiatischen Touristin setze. Diese springt im letzten Moment von ihrem Sitz. Offenbar will sie nicht mit mir zu Tale fahren. Vielleicht liegt es an dem sportlichen Geruch, den ich verströme.

Heute ist es umgekehrt, denn die Pflicht kommt nach der Kür. Jetzt muss ich langweilig flach am Seeufer zurück zum Ausgangspunkt laufen. Eine gute Stunde Regenlauf trennt mich vom finalen Belohnungsweizen.

7 Kommentare:

  1. Spitze gemacht! Nur den Lauf im Tal hätte ich irgendwie vermieden ;)

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    1. Offen gestanden habe ich versucht, meine Frau zur Talstation zu telefonieren. Aber irgendwie hatte sie sich ihren Urlaub anders vorgestellt.

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  2. Eine schöne und vor allem sportliche Tour bergauf hast Du da hingelegt. Allerdings wäre mir die ebenerdige Tour am Ufer entschieden lieber ;-)
    Liebe Grüße und weiterhin schönen Urlaub, ob mit oder ohne Läufe.
    Elke

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  3. Da hat es aber jemanden ordentlich an den Fußsohlen gekribbelt :-)
    Ich kann das ja gut nachvollziehen. In so einer Landschaft.
    Sieht echt toll dort aus.
    Ich hoffe aber für deine Frau und den Haussegen, das du die restliche Urlaubszeit ruhig halten kannst :-D
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Mit dem Ruhighalten klappt es nicht ganz, aber mit dem Segen ist alles OK, danke :-)

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  4. Schöne Landschaft, sehr schöne Bilder. Es sieht ein wenig beängstigend, aber die Aussicht ist großartig.

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