Noch nie habe ich so ein fittes Starterfeld gesehen. Verwegen stelle ich mich in die fünfte Reihe beim 5800 m-Lauf und bin umringt von drahtigen, durchtrainierten Männern. Von den Kenianern, die sich ganz vorne aufstellen, ganz zu schweigen. Sie wollen sich offenbar die Prämien von 50 bis 250 Euro für die ersten drei Plätze sichern. Schon vor dem Startschuss ist mir klar, dass heute nicht mein Tag ist. Nicht nur die Unpässlichkeit des Vormittags, auch die extreme Schwüle und der abendliche Start um 19:30 Uhr stehen einer optimalen Leistung entgegen.
Auf der ersten der drei Runden bin ich etwa mit einer 3:40er Pace auf dem alles andere als flachen Kurs unterwegs und werde trotzdem gefühlt einmal durch das ganze Feld nach hinten durchgereicht. Wäre ich doch bloß nicht gestartet! Erst ziehen die drahtigen Athleten vorbei, dann die älteren Herren mit den Fülligeren. Was für eine Schmach! Dann müssen wir auch noch eine Treppe hoch. Da will ich mich über das folgende Kopfsteinpflaster hinauf zum Zielbogen auch nicht mehr beschweren.
Immerhin gelingt es mir am Ende der zweiten Runde, einige der schnellen Flüchter wieder einzuholen und hinter mir zu lassen. Dann belohnt der Anblick eines Regenbogens über der Drau vor der Kulisse der Karawanken für die abendliche Mühsal.
Und beim dritten Durchlaufen der Altstadt beginne ich zu überrunden. Wenigstens das. Dann will sich noch eine Frau an mir vorbeischieben. Das kann ich nicht mehr zulassen! Ich schaffe es, mich damit ein wenig zu motivieren und sie abzuschütteln. Danach überhole ich ein paar weitere schnelle Flüchter. Na, immerhin. Auf der Zielgeraden passiert es. Einer der Fülligeren geht wieder vorbei. Schmach, Schande! Aber ich habe einfach keine Lust, den Kopfsteinpflasterberg noch schneller hochzurennen. Doch dann ist der Zielbogen zu sehen. Endspurt! Es ist immer wieder ein überraschendes Erlebnis, wie der Körper unter mir plötzlich explodiert und nach vorn prescht. Nach vorn, vorbei am „Fülligen“ und ins Ziel! Unglaublich, was für körperliche Reserven noch zu mobilisieren gewesen wären, hätte mein Kopf sie abrufen können. Dennoch war die letzte Runde die schnellste. Unter den gegebenen Umständen darf ich mit einer Pace von 4:02 und einer Platzierung im ersten Drittel wahrscheinlich ganz zufrieden sein. So richtig glücklich ist mein Sohn, der mir im Ziel mit seinem im 1800 m-Lauf erworbenen Pokal zuwinkt.
3:40 pace. Meine Fresse! Da schweige ich ehrfürchtig :-)
AntwortenLöschenZumindest hat die Uhr das angezeigt. :-)
LöschenSo eine schnelle und kurze Strecke wäre auch für mich bei diesen Temperaturen nichts. Ganz zu schweigen da von, dass ich zur Zeit Mühe habe nur annähernd so schnell zu laufen wie ich mal konnte...
AntwortenLöschenEs ergibt schon Sinn, im Sommer eine schöpferische Pause einzulegen.
LöschenIm Herbst schlagen wir wieder zu! :-)
Pulsmesser im Kampf mit Frauen und Fülligen...ja das Leben kann hart sein ;-)
AntwortenLöschenAber jammer mal nicht so herum. Du hast Dich teuer verkauft, deine Pace hätte ich gern mal und schließlich wurde die Familienehre von Deinem Sohnemann gerettet.
Liebe Grüße
Elke
Du hast völlig recht, Elke. Ist schon seltsam, was einem während eines Laufes so durch den Kopf geht. Vielleicht muss ich künftig mehr Selbstzensur üben?
LöschenJa, genauso stelle ich mir Urlaub vor :-) . In Absprache mit der Family baue ich auch meist das ein oder andere Laufevent ein, damit sich die Fahrt auch richtig lohnt :-)
AntwortenLöschenTrotz Magenproblemen so ein Tempo? Cool. Das schaffe ich noch nicht mal, wenn ich kerngesund bin, hihi.
Tja und dann wieder dieses Frauenproblem...
Liebe Grüße
Karina
Den Lauf hatte ich erst per Zufall im Urlaub entdeckt. Ursprünglich wollte ich tatsächlich den Urlaub mit einem großen alpinen Lauf verbinden. Bin ganz froh, dass das nicht geklappt hat. Denn irgendwann muss ich mich auch mal erholen.
LöschenGlückwunsch an den Nachwuchs. Wenn der Papa schon keinen Pokal gewinnt, dann müssen eben die Kinder her ;-)
AntwortenLöschenAlso so ein Tempo würde ich auch laufen können. Für ca. 200 m :-))). Ist schon irre, was ein Körper alles kann, wenn der Kopf es will. Und wahrscheinlich hast du Recht: Wenn dein Kopf von Anfang an die richtige Einstellung gehabt hätte, dann wäre es noch besser gewesen.
Aber ich finde für Urlaub, Magenprobleme und diese Hitze: das kann sich sehen lassen, das hast du gut gemacht.
Liebe Grüße
Helge
Danke Helge, wozu hat man denn Kinder!
LöschenGrüße vom Rothsee