Seit meiner letzten Teilnahme Ende 2019 ist der Dresdner Parkrun umgezogen. Nun wird von der Neustadt in den Prießnitzgrund und zurück gelaufen. Die Naturschutzbehörde hatte Einwände gegen die bisherige Austragungsstrecke in den Elbwiesen. Letztlich ist die neue Lokation ein Gewinn für die Teilnehmer. Denn die crossige Strecke am schattigen Ufer der Prießnitz ist ein Genuss. Darüberhinaus sind die Möglichkeiten zur anschließenden Wiederbefüllung der Kohlehydratdepots in der Dresdner Neustadt überaus vielfältig. Übrigens gehört ein gemeinsames Frühstück nach dem Lauf mit zum angebotenen Programm.
Am Start sind verschiedene Nationen vertreten, sogar aus Australien kommen zwei Teilnehmer. Die Holländer machen in der Sächsischen Schweiz Urlaub und sind extra morgens mit der S-Bahn aus Bad Schandau angereist. Sie haben schon ein Sightrunning vom Hauptbahnhof zur Neustadt hinter sich und brauchen keine Erwärmung mehr. Ich hingegen absolviere ein Aufwärmprogramm, wie ich es von meinen Trainern, Physios und Osteopathen eingetrichtert bekam. Meine Lektion habe ich ja auf die harte Tour gelernt. Nur ein weiterer Mitstreiter läuft sich warm und wird von mir als Aspirant für die vorderen Plätze wahrgenommen.
Kurz nach dem Start sortiert sich das Feld. Ein junger Athlet in grau stürmt voran, wobei er sich immer wieder nach Verfolgern umsieht. Ihm heftet sich der Warmläufer an die Fersen. Beide entschwinden schnell meinem Blick. Ich liege also auf Platz Drei. Das würde ich natürlich gern so ins Ziel bringen. Also versuche ich das Tempo zu halten. Im schwülwarmen Bachtal kämpfe ich mich voran. Allein die Luftfeuchtigkeit ließe mich triefen, wenn ich nicht zusätzlich viehisch schwitzen würde. Es geht auf ausgeschwaschenem Fahrweg zwischen den Pfützen des nächtlichen Regens im sandigem Grund ganz leicht ansteigend (20 Hm sagt die Uhr) bachaufwärts bis zum Wendepunkt. Schon weit vor diesem kommen mir die beiden Sieg-Konkurrenten entgegen. Grau applaudiert mir mit hochroten Kopf. Direkt dahinter folgt vergleichsweise entspannt der erfahrene Warmläufer. Nach meinem Eindruck läuft er strategisch auf Sieg, ohne sich um seine Zeit zu scheren.
Endlich erreiche auch ich die Wendemarke, nur um kurz darauf festzustellen, dass mir ein junger Asiate bedrohlich nahe gekommen ist. Der ganze Rückweg ist davon geprägt, nach und nach einzusehen, dass ich das Tempo im Falle eines Angriffs keinesfalls werde steigern können. Ja, ich muss sogar kurzzeitig die Geschwindigkeit reduzieren, um Kräfte für den Endspurt zu sammeln. Und so kommt dieser furchtbare Moment, in dem sich die Antilope eingestehen muss, dass sie sich dem Löwen ergeben muss und sich gleich fressen lassen wird. Ich höre die Schritte hinter mir. Und schon zieht der Asiate vorbei. Ich entschuldige meinen ausbleibenden Widerstand mit seiner Jugend und trotte die letzten 500 m weiter Richtung Ziel, wo ich mich kurz vorm Einlauf noch einmal für einen kleinen Endspurt aufbäume.
Erwartungsgemäß hat der Warmläufer gewonnen. Unisono berichten alle Finisher von ihren Schwierigkeiten mit der Schwüle. So nehme ich die 22:01 recht gelassen hin und verbuche die Aktion unter Tempotraining. Wenn man den Untergrund und die Witterung mit betrachtet, sind die 9 sec mehr als bei der Rewe-Team-Challenge neulich ganz passabel.
Die Ergebnisliste des Parkruns bietet aber noch mehr Möglichkeiten zum Schönrechnen. Man kann sie nach der alterskorrigierten Leistung sortieren lassen. Und schwupps, schon liege ich wieder auf Platz Drei!
PS: Die World Masters Athletics (WMA) veröffentlicht jährlich Alterskorrekturfaktoren. Wer seine Leistung damit vergleichbar machen möchte, findet hier die Tabelle für 2023.
Sehr schön dich wieder im Wettkampfmodus zu erleben! Das macht den Reiz dieser 5km aus, man wird plötzlich und völlig unerwartet von einem unbekannten Gegner überrascht, der einen Staub fressen lässt :-)
AntwortenLöschenDie Alterskorrektur frustriert mich meistens, immer ist noch ein älterer Sack als ich es bin vor mir. Dann doch lieber die echte und ehrlich miese Platzierung.
Ich komme langsam in das Alter, in dem ich von der Korrektur profitiere ...
Löschen