Montag, 13. Januar 2020

Zehn 8000er an einem Tag und ein Treppenhalbmarathon

Morgendlicher Schneefall verwandelt das Osterzgebirge in eine würdige 8000er Kulisse. Wir bahnen uns unseren Weg durch Eis und Schnee auf die Gipfel. Für unser Projekt, alle 14 Achttausender des Osterzgebirges zu bezwingen, fehlen noch 10 Gipfel. Sie sollen heute alle fallen!

Großer Lugstein - lt. Schild der Mt. Everest unter den 8000ern

Punkt 9 Uhr schultern meine Schwester und ich die Rucksäcke. Zunächst geht es durch dichten Nebel auf einem Höhenweg entlang. Jeden Moment erwarten wir eine Yeti-Sichtung. Die Fußspuren im Schnee stammen allerdings von Reh, Eichhörnchen und bestenfalls von einem Mini-Yeti. Wahrscheinlich war hier eine Katze oder ein Marder unterwegs. Meine bescheidenen Spurenleser-Kentnisse lassen keine genauere Bestimmung zu.

Gipfel um Gipfel wird erklommen. Wir bleiben nur stehen, um die Gipfelstempel auf die Sammelkarte zu drücken, sonst gönnen wir uns keine Rast. Sogar der Proviant wird im Gehen gegessen. Quasi Wandern im Ultra-Modus.

Unser Einsatz wird belohnt. Die Wolkendecke hebt sich mehr und mehr. Es gibt stellenweise Fernsicht und sogar Sonnenschein. Damit ist das Sprichwort, dass es in dieser Landschaft nur zwei Jahreszeiten gäbe, nämlich Herbst und Winter, widerlegt. Im letzten Tageslicht steigen wir nach fast 8 Stunden vom finalen Berg herab.

Auch wenn wir auf Fuchshübel und Stephanshöhe keine Stempelstelle vorfanden, hoffen wir, demnächst unser Sammelkärtchen in ein Finisher-Shirt umtauschen zu können.

Derart aufgewärmt, begebe ich mich tags darauf an den Fuß der Spitzhaustreppe. Zwanzig Mal will ich sie heute bezwingen. Vier Stunden habe ich dafür veranschlagt. Die Sonne knallt in den Weinberg. Ich bin viel zu dick angezogen! Aber es läuft! Das Trio aus Ferse, Leiste und Knie, das beim gestrigen Wandern noch heftig protestierte, verhält sich heute zahm. Meine Rundenzeiten liegen zwischen 8 und 9 Minuten! Ich bin begeistert, hatte ich bei meinen bisherigen Trainings immer über 10 Minuten benötigt und mich gefragt, wie ich mit dem Limit von 15 min pro Aufstieg über 24 Stunden auskommen soll. So etwas wie Hoffnung kommt auf! Nachdem meine Schwester und ihre Freundin Verpflegung und Motivation an die Treppe gebracht haben, beschließe ich spontan, auf 25 Runden zu erhöhen.

Nach 20 Treppenbesteigungen wird es allerdings hart. Mein bisheriges Maximum liegt bei 13. Nach 3:51:42 habe ich dennoch die 25 im Trainingstagebuch (und in den Beinen). Damit bin ich genau einen Halbmarathon, 9927 Stufen und 2279 Höhenmeter gelaufen - also ein Viertel der Wettkampfdistanz.

10 Kommentare:

  1. Verrückte Aktion mit den Treppen. Ich würde es nicht mal probieren. Aber ich bin mir sicher du schaffst das!

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  2. Schnee in Deutschland?! Gibs zu, einfach "nur so" die Tour machen, war Euch zu langsam, da musste eine solche Erschwernis dazu ;-)
    Auf alle Fälle eine ganz schöne Leitung, prima!
    Schon das Training auf der Treppe wäre nichts für mich, und das dann 24 Std...uff, aber das ist doch eine Herausforderung nach Deinem Geschmack, erfolgreiche Vorbereitung wünsche ich weiterhin!
    Liebe Grüße
    Elke

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    1. Schnee war viel besser als Regen!
      Mal sehen, ab ich die Treppe hassen werde ...

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  3. So viel Schnee? Ich hatte schon befürchtet, das Schnee auf der Liste der vom Austerben bedrohten Arten gehört ... Aber es gibt ihn noch :-)
    Die Treppe hat 397 Stufen und du willst die 100 Mal hoch, richtig?
    Das wären dann 39700 Treppenstufen an einem einzigen Tag.
    Das ist unglaublich.
    Ich kann gar nicht glauben, das man sowas schaffen kann.
    Aber wenn doch, dann gehörst du sicher dazu
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Im Moment kann ich es auch noch nicht glauben ...

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  4. Ein Yeti im Erzgebirge würde mich irgendwie nicht wundern. Tolle Aktion von euch beiden.
    Und diese irrwitzige Treppengeschichte ... das bleibt spannend, aber du schaffst das!

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  5. In welcher Einheit misst man im Erzgebirge? Dezimeter? ;-)
    Gratuliere zum "Treppchenplatz"

    Ciao,
    Harald

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