Montag, 2. Juli 2018

b2run Düsseldorf 2018 - Eine Wiederauferstehung

Leere Beine, leerer Kopf, leerer Blick. So lassen sich die Wochen nach der TorTour de Ruhr kurz zusammenfassen. Seit dem Hundertmeiler hatte es mich nicht mehr in die Nähe einer Startlinie gezogen. Das soll sich am heutigen Abend in der Düsseldorfer Esprit-Arena ändern - beim b2run über 6,2 km.
Medaille
Nach den schwülwarmen Austragungen der Vorjahre handelt es sich um den bisher kältesten Firmenlauf in meiner Vita. Bei 27 Grad bläst ein leichter Nordost. Trotzdem bewässere ich das Haupthaar vorm Start gründlich. Man will ja in der Hitze des Gefechts kühlen Kopf bewahren. Zu solch militärisch geprägter, gedanklicher Wortwahl würde nun ein Start-Schuss passen. Stattdessen wird der Lauf mit einer Glocke, nun ja - eingeläutet.

Der Junior startet direkt aus der zweiten Reihe, will er doch eine Top-Ten-Platzierung erreichen. Da ich bisher unter die ersten 70 lief, fühle ich mich in Reihe 10 angemessen aufgestellt. Das Feld sortiert sich auf dem ersten Kilometer, der Nachwuchs ist schon nicht mehr in Sichtweite. Er wird sein Ding schon machen! Ich mache meins. Das heißt, dass ich unter 25 Minuten bleiben muss, um eine neue persönliche Bestzeit zu erlaufen.

Nach dem ganzen TorTour-Langstrecken-Training hatte ich in den Vorwochen den Fokus auf Tempo gestellt und oft mit dem Junior trainiert - nach seinem Trainingsplan! Der Gipfel war ein langes Vater-Sohn-Wochenende am Meer. Nach sechs Stunden nächtlicher Fahrt stiegen wir für eine fünfstündige Seekajaktour in die Boote. Nach so viel Sitzen durfte der abendliche Lauf nicht ausfallen, auch wenn es darüber dunkel werden sollte. Am nächsten Morgen trieb mich mein Sohn aus den Federn und in den Darßwald zum nächsten Lauf, auf den eine 80-km-Bodden-Umrundung per Rad folgte. Nun hätte ich einen Ruhetag benötigt. Stattdessen stand der "Lange Lauf" auf dem Plan (meines Sohnes). In seinem Fettstoffwechseltempo von 4:30 min/km hetzte er mich 21,1 km bei großer Hitze über den Deich. Ich habe Wochen gebraucht, um mich von diesem Urlaub zu erholen!

Seekajaktour
Diese Mühen sollen nicht umsonst gewesen sein, sage ich mir, als es bei Kilometer Drei schmerzhaft im Unterbauch wird. Kündigt sich da Seitenstechen an? Ich reduziere das Tempo zumindest so weit, dass ich nicht überholt werde. An der nächsten Kilometer-Marke bin ich einigermaßen wieder hergestellt und kann mich erneut den Männern vor mir widmen. Es gelingt mir, eine erkleckliche Anzahl von ihnen im Schatten der 104 Bäume des Düsseldorfer Messeparkplatzes einzuholen. Beinahe wäre der hölzerne Bewuchs einem geplanten Ed-Sheeran-Konzert geopfert worden, um freien Blick zur Bühne zu ermöglichen. Nach einem Einspruch der Grünen findet der Auftritt nun in Gelsenkirchen statt.

Bis zum Ziel bleibe ich "unüberholt". Nur den Endspurt fange ich zu spät an, um, wie beabsichtigt, auch den "Teekanne"-Läufer noch hinter mir lassen. Man kann nicht alles haben. Eine Verbesserung der pB um 1:22 auf 23:39 muss reichen!

Nun könnte ich mich in diesem Erfolg sonnen, wenn der Nachwuchs ihn nicht so überzeugend in den Schatten gestellt hätte. Mit einer 20-Minuten-Zeit wird er Fünfter im Gesamteinlauf und kommt damit nicht nur im Ziel, sondern in einer anderen Liga an. Den Handschlag, mit dem ihn Gewinner Nikki Johnstone hinter der Linie empfängt, sehe ich als läuferischen Ritterschlag.

12 Kommentare:

  1. Das nenne ich mal wieder eine Spitzenleistung, herzliche Glückwünsche an Euch beide!
    Und dann kennen wir nun das Erfolgsrezept für neue PBs: Erst TorTour, dann Hard Core-Urlaub an der Ostsee, und schon fluppts!
    Und dritter Glückwunsch an Düsseldorf, dass man dort rechtezitig den Unsinn der Abholzerei erkannt hat und so mutig war, das zu korrigieren. Einige km rheinaufwärts wäre das anders gelaufen...
    Liebe Grüße
    Elke

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    1. Danke Elke! Es heißt ja immer, man kann nach den Langdistanzen Bestzeiten auf den kürzeren Strecken laufen. Vielleicht hat aber auch geholfen, dass diesmal der 24-h-Lauf ausfiel, der sonst immer eine Woche vorher stattfand.

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  2. Herzlichen Glückwunsch euch beiden. Die Zeit des Juniors ist ja irre, aber deine ist auch nicht von schlechten Eltern.
    Demnächst hat er schon geduscht, wenn du ins Ziel läufst, aber so ist das halt mit der schnellen Jugend.
    Er ist ja wenigstens so gnädig und lässt dich an seinem Trainingslager-Urlaub teilnehmen. Auch wenn du danach erstmal Urlaub brauchst. :-)))
    Habt ihr super gemacht!
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Danke, Helge! Also ich finde, der Junior ist nicht von schlechten Eltern :D

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  3. Krasse Zeiten von euch beiden, herzlichen Glückwunsch! Dein Sohn hängt die Latte mal ordentlich hoch, 5. bei so einem Massenauflauf, Respekt!! Und was lernen wir daraus? Ordentlich Ultradistanzen laufen, einen Junior als Trainingspartner und schon sind Bestzeiten drin. Auch bei "kühlem Wetter" :-)

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    1. Danke, Oliver! Trainingspartner vom Junior kann ich leider nur noch bei seinen langsamen Läufen sein ...

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  4. Urlaub nenne ich das zwar nicht gerade, eher schleifen für ein großes Ziel, aber es hat ja gewirkt :)

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  5. 6,2 Kilometer - und das tust du DIR an ! Hart, hart, hart, was der Einfluss der Jugend - und vor allem die gute Ostseeluft alles bewirken kann ! Dazu die Zeit wiederum verbessert - Hut ab - bist ja echt topfit !!

    Freut mich, dass dein Sohn auf der gleichen Welle schwimmt und seinen Vater in den Schatten stellt, äh, das meine ich natürlich nicht so, sondern so................weißt ja !!

    80 km um den Bodden, sind das nicht 100, habt ihr ein paar Kilometer ausgelassen ?

    Wie auch immer, du merkst am eigenen Körper, wie gut Ostseeluft tut. Schön, dass dein Sohn so sportlich ist, kommt mir sehr bekannt vor .................vorleben halt !

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    1. Vielleicht gibt es noch einen ufernäheren Weg am Bodden, der jede Einbuchtung mitnimmt und dadurch länger ist? Ich fand jedenfalls, dass man recht selten am Wasser fährt.

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    2. https://www.gpsies.com/map.do?fileId=qhtwlvqsgceqotbq habe mich schlau gemacht, von uns aus sind es ca. 100 km, vermutlich seid ihr auch hier gefahren !

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    3. Danke, ja das war in etwa unsere Runde. In Bottstedt z.B. sind ufernäher gefahren und haben den dortigen Strand bewundert und im Hafen ein Fischbrötchen gegessen. Die 84 km kommen ungefähr hin.

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