Donnerstag, 12. April 2018

Eine von Bergischen 5

Ich bin dahinter gekommen, warum uns Oli, der Veranstalter des Etappenlaufes "Die Bergischen 5", schon um 7 Uhr loslaufen lässt. Er wartet noch auf die Lieferung eines Schlafzimmers in seine neue Wohnung. Ohne richtiges Bett kann der Mann vermutlich einfach nicht länger schlafen!

Mit roten Augen stehe ich als frischgebackener "Rookie-Finisher" am Start. Den lustigen Titel erwarb ich  anlässlich der österlichen "Tour de Anger", bei der uns Bernd über 38 km von der Quelle in Wülfrath bis zur Mündung bei Duisburg entlang des Angerbachs führte.

Rückblick: Angerbach kurz nach der Quelle in Wülfrath

Nur die erste, sonntägliche Etappe der "Bergischen 5" will ich bestreiten. Für die restlichen vier Tage fehlt mir der Urlaub und wahrscheinlich auch die Kraft. Seit meinem Neanderlandsteig-Etappenlauf spüre ich das rechte Knie und die Achillessehnen doch ziemlich deutlich.

Am Start verbreitet der Oli Angst und Schrecken. Die Strecke sei nicht komplett markiert. Und wer schneller als einen 6er Schnitt laufe, riskiere vor leeren VP's zu stehen. Zwar habe ich einen halben Liter Apfelschorle dabei. Für gute 50 km bei über 20 Grad wird das wahrscheinlich nicht ganz reichen.

Beinahe muss ich mir um derlei Umstände keine Gedanken mehr machen. Denn schon nach 7 km werde ich disqualifiziert! An einer Straßenquerung lasse ich den beampelten Fußgängerübergang links liegen und quere in direkter Linie die Straße. Diese freie Interpretation der Wettkampfregeln, die ein Überlaufen roter Ampeln verbieten, lässt der Organisator nicht durchgehen. Und der radelt direkt hinter mir!

Immerhin darf ich, außerhalb der offiziellen Wertung, den Lauf beenden. Aber es fühlt sich nicht gut an. Bin ich ein Betrüger, ein unfairer Sportler? Mit solchen Gedanken trotte ich weiter und leiste innerlich Abbitte: "Lieber Oli, es tut mir leid. Ich wollte deine Laufgenehmigungsverfahren nicht in Gefahr bringen." Es ist ganz gut, dass es mich als Einzeletappenstarter getroffen hat. So kann ich als abschreckendes Beispiel dienen. Man stelle sich vor, man hätte die ganze Serie gebucht, und dann ist nach 7 km alles vorbei!

Es zeigt sich, dass die anfangs prognostizierten Schwierigkeiten nicht existieren. Die Route ist perfekt markiert und die VP's sind, wie bei Oli üblich, leckerst bestückt. Sogar Grillfleisch ist wohlfeil! Ich begnüge mich dennoch mit Wasser, einem Stück Banane und zwei Stückchen Ananas.

Ganz anders müssen die Mehrtages-Läufer Energie bunkern. Nach 30 km, die ich allein kurz vor dem Feld lief, holen mich die beiden führenden Etappenläufer ein. Und einer davon schiebt nicht nur einen Schokoriegel nach dem anderen ein. Nein, er holt auch einen Thermobecher aus seinem Rucksack und gönnt sich unterwegs seinen Kaffee! Ist das die Läufervariante der berühmten "Bergischen Kaffeetafel"?

Wupper-Trail
Zusätzlich zu solchen leiblichen Genüssen verwöhnt uns jetzt auch die Strecke mit dem ganzen Liebreiz des Bergischen Landes. Der hohe Asphaltanteil zu Beginn war meinem Training für die Tortour de Ruhr sehr zuträglich, die Trails jetzt entlang der Wupper und des Eifgenbaches sind einfach nur herrlich. Mit dem Altenberger Dom bekommen wir auch noch eine richtige Sehenswürdigkeit präsentiert.

Dafür, dass meine beiden Begleiter noch vier weitere Tage vor sich haben, legen sie ein unglaubliches Tempo vor. Allein hätte ich diese Geschwindigkeit wohl nicht gehalten. Denn jetzt erhebt sich vor uns ein Großteil der rund 800 Hm der Strecke. Nach 45 km zerreißt es dann unser Dreigestirn. Ein Etappenmann trabt locker nach vorn, der Kaffee-Fan bleibt etwas zurück. Und ich kämpfe mich dazwischen, nun sehr froh über meine Zusatz-Apfelschorle, ins Ziel.

Ziellinie

Meine zwei Verlaufer erhöhen die Distanz dieses weiteren TTdR-Trainingslaufs auf 51,75 km, die ich nach 4:45:12 auf der Uhr habe. Das Tempo von 5:31 hat mich mehr gefordert, als erhofft. Fühlte ich mich direkt nach dem Neanderlandsteig-Etappenlauf noch perfekt auf die TorTour vorbereitet, mischen sich jetzt leise Zweifel darunter, ob das selbstauferlegte Programm mit noch zwei Hundertern (Rund um Solingen, WHEW) und dem Düsseldorf-Marathon nicht etwas zu umfangreich dimensioniert wurde.

9 Kommentare:

  1. Erholung und Regneration muss eben auch sein. Ich spüre es selber gerade ganz deutlich, obwohl ich noch erheblich weniger gelaufen bin wie du.

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    1. Ab und an braucht man einen Laufurlaub - einen Urlaub vom Laufen!

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  2. Ich hab aufgegeben zusammenzurechnen was Du in den letzten paar Wochen wohl so gelaufen bist, und dann noch die Dinger aus dem letzten Satz... schläfst Du auch mal?! Vielleicht laufen wir uns beim Metro Marathon ja mal über den Weg :-)

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    1. In Düsseldorf bin ich Pacemaker für 3:30. Vielleicht passt das?

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    2. Das könnte super passen :-)

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  3. Du wurdest qualifiziert? Oh man, ja, es geht wohl, wie in deiner weiteren Erklärung eher um diese ganzen Auflagen für die Genehmigungen.
    Aber ich denke, unfähr war das nicht von dir, bist ja auch zusätzliche Km gelaufen :-))))
    Mit dem Kaffeetrinker würde ich mich gut verstehen (nicht mit seinem Tempo), ich verstehe immer nicht, warum mir bei langen Dingern keiner Kaffee anbietet.
    Warum nicht?
    Ich träume so oft von einem leckeren Kaffee auf der Strecke.
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Bei langen Läufen gibt es unterwegs schon manchmal Kaffee. Beim 100er letzten Samstag habe ich nach 50 km z.B. ein Tässchen getrunken.
      Kennst du "Pocket Coffee"? Das sind zuckrige Schokopralinen mit Espresso-Füllung. Die müsste man mal unterwegs probieren!

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  4. Uiui, nach Disqualifizierung hättest Du am Ende eigentlich nur Wasser und trocken Brot verdient. Aber angesichts Deiner in den letzten Wochen angesammelten Lauf-km gebührt dir natürlich bald Trüffel und Kaviar! Pacemaker in D'dorf? Das wäre ein Grund, an die Strecke zu kommen!
    Liebe Grüße
    Elke

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    1. Es wäre mir eine Freude, mich von dir bejubeln zu lassen, Elke!

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