Donnerstag, 15. März 2018

Mallorca - Laufschuh schlägt Fahrrad

Eine Woche darf ich mich auf den Trails von Mallorca herumtreiben - ein gelungener Mix aus Wandern und Trailrunning!

Nach einer Wanderung in den Höhen des Tramuntana-Gebirges laufe ich den langen Downhill vom Stausee Cuber zurück zum Hotel in Port de Sóller. Unterwegs überhole ich zwei Mountainbiker. Bergab! Das könnte nun etwas über mich aussagen. Oder über die Biker. Ich denke, es sagt vor allem etwas über den Untergrund der hiesigen Trails.

Ein paar Kilometer weiter im Barranc de Biniaraix biege ich um eine der zahlreichen Kehren. Direkt dahinter sitzt mitten auf dem Weg ein junges amerikanisches Pärchen auf seiner Picknickdecke. Er springt "Sorry"-rufend auf und drückt sich rechts an die Felswand. Sie stellt sich links an den Abgrund. "No problem, I will jump!", rufe ich und springe über den reich gedeckten "Tisch" zwischen den beiden. In dem Moment wechselt das Mädchen die Wegseite und tritt damit genau in meine Flugbahn. Für einen kurzen Moment sehe ich uns beide verknäuelt in den Abgrund trudeln. Aber irgendwie gelingt es, den Zusammenprall zu vermeiden. Wer mag wohl mehr Adrenalin ausgeschüttet haben, sie oder ich?

Blick von Felskante nach Port de Sóller
Beim Downhill vom Castel de Alaró treffe ich wieder auf eine Radlerin. Übellaunig trägt sie ihr Rennrad über die krassen Trails. Ich frage lieber nicht, was sie hierher verschlagen hat.

Inzwischen scheint sich mein mallorquinisches Treiben herumgesprochen zu haben. Sommerkind-Trailrunning-Tours, die selber ausgebucht sind, fragen an, ob ich eine Dame mit in die Berge nehmen würde. Sie entpuppt sich als eine Freundin von Trailrunnerin Susi. So klein ist die Läuferwelt! Gemeinsam folgen wir einem Track, den mir Holger von Trampelpfadlauf zugesandt hat. (Erwähnte ich schon die Größe der Läuferwelt?) Er führt uns eine lange, steile Rampe hinauf auf einen namenlosen Fels. Nur zwei Wanderer treffen wir unterwegs. Statt eines Grußes keuchen sie: "Muy dificil!" Der Weg endet an einer Abbruchkante mit überragender Aussicht auf die Bucht von Sóller.

Port de Sóller
Ungefähr einen Halbmarathon und 800 Hm später sind wir zurück am Strand. Nach einer Verpflegungspause breche ich noch einmal allein auf. Ich möchte jetzt von der anderen Seite in die Bucht schauen und besteige den Puig de Balitx - laut Rother Wanderführer eine der anspruchsvollsten Bergtouren der Insel. Rother meint damit eigentlich die letzten Meter zum Gipfel. Ich vehederre mich stattdessen schon unten auf Privatgelände zwischen Steinmauern und Zäunen. Entnervt krieche ich nach einer Viertelstunde frustierenden Suchens einfach bäuchlings unter einem Maschendrahtzaun durch. Die offizielle Stelle zum Übersteigen des Zaunes entdecke ich erst auf dem Rückweg. Mein Gekrauche und Gekrieche wird am Gipfel mit einem Rundumblick auf die Tramuntana und Port de Sóller belohnt.

Blick vom Puig de Balitx nach Port de Sóller
Nach 41,4 km und 1700 Hm drücke ich ein Auge zu und verbuche das Finale des diesjährigen Mallorca-Urlaubs als Trailmarathon.

9 Kommentare:

  1. Hammer! Diese wunderbaren Bilder und dieser blaue Himmel. Hier im Moment gar nicht vorstellbar. Der Regen hier will schon wieder gar nicht mehr aufhören :-)))
    Du hast in diesem Gelände wirklich eine Radfahrerin mit Rennrad getroffen?
    War die aus dem Flufzeig gefallen?
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Sagen wir so, ich traf eine Frau mit Helm und Funktionsbekleidung, die ein Rennrad auf ihrer Schulter den Trail hinab trug.
      Übrigens, waren auf 1000 m nur 7 Grad bei eisigem Wind. Falls dich das tröstet ...

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    2. Hm, vielleicht eine Radfahrerin, die gerne Trailläuferin wäre ...
      Wer weiß :-))))

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  2. Muss wirklich traumhaft sein diese Insel dort die ich bisher so konsequent gemieden haben. Vielleicht sollte ich dass doch nochmals überdenken :-)

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    1. Ich hatte auch das Ballermann-Image im Kopf, bevor ich selbst da war.

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  3. Super! Abseits der Ballungszentren sind auch "Touristeninseln" durchaus erlaufenswert, besonders wenn auch noch bergiges dazukommt. Jetzt bekomm ich direkt wieder Fernweh ...

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  4. Wow, welch ein Urlaubsfinale! Aber was es da alles zu erleben gibt: Radtragende Radler (wer sein Rad liebt - der trägt es?), radlerüberholendes Laufen und Picknicker auf einem Felsenpfad?! Garniert mit wunderbaren Aussichten. Soviel erlebt mancher nicht in 3 Wochen.
    Gute Heimreise und viele Grüße
    Elke

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    1. Ja, war sehr intensiv. Hatte direkt im Anschluss erstmal 5 Tage Männergrippe.

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