Donnerstag, 15. Februar 2018

Har(d)ter Karnevalslauf



Der Junior will einen neuen Vorstoß wagen, um seine Zehner-pB unter 39 Minuten zu bringen. Ich bin „nur mit“. Ein bisschen Tempotraining kann ja nicht schaden. So stehen wir beide beim Hardter Karnevalslauf am Start – er direkt an der Startlinie, ich etwa in fünfter Reihe. Schon nach dem Schuss bereue ich meine Zurückhaltung. Ich stecke im Pulk fest, während mein Sohn und sein Vereinskamerad einen ordentlichen Vorsprung aufbauen.


Beim Lesen meiner Blogeinträge offenbart sich ein Muster. Gute Zeiten lief ich meist dann, wenn es nicht geplant und beabsichtigt war. Und auch heute weicht die Müdigkeit nach etwa drei Kilometern aus den Knochen. Plötzlich spüre ich: ich bin „drin“ in diesem Lauf. Der Abstand zu Sohn&Co bleibt konstant.

Zu verdanken ist das mal wieder den jungen Frauen. Zwei haben sich an mir festgekrallt. Gelegentliche Ausbruchsversuche der einen nehme ich zum Anlass, ein wenig Wettkampf-Atmosphäre aufkommen zu lassen. Nach der Hälfte hat sie offenbar ihr Pulver verschossen. Der Abstand zu Sohn&Co bleibt konstant.

Nach sechs Kilometern setzt dafür Julia zum Endspurt an. Mit diesem Namen wird die zweite im Bunde von den Zuschauern angefeuert. Ich lasse mich mitreissen. Julia liefert ein strategisch geschicktes Rennen ab. Nach ihrer anfänglichen Zurückhaltung zieht sie jetzt an jeder Menge weiblicher Konkurrenz vorbei. Schließlich ist nur noch die Zweitplatzierte vor uns. Der Abstand zu Sohn&Co schrumpft.

Bei Kilometer Acht muss ich meine Häsin ziehen lassen. Mein Nachwuchs hebt nun seinerseits zur Endbeschleunigung an und vergrößert zusehends den Abstand zwischen aus. Dabei hatte ich ihn fast eingeholt! Na, wenigstens an seinen Kameraden könnte ich noch rankommen. Oder an die Frau, die Julia mittlerweile auf den dritten Platz verwiesen hat.

Es wird ein zäher Kampf. Mit mir selbst. War der erste heute der langsamste Kilometer, so wird der letzte jetzt der mit der schnellsten Zeit. Ganz kurz vor der Ziellinie gelingt es mir mit einem allerletzten Aufbäumen, die von Julia mittlerweile auf den dritten Rang verwiesene Frau hinter mir zu lassen – immerhin eine Vizeweltmeisterin, Europameisterin und Deutsche Meisterin.

Im Ziel erwartet mich eine unerwartete Freude in Form einer 38:06 auf der Uhr! Hätte ich geahnt, dass ich jemals wieder in solche Zeitbereiche vorstossen würde, hätte ich mir die neun zur pB fehlenden Sekunden auch noch irgendwie rausgeklingelt! 

Mein Sohn ist zwar längst im Ziel, aber damit bereits unterwegs in eine andere Liga. Sein grandioser Endspurt hat ihm eine 37:40 beschert! Der sichere AK-Gewinn und der Ehrenpreis (eine Flasche Bier) sind da nur Nebensache.
 

6 Kommentare:

  1. Wow! Das macht mich fast sprachlos :-)))
    Irre Zeiten. Glückwunsch an den alten Herrn und seinen Nachwuchs ;-)
    Meinen allerersten Wettkampf Lauf bin ich auch nach knapp 37 Minuten ins Ziel gekommen.
    Nach 5 km :-))))
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Danke, Helge! Aber sprachlos kann ich mir dich nicht vorstellen!

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  2. Geile Zeit! :)
    Darf der Junior überhaupt schon Bier trinken? ;)

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  3. Ganz herzliche Glückwünsche zu diesen Fabelzeiten! Das kenne ich auch: Wenn man es auf nichts anlegt, fällt das reife Obst fast von allein vom Baum. Wobei bei Dir das probate Mittel zur Leistungssteigerung ja längst klar ist: Ein weibliches Wesen im ähnlichen Leistungsfenster und zack ab geht die Post bzw. das Pulsmesser. ;-)
    Welche Outfits hattet ihr den angelegt beim Karnevalslauf?
    Liebe Grüße
    Elke

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    1. Danke, Elke! Wir hatten uns als Läufer kostümiert ;-)

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