Dienstag, 3. Oktober 2017

Neanderlandsteig-Etappenlauf

Der Deutschlandlauf hat mich angefixt. Schon länger hatte ich die vage Idee, den Neanderlandsteig (240 km) in drei Etappen an einem langen Wochenende abzulaufen. Nach meinem Schnupperkurs bei den Etappenläufern lasse ich die Planung konkreter werden.


Ursprünglich sollten es drei Etappen à 80 km sein. Ich hatte es mir in meiner Macho-Lauf-Phantasie so vorgestellt, dass mich Frau Pulsmesser abends von der Strecke sammeln und am nächsten Morgen an gleicher Stelle wieder aussetzen würde. "Du spinnst wohl!", war die Reaktion darauf, dass ich mich nicht nur drei Tage ausklinken wollte, sondern zusätzlich auch noch Fahrbereitschaft verlangte.

Also muss der öffentliche Nahverkehr in die planerischen Aktivitäten einbezogen werden, wodurch 13 weitere Kilometer als Zusatzwege zu den Haltestellen zu Buche schlagen. Angesichts des Brückentages am 2. Oktober wird die Planung auf vier Etappen ausgelegt. Es ergeben sich Abschnitte von 49,7 km, 61,3 km, 72,4 km und 69,4 km. Die exakte Planung erstreckt sich unter Berücksichtigung von Sonnenauf- und untergang bis hin zu den S-Bahn-Abfahrtszeiten.

Und dann werde ich weich!

Die Liste der Ausreden ist lang:
  • Der Wupperbergemarathon der Vorwoche steckt mir noch in den Knochen.
  • Für Samstag ist starker Dauerregen angesagt.
  • Frau Pulsmesser will den kinderlosen Brückentag mit mir allein verbringen.
  • Und am 3. Oktober bin ich zu einem privaten Ultra eingeladen.
Auf der samstäglichen 32-km-Hausrunde über heimische Neanderlandsteig-Segmente weiche ich dermaßen durch, dass ich letztlich mit meiner "Flexibilität" ganz zufrieden bin. Die Zufriedenheit steigt am Sonntag auf Höchstwerte.


Die Sonne scheint auf den Steig und dort auf mein Haupt. Denn ich laufe die knapp 50 km von Velbert-Nierenhof nach Haan-Gruiten. Gut 1200 Höhenmeter erwarten mich. Statt sich gleichmäßig über den Kurs zu verteilen, tummeln sie sich alle giftig in der ersten Hälfte. Aber ich habe ja Zeit und gönne mir hie und da den einen oder anderen Gehschritt. Der Genuss des freien Tages steht ganz im Vordergrund. Mein Tagesmotto hatte ich beim Umsteigen auf dem Essener Hauptbahnhof entdeckt: "Ausgang Freiheit". Den nehme ich heute!

Auf der Strecke lerne ich Chris kennen, der sich gerade anschickt, seiner erweiterten Homezone neue Trails hinzuzufügen. Er erzählt von seinem Laufladen in Wuppertal und schnellen Finisher-Zeiten. Und schon verlaufen wir uns! Dabei ist die Route perfekt markiert. Man könnte auch ohne GPX-Track laufen.


Nach 22 km speit mich der Wald direkt an der S-Bahn-Haltestelle "Velbert-Neviges" aus. Die Tour ließe sich also auch verkürzen. Ich will aber weiter und lasse den hässlichen Nevigeser Dom, dieses sakrale Monument in Beton, schnell hinter mir.

Viel schöner ist das Schloss Hardenberg, das etwa die Hälfte der Strecke markiert. Gerade will ich dies zum Anlass nehmen, mal eine der nach Lapp'schem Vorbild mitgebrachten Datteln zu naschen, als ein Schild in meinen Blick gerät: "Pflaumenkuchen"! Kaffee und alkoholfreies Weizenbier sind ebenfalls wohlfeil. Die anderen Gäste bekunden ihr Erstaunen, wie schnell ich all dies zu inhalieren vermag. Die sonnenbeschienene Bank lädt tatsächlich zu einer längeren Rast ein, aber mich zieht es zurück auf den Trail.

Erst abgetrunken, dann fotografiert

Unter den vielen Sonntagsausflüglern, die mir begegnen, sind auch zwei Frauen, die ihr Gepäck von Eseln tragen lassen. Für Laufsportler ist diese Variante wohl eher ungeeignet. Allerdings habe ich schon einen Läufer getroffen, der seinen Hunden Packtaschen aufgeschnallt hatte. Ich werde wohl mein Päckchen weiterhin selbst zu tragen haben.


Nach etwa sechs Stunden ist mein "Ausgang" beendet. Angesichts doch recht schwerer Beine bin ich ganz froh, dass die nächste Etappe nicht gleich am Folgetag ansteht. Ich freue mich dafür auf übermorgen, wenn ein Start beim "Sprocky Ghost 2.0" geplant ist. Der Neandersteig läuft mir ja nicht weg!




6 Kommentare:

  1. N richtig großes Läufchen haste da ja geplant, vielleicht besser erstmal nur die die Hälfte zu machen und den Rest dann hinten azustellen. Die Weg läuft ja nicht weg.

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    1. Bis auf weiteres bleibt mir ohnehin nichts anderes übrig, als einzelne Etappen mal an einem Wochenende als langen Lauf zu gestalten.

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  2. Frau Pulsmesser wollte dich nicht fahren weil sie einfach nur den kinderfreien Tag mit dir verbringen wollte.
    Sehr clever die Frau.

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  3. Ich vermute, im ersten Überschwang hast Du der Pulsmesserin wohl erst noch einen gemeinsam Tête-à-Tête-Trailabschnitt schmackhaft machen wollen.... wahrscheinlich kam es dann doch nicht ungelegen, dass sie widerstand. Aber chapeau, Dein verlängertes Wochenende war dennoch sehr laufaktiv. Aber wie man nach einer solchen Mahlzeit gleich noch weitertrailieren kann, wird mir immer ein Rätsel bleiben!
    Liebe Grüße
    Elke

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