Donnerstag, 24. September 2015

Die Entscheidung: Fenix 3, V800 oder Suunto Ambit?



Die Zeit ist stehengeblieben. Jedenfalls auf meinem Forerunner 305. Wenige Monate nachdem ich ihm einen neuen Akku spendiert hatte, zählte er mitten im Training die Sekunden einfach nicht mehr hoch. Mit dem inzwischen oft erprobten Drücken der Reset-Tasten-Kombination ließ sich das Problem zwar beheben, aber immer nur temporär. Als kurz darauf auch noch meine Armbanduhr versagte, war klar: eine neue Laufuhr muss her!

Die neue sollte neben den üblichen Eigenschaften einer GPS-Uhr

  • als Armbanduhr 24/7 getragen werden (also z.B. auch beim Duschen),
  • ultra-tauglich sein (Akkuleistung),
  • die Höhe barometrisch messen können,
  • Routen-Navigation beherrschen.

Nach meinem Kenntnisstand kamen demnach nur drei Uhren in die engere Auswahl: Suunto Ambit, Garmin fenix und Polar V800.

Die V800 scheidet bei genauerer Betrachtung eigentlich schon wegen der eingeschränkten Navigationsfähigkeit auf vorgegebenen Routen (z.B. von gpsies.com heruntergeladen) aus. Aber ich hatte die Möglichkeit, das Exemplar eines Kollegen mal an den Arm zu schnallen. Obwohl die Uhr sehr schick und hochwertig wirkt, mochte ich keine viereckige Alltagsuhr tragen. Außerdem scheint man sich bei Polar nach wie vor erst mit vielen Tastendrücken bis zum Start des Trainings durchhangeln zu müssen. Das hatte mich schon damals bei meiner einfachen Polar-Pulsuhr genervt, die immer erstmal in aller Ruhe meine Own-Zone bestimmen wollte. Überzeugen konnte die V800 mit ihren großen, mit breiten Strichen dargestellten Ziffern auf dem brillanten Display.

Eine Suunto Ambit konnte ich am zarten Arm einer Bekannten bewundern. Sie trug den riesigen Laufcomputer voller Begeisterung auch als Alltagsuhr. Stolz begann sie, mir sämtliche Funktionen zu demonstrieren. Ich konnte nicht wirklich folgen. Stattdessen bemerkte ich, dass die Lünette der erst wenige Monate alten Uhr vollkommen zerkratzt war. Damit war für mich auch diese Uhr ausgeschieden.

Die Bestellung einer Fenix 3 war damit „alternativlos“ geworden, um es mal mit dem Unwort des Jahres 2010 auszudrücken. Ein weiterer Punkt, der für eine Garmin-Uhr sprach, war die Möglichkeit, meinen vom Forerunner vorhandenen Pulsgurt wiederverwenden zu können. Das Teil liegt zwar seit mindestens einem Jahr unbenutzt im Schrank, aber man könnte ja ... Immerhin erspare ich mir so den Kauf des teureren „Performer Bundles“, das neben der Uhr auch noch den Brustgurt enthält. Allerdings bietet nur dieser neue, „HRM-Run“ genannte Gurt die Messung zusätzlicher Laufeffizienz-Parameter wie Bodenkontaktzeit, Vertikale Bewegung und Schrittfrequenz. Aber sind die in meiner obigen Liste aufgeführt? 

Vorfreude

Das „Performer Bundle“ muss es also nicht sein, aber brauche ich vielleicht die „Saphir Edition“? Die 305er Garmin-Erfahrung hat mich gelehrt, dass der Akku das Teil ist, das die Lebensdauer des Gerätes definiert. Da hilft es mir dann auch nicht weiter, wenn ich auf das tote Display durch ein kratzfreies Glas schaue. 

Unboxing Fenix 3

Ich bestelle mir also Ende September die „Grau“ genannte Variante für 349 Euro versandkostenfrei im Internet. Schon die Verpackung wirkt absolut edel. Nach Abziehen des oberen Deckels der, man muss es schon fast Schatulle nennen, kommt die auf einem Sockel präsentierte Uhr zum Vorschein. So fühlt sich also meine Frau jedes Mal, wenn sie diese Brillanten-Colliers auspackt, die ich ihr dauernd schenke! Die Uhr sieht einfach rattenscharf aus. Der Leser möge meinen Überschwang verzeihen ich hatte vorher den FR305. Meine schlimmste Befürchtung, das Teil könne an meinem eher schmalen Handgelenk klobig wirken, erweist sich als grundlos. Die Größe bleibt im Rahmen einer – zugegeben: protzigen – Herrenuhr.

Protziger Handgelenk-Navigator

Auf die erste Begeisterung folgt die Ernüchterung. Bei schlechten Lichtverhältnissen ist das Display für mich kaum ablesbar. Das liegt wohl daran, dass es sich nicht um eine klassische LCD-Anzeige, sondern um ein stromsparendes e-ink-Display handelt. Fast hätte ich die Uhr zurück geschickt. Schließlich handelt es sich bei der Anzeige um die Haupteigenschaft. Doch welche Uhr hätte ich mir stattdessen kaufen sollen?
 
Fenix 3, Forerunner 110, Aldi Crane GPS, Forerunner 305*
Ein kurzer Test am nächsten Tag erweist, dass die Anzeige im hellen Tageslicht gar keine Probleme bereitet. Bei wolkenverhangenem Himmel unter dichtem Laub habe ich dagegen schon Mühe die kleineren Ziffern eines dreigeteilten Bildschirms zu erkennen. Nun gut, vielleicht muss ich meinen alten Augen Rechnung tragen und nur zwei oder einen Parameter pro Bildschirm anzeigen lassen. Oder im Zweifel die Hintergrundbeleuchtung aktivieren. Irgendwas ist ja immer. 

Und der Rest ist erste Sahne, die Fülle der Möglichkeiten kaum darstellbar. Hier gilt es eher, sich selbst zu beschränken. Als Erstes schalte ich mal den Activity-Tracker ab. Mit einem kurzen Lauf hatte ich das Tagesziel (der Uhr) von 5000 Schritten locker mehrfach erfüllt und diverse virtuelle Medaillen verliehen bekommen (von der Uhr). Trotzdem nervte mein neuer Begleiter danach dauernd mit Aufforderungen zu mehr Bewegung.

Als FR305-Nutzer, der seine Uhr während des Umziehens vorsorglich zur Satellitensuche nach Draußen legen musste, bin ich überwältigt, wie schnell die Fenix ihr GPS-Signal erfasst. Das klappt sogar in Gebäuden in Fensternähe und auch in Bewegung. Beispielsweise kann man auf dem Rad die Uhr in der (Tief-)Garage starten und nach rund 50 Metern im Freien piepst die Bestätigung des gefundenen GPS-Signals.

Clever gelöst ist die völlig im Hintergrund arbeitende WLAN-Verbindung. Kaum bin ich nach einem Training wieder zu Hause, hat die Uhr schon heimlich die Trainingsdaten ins Tagebuch bei Garmin Connect hochgeladen. Warum man die Fenix trotz der Wifi-Möglichkeit zum Aufspielen von Strecken per USB an den Rechner anschließen muss, bleibt wohl des Geheimnis von Garmin. Immerhin gelingt es mir nach kurzer Googelei, eine Strecke von gpsies.com auf die Uhr zu bringen.

"Aviator styled classic watch face"

Drahtlos funktioniert hingegen die Kommunikation mit der Garmin Connect App auf dem Smartphone via Bluetooth. Auf diese Weise kann man sich in der App z.B. ein „Watch Face“ auswählen und zur Fenix übertragen und so das Aussehen der Uhrenanzeige personalisieren. Und es scheint mindestens einen Leidensgenossen zu geben, der ebenfalls Probleme hat, die zierlichen Zahlen der Fenix abzulesen. Er stellt im „Garmin IQ-Shop“ Datenfelder mit breiterer Strichstärke der Ziffern zum Download bereit! Ebenfalls via Bluetooth erhalte ich nun Emails und Whatsapps auch auf die Uhr, die dadurch zur Smartwatch wird. Für mich ist das eher im Bereich der Spielerei angesiedelt, aber abgeschaltet habe ich es (doch noch) nicht. Den Wetterbericht auf einer Outdoor-Uhr verfügbar zu haben, finde ich dagegen nicht ganz abwegig. Genauso sinnvoll erscheint mir der auf plötzlicher Luftdruckänderung basierende Unwetteralarm, den das integrierte Barometer auslösen kann.

Smartwatch-Feature: Wettervorhersage

Die Navigation funktioniert ähnlich wie beim FR305, die Darstellung ist dank des farbigen Displays besser. Dafür kann man das Höhenprofil während des Laufens nicht mehr anzeigen, was beim FR305 wenigstens für den aktuellen Streckenabschnitt möglich war. TracBack und Virtual Partner stehen auch nach wie vor zur Verfügung. Genutzt hatte ich beides am FR305 kaum. Genauso wie die Möglichkeit, Intervalle zu programmieren. Das ist an der Fenix aber so kinderleicht und schnell machbar, dass ich das künftig vielleicht tatsächlich mal ausprobieren werde. Man könnte sich sogar am Rechner einen Trainingsplan erstellen, zur Uhr übertragen und abarbeiten.
  
Wie gesagt, die Möglichkeiten sind überwältigend. Ich werde wohl kaum alles nutzen, geschweige denn hier vorstellen. Schließlich will ich ja eigentlich nur laufen!

*auf einem Nudelholz

8 Kommentare:

  1. Ahhh-ha! Da ist der Test! Obwohl Du ja nur laufen willst, scheinst Du aber mit dem Teil einen guten Kumpel gefunden zu haben, der Dir ein paar entscheidende Unterstützungen liefert. Für mich ist ja Navigation keine Anforderung, dafür ein Display, für das ich keine Lesebrille mitführen muss. Ich denke, alle Modelle am Markt haben ihre Stärken und Schwächen, die eierlegende Wollmilchsau gibts wohl nicht, also muss sich jeder seine eigene Prioritätenliste basteln.
    Ich würde meinen V800 nicht im Alltag tragen wollen (da sind immer die Brilliuhren dran, die mir mein Mann dauernd schenkt - hüstel). Am Frauenarm wirkt und ist sie noch klobiger als am Manne. Allerdings scheint Dein Testexemplar nicht gut konfiguriert, meiner ist mit einem Tastendruck startklar, keine Menühangelei.
    Hauptsache, Du bist zufrieden mit der fenix und vor allem dass der Akku ultratauglich ist! Viel Spaß damit und liebe Grüße
    Elke

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    1. Eine Lesebrille möchte ich beim Laufen auch nicht aufsetzen. Hier ist der einzige Schwachpunkt der Fenix. Dabei wäre es so einfach, das per Software abzustellen, in dem die Ziffern mit breiterer Strichstärke dargestellt würden. Dass das geht, beweist die selbstgeschriebene Konfiguration eines Nutzers im Connect IQ Shop.

      Zum Start eines Trainings auf der V800 habe ich schon einige Rückmeldungen erhalten und mich mittlerweile auch im Handbuch belesen. Das scheint ganz ähnlich wie bei der Fenix gelöst zu sein.

      Wer weiß, wie ich mich entschieden hätte, wenn ich alle drei Uhren gleichzeitig zum Spielen vor mir auf dem Tisch gehabt hätte?!

      Seine Ultratauglichkeit kann der Akku ja bald beweisen!

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  2. Was für ein geiles Teil! Das will ich auch. Also falls du aus einem mir nicht bekannten Grund plötzlich nicht mehr laufen kannst und die Uhr nur sinnlos rumliegt - ich nehme sie :) Aber das wünsche ich dir natürlich nicht!
    Bis ich das Spielzeug dann trage muss ich wohl noch ein wenig warten und meiner Frau noch viele Brillanten schenken ;)

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    1. Selbst wenn ich nicht mehr liefe, würde ich sie ja weiter als Alltagsuhr tragen. Daher musst du vorerst verzichten. Denn die Brillanten gehen natürlich vor!

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  3. Wahnsinn was so eine Uhr alles kann.
    Ich suche ja noch eine die kochen kann :-)))
    Im letzten Trainingslager saßenw ir abends beim Essen und plötzlich steht einer auf und sagt: ich muss mich noch ein bisschen bewegen. Sagt meine Uhr.
    Dann ist er 10 mal die Treppen raus und runter gerannt :-).
    Das passiert, wenn ein Activity-Tracker die Kontrolle übernimmt ....

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    1. Helge, du brauchst keine Laufuhr, du brauchst einen Thermomix!

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  4. Sehr schöne Entscheidungshilfe, vor allem der Hinweis mit dem FR 305, der sich den Satelliten drinnen verweigert. Ich habe auch einen, daher....

    Welche Funktionen haben die Bling-Bling-Colliers deiner Gemahlin?

    ciao,
    Harald

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    1. Der FR305 braucht auch draußen so lange, bis er den Satelliten findet, dass er schon mal draußen suchen darf, während ich mich drinnen noch umziehe. Dann muss ich nicht auf eine Maschine warten. Mit der fenix ist das nun aber Geschichte.

      Die Colliers haben die Funktion, meine Frau bei Laune zu halten.

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