Gemeinsam mit dem Junior radele ich bei bestem Wetter durch den Wald nach Lintorf. Durch die Bewegung werden die Muskeln schon mal warm, und das Einlaufen kann kürzer ausfallen. Doch als ich mich mitten im Walde zum Nachwuchs umdrehe, blicke ich nur in die gähnende Leere eines einsamen Waldweges. Der kurz aufflackernde Unmut ob solchen Getrödels weicht gleich darauf der väterlichen Sorge. Diese treibt mich eilig auf dem eben gekommenen Weg zurück. Da steht der arme Tropf neben seinem Rad, das sich keinen Millimeter mehr dreht, so fest klemmt die heruntergesprungene Kette zwischen Zahnkranz und Speichen. Das Rad steht, aber die Zeit läuft! Je mehr ich mit den ölverschmierten Händen an der Kette zerre, umso fester scheint sie nur zu klemmen. Am Ende lassen wir das havarierte Velo allein im Wald zurück. Und der Junior wird kurzerhand auf der Stange des väterlichen Rades Richtung Start transportiert.
Der Sohn - genauso schlecht gepolstert wie sein Erzeuger - klagt über Schmerzen, die das harte Metall der Stange an seinem Gesäß bei jeder Bodenwelle auslöst. Mir brennen ob der erhöhten Last die Schenkel. Zu sehr stecken mir noch die 30 Kilometer des Vortages in den Beinen. Frau Pulsmesser hatte sich Begleitung auf ihrem letzten langen Lauf vor ihrem ersten Marathon gewünscht. Dem bin ich sehr gerne nachgekommen, auch wenn das nicht die optimale Vorbereitung auf den heutigen Zehner darstellte.
Apropos Vorbereitung, wegen der drei bis jetzt in diesem Jahr gelaufenen Ultras wurde das Tempotraining zugunsten langer Läufe deutlich reduziert. Eigentlich hat es gar nicht stattgefunden, wenn man vom DSD-Crosslauf einmal absieht. Und so muss auch der heutige Wettkampf eher als Trainingslauf für die Grundschnelligkeit gesehen werden, die sich demnächst hoffentlich einstellen möge.
Trotz eines Chips in der Startnummer wird nur die Bruttozeit gemessen. Da will jeder ganz vorne stehen, und nach dem Start herrscht entsprechend wildes Gerangel. Doch schon nach einem Kilometer ist alles sortiert. Das Feld vorne läuft mir weg, und von hinten höre ich nichts. Trotz der Rekordteilnahme von 333 Startern wird es für mich ein einsames Rennen gegen die Uhr, die schon von Anfang an höhere Werte anzeigt, als ich mir vorgenommen hatte. Immerhin kann ich auf der zweiten der vier Runden den Ratinger Triathleten überholen, der auch bei der Winterlaufserie zu schnell gestartet war. Das war es dann aber auch schon an spannenden Abenteuern unterwegs.
Der Junior erlebt weitaus dramatischere Szenen. Als ihn das Führungstrio überundet, wird er Zeuge, wie der Zweitplatzierte dem Führenden in die Hacken läuft. Nummer Zwei selbst strauchelt, kommt aber nicht zu Fall. Doch Vorjahressieger Sebastian Hadamus rutscht bei der Aktion aus dem Schuh und muss kurz anhalten, um ihn wieder anzuziehen. Inzwischen ziehen die beiden anderen vorbei, und er muss sich am Ende mit Platz Drei begnügen. Für so viel Pech trägt er später bei der Siegerehrung ein bewundernswertes Lächeln zur Schau.
Ja, die Siegehrung. Da sind die beiden Pulsmesser auch mit dabei! Obwohl wir beide weit weg von irgendwelchen Bestzeiten unterwegs waren - ich musste kämpfen, um überhaupt unter 40 Minuten zu bleiben - reicht es jeweils zum dritten Platz in der Altersklasse.
AK-Bronze |
Gekämpft und belohnt worden!
AntwortenLöschenSpitze auch dein Einsatz für den Junior!
Danke, Markus!
LöschenFür einen 10er ohne Tempotraining ein herzeigenswertes Ergebnis, Glückwunsch! Und dann noch nach dieser kräftezehrenden Anreise ... Aber wenigstens ist Euch keiner in die Hacken gerannt, so was ärgerliches!
AntwortenLöschenUnd dann mal viel Erfolg an Frau Pulsmesser für den 26. ...
Liebe Grüße
Elke
Danke, Elke! Richte ich aus. Wir sehen uns am 26.!
LöschenNa da fehlt nur noch das Schwimmen. Dann ist es Triathlon.
AntwortenLöschenWobei ich im Wettkampf noch nie jemanden gesehen habe der jemanden auf der Stange sitzen hatte :-))))
Glückwunsch euch beiden
Liebe Grüße
Helge
Helge, danke dir.
LöschenDen Triathleten gibt es!
https://youtu.be/Icazz2xSMUc
oh ja, stimmt. Da war doch dieser Film. Da hast du Recht. Den hatte ich ganz vergessen :-)
LöschenToller Film.
Liebe Grüße
Helge
Pfft...3. in der Altersklasse! So 'ne Zeit schaffe ich auch LOCKER...ähem..auf 5 km ;)
AntwortenLöschenToll gerannt trotz der widrigen Anfahrt, Chapeau!
Pfft? Nein, war die Kette, nicht der Reifen!
LöschenDanke Ihnen, Frau Mohr!
Welch dramatische Ouverture! Da mischt sich sogar die Technik ein - trugst du bei deiner Auseinandersetzung mit der Mechanik eigentlich deine kurzfristig noch weißen Handschuhe?
AntwortenLöschenIch kämpfte mit bloßen Händen!
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