Freitag, 15. August 2025

Sturm auf die Festung - Festungslauf Königstein

 Warum soll ich mich überhaupt noch an eine Startlinie stellen, wenn Bestzeiten nicht mehr zu erreichen sind? Es muss schon eine besondere Medaille winken, oder die Strecke muss ein spezielles Erlebnis bieten. Letztes ist beim Festungslauf auf jeden Fall gegeben!

Es gilt, sich vom Königsteiner Marktplatz auf die Höhe der Festung Königstein emporzuarbeiten. Dabei sind laut Ausschreibung 545 Höhenmeter, auf 8,8 km verteilt, zu überwinden. Das Motto für heute lautet daher: erst die Nahrungsergänzungsmittel und dann die Festung einnehmen!

Festung Königstein von der Elbe aus gesehen

Obwohl ich mich recht weit vorn aufgestellt habe, herrscht großes Gedränge auf den anfänglichen Segmenten. Die schmalen Wege bieten wenig Raum zum Überholen, insbesondere als drei Geher nebeneinander die Strecke dichtmachen. Ich nehme es relativ gelassen, hatte man mich doch vor einem zweiten fordernden Anstieg gewarnt, der ganz am Ende noch auf den Bezwinger der Verteidungsanlage warte. Somit versuche ich, ein paar Körner übrig zu behalten.

Andere sind nicht ganz so geduldig. Ein Duo zieht hintereinander an mir vorbei, als ich am Hang schon ins "strategische Gehen" gewechselt bin. Plötzlich kann auch der Führende der beiden nicht mehr im Laufschritt bleiben. Sein Hintermann, der nun feststeckt, schreit ihn an: "Jetzt lauf auch weiter, wenn du schon überholst!"

Endlich ist das Plateau erreicht! Der Kurs führt nun einmal um den Fuß der Festungsmauer herum. Es geht zwar einigermaßen flach voran, doch jeder Schritt auf diesem trailigen Pfad erfordert Aufmerksamkeit. Ich muss einen Konkurrenten vorbeilassen und bewundere die Eleganz, mit der der junge Orientierungsläufer über die Hindernisse federt. Ich hingegen lasse Federn!

Nun bäumt sich nämlich vor mir auf, wovor die Streckenerfahrenen warnten: der steile Weg in die Festungsanlage hinein! Auch die Dame, die sich an mir vorbeischiebt, kann keinen Sog entfalten. Wieder muss ich gehen! Die Verteidiger der Anlage könnten nun in Seelenruhe ihr heißes Pech von den seitlichen Mauern über mich ergießen. Wenigstens das bleibt mir erspart.

Letztes Drittel des finalen Anstiegs;
Quelle: Facebook, Festungslauf (nachbearbeitet)

Irgendwann ist es geschafft, und ich dringe in die Festung ein. Der hier aufgestellte Bogen dient offenbar nur der Verwirrung. Wir müssen noch entlang der Festungsmauer die ganze Anlage einmal umrunden. Die Länge der Runde von 1,3 km macht die gewaltigen Ausmaße der Verteidigungsanlage deutlich. Freud und Leid liegen hier eng bei einander. Der Ausblick in die Sächsische Schweiz ist traumhaft, aber noch eine Frau lässt mich hinter sich. Immerhin kann ich einen Vertreter der männlichen Konkurrenz einsammeln. Und dann ist urplötzlich und unerwartet (die Uhr hat erst 8,1 km gemessen) hinter einer Ecke der finale Zielbogen erreicht.

Na, da hätte ich ja auch noch ein bisschen mehr Gas geben können! Aber warum eigentlich (siehe oben)? Unter 50 Minuten wollte ich bleiben und bin mit meiner 48er Zeit, die für die Top Ten der Altersklasse gereicht hat, überaus zufrieden. 

Beim Aufbruch reicht der Blick bis nach Dresden, als die untergehende Sonne den Horizont rot erstrahlen lässt. Diesen Ausblick will ich mir in einem der Folgejahre nochmal verdienen! Vielleicht bringe ich dann sogar noch die Muße für eine Besichtigung der gestürmten Festung auf.

2 Kommentare:

  1. Ja, die wussten schon, warum sie ihre Festung so platziert haben, da könnte ja sonst jeder einfach so angerannt kommen! Krasser Lauf mit so einem Profil. Und ganz Gentleman der du bist, lässt du auch einzelnen Burgfräuleins den Vortritt!
    Glückwunsch zum Resultat! Die tolle Aussicht hast du dir redlich verdient!
    Liebe Grüße
    Elke

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    1. Danke, Elke! Nach der selbst gefühlten Anstrengung kann man sich etwas besser vor Augen führen, was der Bau unter damaligen Umständen bedeutet hat!

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