Samstag, 24. Mai 2014

Entblößer im Wald



Ich gehöre nicht zu jenen, die im Winter Socken in die Sandalen ziehen. Meine ewig kalten Füße verlangen nach kuscheligem Filz, der ihre Zehen wärmend umspielen möge. Doch jetzt bei sommerlicher Witterung gibt es keine thermischen Ausreden mehr. Die konsequente Fortsetzung des Laufens in Barfuß-Schuhen ist das Barfuß-Laufen. Ich wage mich baren Fußes in den Wald!

Bei der Durchquerung des urbanen Umfeldes trage ich noch Schuhe. Am Waldesrand jedoch lasse ich mich auf einer Bank nieder und die Hüllen fallen. Kaum sind die Füße ihres Schutzes beraubt, fällt mir auf, wie viele Glasscherben um die Parkbank verstreut liegen. Ich nehme nicht die Beine, sondern die Schuhe in die Hand und verlasse wachen Auges das Gefahren-Areal.

Dann wechsele ich in den Laufschritt und jogge auf kleinen Pfaden waldeinwärts. Erstaunlich, wie gut das geht! Auf dem festen Waldboden herumliegende Zweigsegmente, Wurzeln, Laub und Baumfrüchte stören nicht sonderlich meinen Schritt. Doch da, schon wieder die Hinterlassenschaften eines frustrierten Becks-Konsumenten! Unblutig gelingt mir auch diese Passage.

Der Pfad mündet in einen etwas breiteren Weg. Kleine Steinchen bedecken lose den Boden. Ich erwische einen davon genau mit der vorgeschädigten Stelle des linken Fußes. Aua, aua! Die Steinchen werden dichter. Nun geht es auch noch abwärts! Die Pein wächst. Ich muss gehen. Eine rettende Bank kommt in mein Sichtfeld. Vorsichtig trippele ich auf sie zu und beende dort mein Experiment, indem ich mir Socken und Schuhe über die unglaublich schwarzen Füße ziehe.

Nicht einmal einen Kilometer dürfte mein vorwitziger Ausflug lang gewesen sein. Auf glattem Untergrund, wie Asphalt oder festem Waldboden, sowie auf Sand, Wiese und Tartan ist barfuß laufen für mich möglich. Für spitze Unebenheiten – kleine Steinchen reichen da schon – sind meine Füße und ich noch zu weich.

14 Kommentare:

  1. Ganz schön mutig
    das würde ich mich nicht trauen
    mitten im Wald
    und noch das Glas mit eigenem Auge sehen
    krasser Versuch
    mal sehen
    ob und wann du den nächsten startest
    da wären mir meine Füße zu kostbar
    das traue ich mich nicht !

    Ob du die Tage danach etwas gespürt hast ???????

    AntwortenLöschen
  2. Barfuß laufen ist wirklich ein Genuß. Leider habe ich dieses Jahr noch nicht geschafft, wird aber bestimmt bald kommen!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Der Genußfaktor ist bei mir noch stark vom Untergrund abhängig.

      Löschen
  3. Quer durch den Wald barfuß zu laufen wäre nun nicht mein Ding. Gerade weil du selber schreibst das überall Scherben lagen. Ist mit zu gefährlich! Gut das du heile davongekommen bist!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, wahrscheinlich muss ich auch erstmal "klein" anfangen und im Stadion üben.

      Löschen
  4. Aua aua. Das tut schon beim Lesen weh. Ich laufe ja sehr gern barfuß auf Wiese. Aber im Wald wäre mir das zu gefährlich.
    Aber du hast es ja gut überstanden
    Liebe Grüße
    Helge

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Muss mir erstmal Hornhaut antrainieren, aber wo und wie?

      Löschen
  5. Mutig, mutig... Genau wegen der von Dir auch erlebten Steinchen, geschweige denn Scherben, wäre das nichts für mich. Am Strand hingegen natürlich schon.
    Ansonsten ist barfuß prima, zum Beispiel auf einem Barfußpfad. Das ist selbst bei kaltem Wetter schön, da habe selbst ich Frostbeule hinterher warem Füße!
    Und - weitere Experimente dieser Art geplant?
    Liebe Grüße
    Elke

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, ich würde das gern fortsetzen. Ich fürchte aber, wenn ich endlich Hornhaut antrainiert habe, wird es mir auch schon wieder zu kalt ohne Schuhe.

      Löschen
  6. Ein interessantes Experiment. Ich selber bin überhaupt nicht gerne barfuß unterwegs, von daher ist es sehr interessant Deine Erfahrungen zu lesen. Es ist schon erstaunlich wie verdreckt an manchen Stellen unsere Umwelt ist und wie wenig Rücksicht manche Zeitgenossen nehmen. Noch erstaunlicher finde ich, dass wir mittlerweile oft ganz bewusst hinschauen müssen um einige dieser vielen kleinen Verschmutzungen zu sehen. Leider scheinen wir uns so daran gewöhnt zu haben, dass das Gehirn einige dieser Informationen schon als unbedeutend herausfiltert. Erst wenn man barfuß auf der Parkbank sitzt fällt einem auf, wie viele Glasscherben offenbar darum verstreut liegen. Schade eigentlich.
    Dein Experiment aber werde ich mit Freude weiter verfolgen - so du denn weiter davon berichtest! :-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Es ist tatsächlich erstaunlich, was einem auffällt, wenn der Blick erst einmal in die entsprechende Richtung geöffnet ist.

      Danke für's Verfolgen ;-)

      Löschen
  7. Wow. Das nenne ich sehr mutig barfuß durch den Wald zu laufen. Ich kann verstehen, dass das Experiment zügig beendet war.
    Falls Du nicht sowieso bereits längst darüber nachgedacht hast... es gibt von Vibram Zehenschuhe die wirklich nur eine ganz dünne Sohle und eben die Zehen einzeln haben. Da geht jeder Stein durch vom Gefühl her, aber man verletzt sich eben nicht. Das könnte eine Alternative für Dich sein...
    Viele Grüße, Claudi

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hi Claudi,

      danke für den Tipp! Mit Barfuß-Schuhen bin ich ja meist unterwegs. Die Five-Fingers trage ich nicht, weil ich nicht einsehe, warum ich mir jeweils zwei Fremdkörper zwischen die Zehen stopfen soll.

      Viele Grüße!

      Löschen